In jeder Gehört.Gelesen lächelt er den Lesern von Seite zwei entgegen: der geschäftsführende Obmann des CIA – Karl-Heinz Fuchs. Der Oberösterreicher ist der Herausgeber des Fachmagazins.

Karl-Heinz Fuchs ist heute bilateraler CI-Nutzer: „Ich weiß, was es heißt gehörlos zu sein!“ Seit einem Motorradunfall 1970 ist er einseitig ertaubt, sechs Jahre später verlor er schrittweise auch das Hörvermögen der anderen Seite. „Das Radio war nur noch zum Abstauben da.“ Der Oberösterreicher, der früher die Melodien aus dem Radio mitpfiff, war mit 35 Jahren taub. „Man steht oft ‚daneben‘, wird immer passiver und verliert bald auch ‚gute‘ Freunde. Missverständnisse führen sogar zu aggressivem Verhalten.“ Ein ‚dickes Fell‘ habe er sich damals zugelegt.

Von den Nachbarn in Steyr wusste niemand, dass er taub war: „Ich konnte gut Lippen lesen.“ Doch seine Tochter musste er immer wieder ersuchen: „Bitte Michaela, sage ein anderes Wort dafür, ich kann das nicht ablesen.“

Auch das erste, analoge CI half kaum, die Elektrode lag außerhalb der Cochlea und verursachte zusätzliche Probleme. Als das erste digitale Mehrkanal-CI verfügbar wurde, war ihm klar: „Ich kann nichts verlieren.“

Das Blatt hat sich gewendet

Im September 1994 wurde in Innsbruck sein erstes, digitales CI-System aktiviert: Der damals 48-jährige Familienvater verstand auf Anhieb. „Nach der Erstanpassung in Tirol habe ich zum ersten Mal die Stimme meiner Tochter Michaela gehört!“, erinnert er sich immer noch bewegt. Er schwärmt von emotionalen Momenten: „Ein paar Wochen später konnte ich mit der Familie wieder die Weihnachtslieder mitsingen!“

Der nunmehr erfolgreiche CI-Nutzer beschäftigte sich mit den Einstellungsmöglichkeiten des Systems. Erst die Auswirkung einzelner Parameter in großen Schritten, dann in kleinen Abstufungen zur Feinanpassung: „Das waren hunderte Anpass-Versuche.“ Zwei Musikstücke, deren Klang ihm besonders gut in Erinnerung war, nutzte er als Referenz und Maßstab,  bis die Einstellung des Prozessors auch für Musik optimiert war.

„Mit dem digitalen Implantat hat sich das Blatt gewendet“, erinnert sich der CIA-Obmann. Die Spezialisten fragten ihn um seine Erfahrungen mit dem CI. Immer öfter nahm er an Studien teil, deren Ergebnisse in neue Entwicklungen einflossen. Er hatte persönliche Gründe für sein Engagement: „Ich wollte ja auch meinen CIA-Freund Hans vom digitalen CI überzeugen.“

Als Hans Horak aus privaten Gründen seine Arbeit beim CIA vorübergehend reduzierte, hat sein Trauzeuge Fuchs sich vermehrt um die bundesweiten Vereins-Agenda gekümmert – auch um die Zeitung: „Geschichten von Betroffenen kommen gut an – da können Leser Tipps für sich selbst entnehmen.“ Bis heute liest er als Herausgeber jede Ausgabe vor der Druckfreigabe.

Der CIA-Pendler

Wenn Karl-Heinz Fuchs in der Kindheit beim Opa in Niederösterreich auf Besuch war, ist er oft über die Donau geschwommen – bis dort, wo heute die Autobahn-Verbindung nach St. Pölten vorbei führt. Als 2002 in St. Pölten eine CIA-Gruppe gegründet wurde, half er mit seiner Erfahrung. Trude Moser wurde Vorstand. „Ich bin ihre Obfraustellvertreterin“, lacht der breitschultrige Mann: „Und CIA-Pendler.“ Generalversammlung, Vereins-Treffen in St. Pölten und in Wien, Hör-Tests an verschiedenen Unis; selbst auf dem internationalen Parket des EURO-CIU ist er seit Jahren zu Hause. Während Gleichaltrige längst im Ruhestand sind, besteht der ehemalige Schweißer gemeinsam mit der restlichen CIA-Delegation Small-Talk und fachliche Diskussionen auf internationalem Niveau.

Sohn Mario ist selbst hör-implantiert und bei CIA aktiv, Tochter Michaela begleitet den Papa nur selten. Der CIA-Obmann lacht verschmitzt: „Ich habe dann noch zwei Kinder dazu bekommen – per Frauentausch“. Gattin Maria begleitet ihn oft zu Vereinstreffen.

Angler-Latein

Viel Zeit für die Familie bleibt ihm bei all den Aktivitäten aber nicht: Für seine Tätigkeit bei CIA brauche es primär den Willen, auch für andere Gutes zu tun. Und dann natürlich  Zeit – Zeit, die manchmal in der Familie oder bei Freunden fehle. Die Arbeit des CIA ist dem Vereins-Obmann wichtig: „Der Arzt kann über die OP und den globalen Nutzen Auskunft geben. Ersichtlich wird dieser Nutzen erst, wenn der Kandidat sieht, wie ein Patient konkret mit seinem Implantat umgeht.“

Geduldig wartet Maria Fuchs etwas abseits auf das Ende des Gesprächs, während Karl-Heinz Fuchs über die Zukunft des CIA spricht. „Ich wünsche mir einen Nachfolger!“ Mit nunmehr 71 Jahren denke er an Ruhestand. „Meine zwei Enkelkinder haben mich schon gefordert: Wenn die Sonne scheint, dann gehen wir fischen.“

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