Der CIA ist ein österreichweiter Verein mit  Mitgliedern in allen Bundesländern. Bewährte Frauenpower im Osten Österreichs geht in regionalen Gruppen auf lokale Anforderungen ein.

„Na, was sagst Du? – Ich telefoniere mit dir!“, Gertrude Moser freut sich immer noch über Gespräche, die ohne Sichtkontakt gelingen. Selbstverständlich ist das nicht – nach der Implantation mit dem CI hat sie gut zwölf Monate um Sprachverstehen gerungen. Als Prof. Dr. Klaus Böheim und Dr. Alexander Nahler vom damaligen Landesklinikum St. Pölten sie animierten, eine Selbsthilfegruppe für CI-Nutzer zu gründen, hat sie sich das nicht zugetraut: „Ich hatte ja kein Selbstvertrauen mehr.“ Das hatte sie mit dem Hörvermögen gemeinsam verloren. Heute klopft die pensionierte Volksschullehrerin beim CIA-Treffen selbstsicher mit einem Löffel an den Gläserrand, um sich Gehör zu verschaffen. „Mit dem CI hat für mich ein neues Leben begonnen, auch mit und durch die Gruppe.“ Ein halbes Jahr Probelauf war vereinbart. „Jetzt sind schon 13 Jahre daraus geworden.“ Sie ist noch heute stolz auf die Rede, die sie in den Anfangsjahren ihrer Vereinstätigkeit bei einer Feier der St. Pöltner Klinik im Hippolyt-Haus hielt – vor dutzenden Festgästen.

Letztlich gab der Start der St. Pöltner Gruppe auch CI-Mama Hilde Renner den nötigen Mut, CIA-Burgenland zu gründen. Sie war von CI-Chirurgen und CIA-Präsidenten Prof. Dr. Wolf-Dieter Baumgartner zur Vereinsgründung animiert worden, aber ohne das Vorbild der anderen CIA-Landesvereine hätte sie sich den Schritt nicht zugetraut. Um 2004 wurden mehrere CIA-Bundesland-Gruppen gegründet, die Gruppen in St. Pölten und im Burgenland sind heute aktiv.

Dazugehören – auch ohne Weltreise zum Treffpukt

Bei der CIA-Generalversammlung beim Heurigen Wallner war ihre sonst zurückhaltende CI-implantierte Tochter Agnes ganz aus dem Häuschen. „Schau Mama, der hat das auch“, staunte das Kind über die vielen Erwachsenen, die wie sie selbst Hörsysteme nutzen. Für Agnes eine wertvolle Erkenntnis – diese mentale Hilfe möchte Mama Hilde auch jenen CI-Nutzern bieten, die nicht nach Wien zu Treffen kommen können. Die Familie lebt im Burgenland. Alle zwei Monate bietet sie dort Treffen an, zu denen zwischen drei und fünfzehn Mitglieder aller Altersgruppen kommen. Agnes ist mit 17 die Jüngste, die ältesten Mitglieder sind schon in Pension – manche bringen Partner, Geschwister und Eltern zum inklusiven Treffen mit. „Wenn wir zum Bowling oder Wandern gehen, kommen auch die, die sonst nichts brauchen. Und Weihnachten ist sowieso fix.“

Die Kontakte in der St. Pöltner Gruppe  gehen über das reine Vereinsleben hinaus. Für Obfrau Moser eine logische Konsequenz: „Wir waren bei der Gründung alle um die 50 oder darüber und mit dem gemeinsamen Handicap haben wir doppelt gut zusammen gepasst.“ Anfangs habe sie alle Mitglieder an bevorstehende Treffen erinnert, lacht sie. „Jetzt kommen eh alle freiwillig“, jeweils etwa 20 CI-Nutzer und Angehörige, manchmal mehr. Zum florierenden Vereinsleben gehören Theater- und Heurigenbesuche, Ausflüge, Sommer- und Weihnachtsfest. Die Vorbereitung der Ausflüge kann aufwendig sein: „Nicht jedes Gasthaus kann einen ganzen Reisebus voller Gäste bewirten“, geeignete Heurige seien oft schwer zu finden. Nicht nur der Gatte unterstützt bei der Vorbereitung von CIA-Veranstaltungen: „Auch meine Enkelkinder haben schon oft geholfen.“

Kein Auslaufmodell

„Wir sind ein Auslaufmodell“, klagt die Obfrau des CIA-Niederösterreichs über das Fehlen junger Mitglieder. „Das ist eine andere Zeit heute.  Mein Sohn hört seine Fortbildungsvorträge heute über Internet – das ist die Zukunft.“ Den persönlichen Kontakt könne das Internet aber nicht ersetzen.

Die altersheterogene Gruppe im Burgenland hat es einfacher. Obfrau Renner freut sich über neue Mitglieder und achtet darauf,  „dass es weiterhin so familiär bleibt.“ Die berufstätige Alleinerzieherin zweier fast erwachsener Kinder arbeitet an der Wiener Wirtschaftsuni und ist dort im Betriebsrat aktiv. Sie ist Obfrau des CIA-Burgenland, Kassier des österreichweiten CIA, leitet die Selbsthilfegruppe Schwerhörigenzentrum Burgenlandund vertritt in ihrer Region den Österreichischen Schwerhörigenbund – ÖSB.Jede Gruppe hat andere Schwerpunkte, die Vernetzung mit den österreichweiten Trägervereinen auf mehreren Ebenen schafft breiten Rückhalt für Mehrfach-Mitglieder. Vielleicht kommt für Hilde Renner im Herbst noch eine Tätigkeit im Gemeinderat ihrer Wohngemeinde dazu. „Ich habe ja sonst nicht so viel zu tun“, lacht sie fröhlich.

Bilder: Trude Moser, Hilde Renner

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