Erfahrung mit Knochenleitungssystem BONEBRIDGE

Seit fast sechs Jahren hört Philipp nun schon am linken Ohr mit einem BONEBRIDGE Knochenleitungsimplantat. Bei Musik setzt er neuerdings sogar beim normalhörenden Ohr auf Knochenleitung.

Der 16-jährige Philipp ist froh, dass der Unterricht dieses Schuljahr wieder in Präsenzform stattfindet. Bei Videokonferenzen ist er mittlerweile zwar Profi, aber: „Über MS Teams kannst du schwer reiten!“, seufzt er. Reiten gehört für ihn zum Schulalltag. Seit der Schüler etwa drei Jahre alt war, sitzt er regelmäßig auf einem Pferd; seit zwei Jahren besucht er das Oberstufenrealgymnasium für Pferdewirtschaft in Tullnerbach. Er ist der einzige Bursche in einer Klasse mit 24 Mädchen – nur am Internat hat er zwei gleichaltrige Kollegen, die in die parallele Klasse der Fachschule gehen. Und er ist dort zurzeit auch der einzige Schüler mit einem BONEBRIDGE Knochenleitungsimplantat.

„Es hat sicher jeder einmal gefragt, was das ist“, bestätigt Philipp. „Ich sage dann immer: ein Hörgerät. Das reicht meist.“ Der Teenager sagt das so selbstverständlich, dass jede weitere Frage sich auch erübrigt. Tatsächlich gehört das System hinter Philipps linkem Ohr zu ihm, seit er knapp zehn Jahre alt war.

„Ohne BONEBRIDGE ist gleich alles leise“

Damals litt Philipp links wiederholt unter einem sogenannten Paukenerguss, einer Ansammlung von Flüssigkeit im Mittelohr, die bei Kindern gar nicht so selten vorkommt. Als mögliche Komplikation kann so ein Paukenerguss auch das Hörvermögen nachhaltig beeinträchtigen. Bei Philipp sind die Gehörknöchelchen Hammer, Ambos und Steigbügel verwachsen. Die Spezialisten der Wiener Klinik Landstraße (ehemals Rudolfstiftung) empfahlen daher, das Hörvermögen des Kindes mittels Knochenleitungsimplantat BONEBRIDGE wiederherzustellen.

„Wenn ich jetzt vergesse, den Prozessor hinaufzugeben, ist das gleich ein riesiger Unterschied. Das merke ich sofort!“, erzählt der Schüler. Mit dem anderen Ohr kann er zwar völlig normal hören, aber: „Wenn jemand links von mir steht, dann höre ich ihn ohne BONEBRIDGE nicht. Ohne dem Gerät ist es für mich sonst schon schwierig und jetzt mit den Masken verstehe ich ohne BONEBRIDGE gar nichts mehr.“ Deswegen hat Philipp auch immer Reservebatterien dabei.  „Damit ich nicht ständig nachfragen muss“, sollte die Batterie im System tagsüber den Geist aufgeben. „In der Schule müsste ich ohne BONEBRIDGE sonst in der ersten Reihe direkt vor dem Lehrer sitzen, damit ich ihn verstehe.“

Mathematik, Betriebswirtschaft und Traktorfahren

Das Oberstufenrealgymnasium für Pferdewirtschaft gehört zu den eher anspruchsvollen Schulausbildungen: Neben den allgemeinbildenden Unterrichtsfächern, die für einen Maturaabschluss und die Zulassung zum Universitätsstudium vorausgesetzt werden, gibt es zahlreiche zusätzliche Fachgegenstände: Veterinärkunde, Pferdehaltung und -zucht, Betriebswirtschaft, Rechtskunde, Landtechnik – und praktischen Unterricht im Reiten und Fahren. 37 Wochenstunden sind es insgesamt. An seine Höreinschränkung am linken Ohr hat Philipp nicht gedacht, als er diese Herausforderung wagte. Dank BONEBRIDGE ist er ja gewohnt, auch in einer großen Gruppe – einer typischen Schulklasse zum Beispiel – gut zu verstehen.

Nur vor dem Reitunterricht nimmt der Teenager seinen Audioprozessor ab: „Da verwenden wir ein CEECOACH“, ein speziell für den Reitunterricht entwickeltes Kommunikationsgerät, das mittlerweile auch beim Training im Rad- und Wassersport eingesetzt wird. Beim praktischen Unterricht an Philipps Schule gehört dieses Kommunikationsgerät auch für die normalhörenden Schulkolleginnen immer wieder zur Standardausstattung. „Damit habe ich ein Mikrofon um und ein Headset am rechten Ohr.“ Der Audioprozessor bleibt in dieser Zeit im Spint: „Der ist eh magnetisch, den hefte ich einfach an die Tür.“

Im zweiten Jahrgang, den Philipp gerade besucht, kommt zum regulären Unterricht zusätzlich die Vorbereitung auf den Traktorführerschein. „Wir fahren mit modernen Traktoren, die sind leise“, ist der Schüler froh, dass er bei den Fahrstunden den Lehrer dank BONEBRIDGE auch ohne weitere Hilfen problemlos versteht.

3D-Musik mittels Knochenleitung

Auch wenn Philipps aktuelle Ausbildung stark auf Landwirtschaft fokussiert, sieht sich der Jugendliche nicht zwangsweise als zukünftiger Pferdewirt. Er interessiert sich auch für Astrophysik und für Musik. Das Üben am Chello und am Klavier kommt durch den intensiven Schulalltag im Moment zwar zu kurz. Aber er hört Musik, wo immer es geht: beim Laufen, beim Pferde richten und natürlich auf der wöchentlichen Zugfahrt ins Internat und wieder zurück nach Hause.

„Da ist es oft ziemlich laut, Kinder schreien.“ Weil ihm das bei zwei bis drei Stunden Fahrtzeit manchmal doch zu viel wird, verwendet Philipp in der Bahn mittlerweile Kopfhörer mit Noise Cancelling und nimmt fallweise auch den Audioprozessor seines Implantats ab: „Dann wird gleich alles leise, als ob ich Ohropax drinnen hätte.“ Für die Bahnfahrt hat sich Philipp zu Weihnachten Knochenleitungskopfhörer gewünscht. Normalhörende Sportler verwenden Knochenleitungskopfhörer, um trotz Musik keine Umgebungsgeräusche zu verpassen, die bei der Sportausübung wichtig sind. Für Philipp bieten diese Kopfhörer eine Möglichkeit, die Musik auch ohne Audioprozessor in Stereo zu hören.

„Die BONEBRIDGE gibt mir sehr viel Lebensqualität“, ist der 16-Jährige überzeugt. Das Hören mit nur einem Ohr beschreibt er als schwierig und anstrengend, doch dank des Systems fühlt er sich weder beim Sport noch in der Schule eingeschränkt.  Wenn er nicht gerade in einem überfüllten, lauten Zugwaggon über Knochenleitungskopfhörer hört, genießt er auch Musik über sein Implantat: „Mit der BONEBRIDGE ist das wirklich ein 3D-Hören, besonders im Orchester!“

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