Junger Erfindergeist unter den CI-NutzerInnen in Österreich
Die siebenjährige Chiara weiß genau, wie man das Leben von CI-NutzerInnen leichter machen kann. Mit ihrem Vorschlag gewann sie beim Ideen-Wettbewerb ideas4ears einen Hauptpreis und bei der Siegerehrung im Juni 2023 in Innsbruck spannende Eindrücke und neue Freundinnen.
KEL (Kinder/Eltern/Lehrer)-Gespräch kurz vor Schulschluss: Chiara und ihre Eltern sind zum Gespräch mit der Klassenlehrerin eingeladen. Mama ist extra früher vom Büro heimgekommen. Auch Papa hat sich frei gemacht. Oma hat für Chiara vorher noch extra Schnitzel gemacht. „Tohuwabohu im ganzen Haus“, lacht ihr Vater im Rückblick. Um 15:00 Uhr begann das Gespräch mit der Lehrerin. Wenige Minuten später tupfte die Siebenjährige ihren Papa am Arm: „Mein Akku ist aus!“ Der volle Akku lag weit weg, zuhause im Ladegerät. Für Chiara war das Gespräch faktisch beendet.
Denn Chiara hört seit über sechs Jahren mittels Cochlea Implantat. „Mittlerweile vergessen wir das Hörsystem im Alltag völlig“, erklärt Chiaras Mutter. Bis auf den Wechsel des Akkus. „Wenn der leer ist, dann piepst es ein bisschen“, seufzt das Mädchen mit dem dunkelblonden, schulterlangen Rundhaarschnitt. „Und dann ist es gleich aus.“ Wenn die Volksschülerin dann gerade unterwegs ist und keinen Ersatzakku dabeihat, kann sie nicht mehr hinreichend hören.
Deswegen gehört der pünktliche Wechsel des Akkus in Chiaras Familie zur Tagesroutine, selbst dann, wenn noch etwas Restladung im Akku wäre. Doch wenn diese Alltagsroutine von etwas gestört wird, gerät der Routinehandgriff manchmal in Vergessenheit. Wie eben vor dem KEL-Gespräch; oder als Chiara beim Zirkus-Workshop Manege frei! war und plötzlich nicht mehr hören konnte, wie ihr die Kunststücke am besten gelingen würden.
„Die Wissenschaft von morgen basiert auf den Ideen von heute!“
Als Chiara vom MED-EL Kinder-Erfinder-Wettbewerb ideas4ears hörte, wusste sie daher gleich, was sie erfinden würde: Eine Akku-Vorwarnung, „die schon vorher piepst, zur gewohnten Zeit!“ Bei Chiara wäre das gleich nach dem Mittagessen. Chiaras Vater, ausgebildeter Techniker, unterstützt: „Vielleicht mit Künstlicher Intelligenz? Die kann dann auch berücksichtigen, wie lange der Akku jeweils noch halten wird.“ Eine tolle Idee, so befand auch die Jury des Erfinder-Wettbewerbs.
„Wir haben unseren jährlichen ideas4ears-Wettbewerb ins Leben gerufen, um junge Menschen auf der ganzen Welt zu inspirieren und ihnen Wissenschaft, Technik und Medizin auf unterhaltsame und kreative Weise näherzubringen“, stellt Geoffrey Ball den Wettbewerb vor. Der Erfinder des Mittelohrimplantats VIBRANT SOUNDBRIDGE leitet die Jury von ideas4ears: „Jedes Jahr ist unsere Jury überwältigt von den Ideen, die wir von Kindern ab sechs Jahren erhalten.
Sie könnten eines Tages Millionen von Menschen auf der Welt, die mit Hörverlust leben, wirklich zugutekommen. Die Wissenschaft von morgen basiert auf den Ideen und Erkenntnissen von heute. Wenn unsere Zukunft in den Händen unserer ideas4ears-Gewinnerkinder liegt, besteht kein Grund zur Sorge!“
Heuer reichten mehr als 200 Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren ihre Erfindungen ein; Kinder aus insgesamt 21 Ländern und vier Kontinenten. Chiara war mit ihrer „intelligenten Batteriewarnung“ eine der neun GewinnerInnen, die einander bei der Siegerehrung im Juni 2023 in Innsbruck trafen. Dort präsentierten sie neben ihren Erfindungen auch ihre Talente: Der neunjährige Danile aus Spanien spielte zum Beispiel auf der Geige, der neunjährige Ridaan aus Indien zeigte einige seiner Zeichnungen und Chiara führte einen Zaubertrick aus.
Neben den anderen Gewinnerkindern lernte Chiara in Innsbruck auch Martin kennen. Das ist jener Mitarbeiter der MED-EL CI-Fertigung, der Chiaras Implantat gebaut hat.
Erinnerungen sammeln und Freundschaften wachsen lassen
Die jungen ErfinderInnen und ihre Familien verbrachten ein ganzes Wochenende gemeinsam. „Toll war´s“, resümiert Chiara etwas schüchtern. Besonders spannend: „als wir in der Firma waren und die verschiedenen Räume gesehen haben.“ Im letzten Raum, dem Chirurgie-Trainingslabor, durfte sie sogar operieren. „Da war ein Skelett. Da musste man bohren und das CI einführen.“
Wieder zuhause zeigt Chiara stolz ihre drei „Höribald“-Plüschfiguren auf der Coach. Erinnerungen von verschiedenen Veranstaltungen rund ums Cochlea Implantat. Vom Treffen der ideas4ears-GewinnerInnen in Innsbruck hat Chiara auch etwas mitgebracht: einen durchsichtigen Würfel mit einer eingravierten Hörschnecke.
Den hat ihr Martin geschenkt, der Chiaras Implantat gebaut hat. Der Würfel war vor vielen Jahren Martins Einstandsgeschenk bei MED-EL gewesen. An die Siegerehrung in Innsbruck wird sich Chiara noch lange erinnern können: Die Taferlklasslerin kann zwar noch wenig Englisch, die meisten anderen der jungen GewinnerInnen kein Deutsch. Doch dank Übersetzungsapp auf den Smartphones der jeweiligen Mütter konnte Chiara mit den Schwestern des spanischen Gewinners Danile wunderbar plaudern. Mit den beiden Mädchen, mit denen sie sich angefreundet hat, möchte Chiara jetzt auch weiter in Kontakt bleiben!
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