Über die medizinischen Erfahrungen im Bereich Hörimplantation in Thailand

Dies ist nun schon der 27. Bericht über meine internationalen Aktivitäten und nach Schweden, Kuwait, Ägypten, Malaysia, Kanada, Australien, Ungarn, Deutschland, Japan, Südtirol, Israel, Polen, Kolumbien, England, Philippinen, Singapur, Georgien, China, Hongkong, Taiwan, Tschechischer Republik, Neuseeland, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Rumänien folgt nun Thailand.

In den Jahren 2004 bis Ende 2008 war ich Gastprofessor für HNO an der Mahidol University Bangkok am Ramathibodi Hospital. Im Herbst 2003 fragte mich Univ. Prof. Chanida Chandaralp, Chefin der dortigen HNO-Abteilung, ob ich sie beim Aufbau eines soliden Cochlea Implantat-Programmes unterstützen könnte. In den 10 Jahren davor wurden immer wieder vereinzelt Cochlea Implantate mit wechselndem Erfolg in Bangkok vorgenommen, doch dies waren immer Einzelereignisse ohne substantielle Auswirkungen auf die thailändische Gesellschaft und Ärztecommunity.

Ziel war es, diesmal ein dauerhaftes, stabiles Cochlea Implantat-Programm in Thailand, eben in Bangkok, an der im Lande führenden Universitätsklinik zu etablieren.

Erste Implantationen in Bangkok

Im Jänner 2004 ging es los – meine erste Reise nach Bangkok. Als unmittelbare Folge dazu starteten etwas später die CI-Projekte in Malaysia ab 2005 und Singapur ab 2006 (siehe Berichte Nr. 4 und 16).

Das Ramathibodi Hospital ist ähnlich dem AKH Wien die führende Klinik Thailands. Die medizinische Ausstattung war hervorragend, moderne Zeiss-Mikroskope, Instrumente, Laser und Audiovision in jedweder moderner Form. Die Audio-Video-Ausstattung war besser als die im Wiener AKH. Beispielsweise wurden sämtliche meine Operationen live mit mehreren Kameras auf HD-Video aufgenommen. Am selben Nachmittag, so ab 14:00 Uhr, wenn wir die Nachbesprechung der OP mit den jungen Kolleginnen und Kollegen hatten, war die DVDs bereits fertig, teilweise geschnitten und jeder Anwesende bekam eine Kopie der ein oder zwei Vormittags-OP´s. Sollten Sie also in Thailand ernster erkranken, so ist das Ramathibodi Hospital die erste Adresse.

Meine Aufgabe war es, den Kolleginnen und Kollegen die Cochlea Implantation operativ beizubringen. In den Jahren habe ich über 30 CI´s in Bangkok operiert. An der Uniklinik selbst habe ich nur Babys und Kleinkinder operiert, später dehnte sich meine Tätigkeit auch auf das riesige private Bumrundgrad International Hospital aus. Dort wurden auch Erwachsene mit einem CI versorgt. Die Bumrundgrad-Klinik hat höchstes internationales Niveau und hält jedem Vergleich mit europäischen high-end Privatkliniken stand.

Beste Zusammenarbeit

Meine Tätigkeit wurde und wird von den thailändischen Kolleginnen und Kollegen sehr geschätzt. Ich war in Bangkok nicht als Tourist, sondern bewegte mich wie ein Einheimischer. Die Zusammenarbeit mit den bestens ausgebildeten und sehr motivierten Kollegen und Kolleginnen war ausgezeichnet. Für mich war es jedes Mal eine Freude und Bereicherung dort zu sein, was auch ein wenig am Wetter lag, vor allem, wenn bei uns Winter war.

Analog zu unserem Cochlea Implantat Austria Verein CIA hat sich auch in Thailand eine CI-Patientengruppe gebildet mit gemeinsamen Aktivitäten, Ausflügen und Festen. Noch heute bekomme ich Gruß- oder Glückwunschkarten von Patienten oder deren Eltern nach Wien.

Einer der Höhepunkte während meiner Arbeit war 2005 eine Audienz bei der Schwester des 2016 verstorbenen Königs Bhumibol, Prinzessin Galyani Vadhana, die auch fließend Deutsch sprach, da sie in ihrer Kindheit in Heidelberg lebte und in der Schweiz studierte. Sie hat die Cochlea Implantate sehr unterstützt. Heute bekommen alle betroffenen Thaikinder ein Cochlea Implantat auf Staatskosten, für bilaterale Versorgung muss das zweite CI von den Eltern bezahlt werden. Bei Erwachsenen zahlt die Regierung einen Zuschuss, etwa die Hälfte muss der Patient selbst aufbringen. Es gibt bei Cochlea Implantationen für Erwachsene jedoch viele spezielle Regelungen, je nach Berufsstand, Versicherung und Wohnort (Provinz). Es ist also durchaus möglich, dass auch ein Erwachsener sein CI auf Staatskosten bekommt.

Zu Beginn meiner Tätigkeit war das nicht so, damals war jedes CI eine reine Privatleistung. Dies hat sich dann im Jahre 2006 verbessert. Auch heute noch sind VIBRANT SOUNDBRIDGE oder BONEBRIDGE in Thailand Privatleistungen, daher die geringe Stückzahl.

Unsichere Zeiten

Aufgrund der politisch instabilen Situation musste ich mit Jahresende 2008 meine Tätigkeit in Thailand beenden, da meine Kollegen während der Rothemden Revolution nicht mehr für meine Sicherheit garantieren konnten. Das Ramathibodi Krankenhaus und insbesondere die HNO-Abteilung sind in unmittelbarer Nähe des Königspalastes gelegen, wo die meisten Ausschreitungen waren.

Obwohl ich seit 2008 nicht mehr in Thailand operiert habe, ist der Kontakt nach wie vor aufrecht. So hatte ich in den Jahren 2010 und auch danach zwei Kollegen von der HNO-Abteilung des Wattanapat Hospital Trang hier in Wien an unserer Klink zu Gast, um Cochlea Implantation zu lehren. Dies hat gut funktioniert und nun wird auch in Trang fast 1000 Kilometer südlich von Bangkok implantiert.

Die fünf Jahre, die ich zeitweise in Bangkok als Chirurg verbrachte, waren sehr speziell und so komplett anders als ein Thailand-Urlaub als Tourist. Das soziale Gefälle innerhalb des Landes ist unglaublich, die politischen Strömungen undurchschaubar. König Bhumipol hielt das Land und die Leute zusammen. Seit 2016 hat sich viel geändert. Nur der Tourismus und die Einnahmen daraus halten das Land am Laufen. Chinesische Begehrlichkeiten an der Nordgrenze zeichnen sich ab. Inmitten der Flüchtlingsbewegung bzw. illegalen Migration von Birma, Laos und Kambodscha ins gelobte stabile Thailand und dem seit 2016 herrschenden König Maha Vajiralongkorn wird sich zeigen, was die Zukunft bringt.

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