Ein Memoji mit Cochlea-Implantat
Der US-amerikanische Hersteller Apple hat neue Produktmerkmale angekündigt, die hörbeeinträchtigten Personen zugutekommen.
Aufmerksamkeit erregte die kalifornische Firma Apple, als sie am Internationalen Tag der Barrierefreiheit am 20. Mai 2021 neue Memojis ankündigte: dabei je eines mit Sauerstoffschlauch, mit Softhelm und mit Cochlea-Implantat.
Das nächste Software-Update von Apple hält aber weitere Verbesserungen für hörbeeinträchtigte Nutzer bereit. Zum Beispiel eine Kopfhöreranpassung, die in Kombination mit bestimmten Kopfhörern die Schallabgabe der individuellen Hörkurve anpassen kann. Die Funktion „Made-for-iPhone“ MFi zur Hörgeräte-Kompatibilität wurde für bidirektionale Übertragung erweitert: Bidirektionale Signalübertragung macht Hörhilfen zu vollwertigen Freisprechanlagen, das iPhone kann dann beim Telefonieren in der Tasche bleiben.
Gewollte und ungewollte Geräusche
Weiter Neuerungen arbeiten mit Geräuschen abseits der Sprache. Eine Geräuscherkennung kann auf bestimmte Geräusche achten – wie ein weinendes Baby, eine Türklingel oder eine Sirene – und den Nutzer benachrichtigen, wenn diese Geräusche erkannt werden.
Ein anderes Feature kann kontinuierliche, angenehme Rauschsignale erzeugen, um unerwünschte Geräusche teilweise zu überdecken und damit zu dämpfen. Als „Unterstützung der Neurodiversität“ gedacht, könnte die Option vielleicht manch Tinnitus-Betroffenen Erleichterung bringen?
In Kombination mit der Apple Watch kann das iPhone in Zukunft aber auch vor Lärmbelastung des Gehörs durch Umgebungslärm, aber auch durch zu laute Musik aus dem Kopfhörer warnen.
Unterstützung für Gehörlose regional begrenzt
Apple Maps wird Karten mit Fokus auf Unternehmen und Organisationen implementieren, die Gehörlose bevorzugen. Noch ist unbekannt, ob diese Karten über die USA hinaus gehen. Nur in den USA, Großbritannien und Frankreich wurde am 20. Mai der Apple-Service SignTime eingeführt, der für Apple Shop und Apple Support Online-Unterstützung eines Gebärdendolmetsch für die jeweils länderspezifische Gebärdensprache ASL, BSL beziehungsweise LSF bietet.
Nur FaceTime sollte bald überall selbständig Gebärden erkennen und unabhängig vom Audiosignal den gebärdenden Teilnehmer einer Gruppenkommunikation in den Vordergrund stellen. Mit Bild-in-Bild kann das auch so bleiben, während parallel ein Bildschirm beispielsweise mit dem Kalender geöffnet wird.
Neue Features am gewohnten Ort
Beim Apple iPhone versteckt sich unter „Einstellungen“ – „Bedienungshilfen“ die Option „Hörhilfen“. Mit „Hörgerätekompatibilität“ wurde ursprünglich die Induktion aktiviert, um mit Hörgeräten in Einstellung T für „Telefonspule“ kompatibel zu sein. Seit einiger Zeit bieten iPhones unter MFi, kurz für: „Made for iPhone“, für Hörgeräte mit MFi-Option Übertragung mittels Bluetooth LE. Bisher kann das Audiosignal übertragen werden, die Einstellung des Hörgeräts modifiziert oder der Modus „Live-Mithören“ aktiviert, mit dem das Telefon zum Handmikrofon wird.
Die neue Erweiterung des MFi zur bidirektionalen Kommunikation und die Lautstärkeanpassung der Kopfhörer werden wie gewohnt im Bereich „Hörhilfe“ zu finden sein. Die angekündigten Neuerungen bei Apple-Geräten sollen im Lauf des Jahres verfügbar werden. Die bidirektionale Kommunikation wird erst nutzbar, wenn auch die Hörhilfen die nötige Technologie implementiert haben.
Um Stereomusik in vollem Umfang zu genießen, auch wenn das Hörvermögen auf beiden Seiten sehr unterschiedlich ist, kann der Audioausgang auf Mono gestellt werden. Das und die Aktivierung sensorischer oder optischer Hinweise auf Anrufe und Nachrichten kann schon jetzt in den dafür eigenen Menüs eingestellt werden.
Telefonieren mit Hörhilfe
Die Linzer Firma Emporia entwickelt Handys speziell für Senioren und hat ein Augenmerk auf potentielle Hörprobleme der Nutzer; ähnlich der schwedische Hersteller Doro, internationaler Marktführer für Seniorenhandys, der in einer zweiten Produktschiene Sicherheitsprodukte für Senioren anbietet. Der Telekommunikationsanbieter Geemarc, 1974 in England gegründet, entwickelt seit 2001 Kommunikationssysteme für Personen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen: neben Telefonen und Handys auch Kopfhörer, Voice-To-Text Geräte, Induktionsschleifen und sogar Uhren, Wecker und Lichtsignalanlagen.
Besonders junge Menschen bevorzugen beim Smartphone allgemein gängige Marken. Lange waren Geräte von Nokia für gute Kompatibilität mit Hörgeräten bekannt. Doch auch die beiden Handy-Marktführer in Österreich, Samsung und Apple, sind kompatibel mit Hörhilfen. Neben dem normalen Audiosignal wurde lange Induktion, meist „Telespule“ genannt, genutzt; sie wird zunehmend von einer speziellen Bluetooth-Verbindung, dem „Bluetooth LE“, ersetzt.
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