Warum Lesen für Kinder mit Hörimplantat so wichtig ist

Der Großteil der Volksschulzeit widmet sich dem Erwerb der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen. Der Erwerb der Schriftsprache ist auch für Kinder mit Hörimplantaten wichtig, aber auch eine Herausforderung. 

Lesen für Kinder mit Hörimplantat

Die Macht des Lesens für Kinder mit Hörimplantat

Seit Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts die erste Druckerpresse mit auswechselbaren Lettern erfand und damit die kostengünstige und schnelle Erstellung größerer Auflagen von Schriftwerken ermöglichte, wurde die Fähigkeit zu lesen auch für den Alltag immer wichtiger. Lesen und Schreiben sind Basis für Ausbildung und Berufserfolg, aber auch Grundlage für viele Bereiche der Information und Allgemeinbildung: Man denke an Bedienungsanleitungen für GeräteBeipackzettel bei Medikamenten oder Informationen vom Hauseigentümer. Wer nicht soweit lesen und schreiben kann, den Sinn des Gelesenen zu verstehen, sowie Sachverhalte und eigene Bedürfnisse zu beschreiben, bleibt in vielen Bereichen des Alltags von der Unterstützung anderer abhängig. Schriftsprache kann auch helfen, wenn das akustische Sprachverstehen schwierig ist: durch Schriftdolmetscher bei Vorträgen und Veranstaltungen oder Untertitel bei TV-Nachrichten und Videos.  

Eltern haben beim Lesen einerseits Vorbildwirkung, andererseits fördern Eltern die positive Einstellung zum Lesen, wenn sie am Lesen ihres Kindes teilhaben. Für Kinder können Bücher den Horizont erweitern und helfen, ein größeres Vokabular zu entwickeln. Sie bieten Anlass für Gespräche, auch über Verhalten und Gefühle anderer. Sie sind Informationsquelle zu Themen, für die sich Kinder begeistern können – etwa Autos, Pferde oder Dinosaurier – und verschaffen Einblicke in Bereiche, denen Kinder sonst nie begegnen würden. 

Lesen bei einem Kind mit Hörimplantat beginnt nicht mit Schulbeginn

Erste Leseerfahrungen sammeln Kinder lange vor der Einschulung mit BilderbüchernWenn Sie mit Ihrem Kind ein Buch durchblättern, lassen Sie ihm genügend Zeit, die Bilder zu betrachten, bevor Sie mit ihm darüber sprechen. Kinder konzentrieren sich erst auf das, was sie sehen: Folgen Sie dem Blick Ihres Kindes, um zu erkennen, wofür es sich besonders interessiert  darüber wird es auch gerne sprechenBei Kindern am Anfang der Sprachentwicklung ist die Verlockung groß, einzelne Begriffe abzufragen: Von „Wo ist der Ball“ über „Was ist das?“ bis zu „Was macht der Hund da?“. Bleiben Sie dabei nicht stehen und stellen Sie zunehmend auch offene Fragen, um ein Gespräch über die Geschichte in Gang zu setzenWarum ist der kleine Tiger traurig?“, oder „Wieso versteckt sich Pauli jetzt?“ Später in der Schule werden Lehrer oft ähnliche Fragen im Anschluss an eine Geschichte stellen. 

Prinzipiell ist es Aufgabe der Lehrkräfte, das Alphabet zu vermitteln. Wenn Ihr Kind sich vor Schuleintritt für die Bedeutung einzelner Buchstaben oder Wörter interessiert, sollten Sie diese Neugierde aber nicht bremsen: Wissensdurst ist eine wesentliche Triebfeder für das Lernen.  

Erstes Lesealter für hörimplantierte Kinder

Finden Sie heraus, was in der Schule an Lesestoff gefordert wird und unterstützen Sie Ihr hörimplantiertes Kind entsprechend. Immer noch kann gemeinsames Lesen die Freude daran fördern. Wenn Ihr Kind ungern liest, können Sie einander abwechselnd vorlesenWenn Sie vorlesenlassen Sie Ihr Kind auch dann mitschauen, wenn es im Buch jetzt keine oder kaum Bilder gibt: Zeigen Sie mit dem Finger, wo Sie gerade lesenErmutigen Sie Ihr Kind, den Inhalt des Buches zu erzählen, und unterstützen Sie seine Sichtweise der Geschichte, damit es mit mehr Selbstbewusstsein in den Unterricht zurückkehrt. 

Wir lesen nicht nur in Büchern – es gibt beispielsweise auch Spiele, bei denen das Lesen einzelner Wörter oder kurzer Anweisungen Teil des Spieles ist, oder viele unterschiedliche Spielsteine müssen entsprechend einer Liste in der Spielanleitung ausgeteilt werden: Je nach Lesekenntnis überlassen Sie Ihrem Kind ruhig die Verantwortung, den anderen Spielteilnehmern vorzulesen. Das kostet zwar etwas Zeit, spart aber extra Lesetraining. Wenn es für das Verständnis nötig ist, können Sie den Text richtig wiederholen oder eine Korrektur als Frage formulieren – auf scharfe Korrekturen verzichten Sie so weit wie möglich 

Welchen Lesestoff Kinder spannend finden

Ihr hörimplantiertes Kind kann anderen Lesestoff bevorzugen, als Sie das im selben Alter getan hätten – das ist vollkommen in Ordnung! Verschaffen Sie Ihrem Kind Zugang zu unterschiedlichen Textsorten: Sachbücher und BelletristikComics und Fließtext, BücherZeitschriften und Nachrichtenseiten im Internet. Wenn Sie herausfinden, was Ihrem Kind an einem bestimmten Lesestoff gefällt, können Sie daraus ableiten, was als nächster Text in Frage käme: vielleicht Bücher, die zu den Hobbys und den Interessen Ihres Kindes passen, wie Geschichten über den Lieblingssänger oder über Sport? Gehen Sie gemeinsam in Buchhandlungen und lassen Sie Ihr Kind dort selbst auszusuchen! 

Wenn die Familie beim Frühstück oder zu anderen Gelegenheiten beisammensitzt, lassen Sie die anderen an einem interessanten Zeitungsartikel oder Twitter-Beitrag teilhaben. Machen Sie Ihr Kind darauf aufmerksam, wieso dieser Artikel auch für es selbst von Bedeutung ist, etwa: Schau: Deine Lieblingsband gibt am Samstag in unserer Stadt ein Konzert…“ 

MancheKindern hilft es, wenn sie ein Buch parallel zum Lesen auch hören können  Hörbücher sind eine wunderbare Möglichkeit für das Hörtraining Ihres hörimplantierten Kindes Achten Sie bei Hörbüchern aber unbedingt auf ungekürzte Aufnahmen. Tipps zu Hörbüchern für unterschiedliche Ansprüche finden Sie bei CIA bei den archivierten Beiträgen der gehört.gelesen in einer eigenen Kategorie ci-a.at/category/hoerbuecher/. Etwa vier Prozent aller Schulkinder kämpfen mit Lese-Rechtschreib-Schwächen. Für Sie gibt es auf www.buchknacker.at geeignete Unterstützung von Österreichs umfangreichster Hörbuch-Bücherei, die vom Blinden- und Sehbehindertenverband Österreichs betrieben wird. 

 

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