Privatklinik Laßnitzhöhe kann jetzt auch Hörrehabilitation für NutzerInnen von Cochlea Implantaten anbieten!

An der Privatklinik Laßnitzhöhe läuft seit 2022 ein Pilotprojekt zur Hörrehabilitation für Cochlea Implantat-NutzerInnen. Der Erfolg der Reha-Maßnahmen wird an der HNO-Universitätsklinik Graz evaluiert.

„Die Cochlea Implantation ist mittlerweile eine Standard-Operation, aber sie ist nur der erste Schritt“, weiß Priv.-Doz. Dr. Dr. Matthias Koiner-Graupp, AOA. Er ist CI-Spezialist an der HNO-Universitätsklinik Graz. Im Anschluss an die Operation müssen Hören und Verstehen mit Implantat geübt werden. In Österreich stehen dafür primär niedergelassene LogopädInnen und für Kinder die Hörfrühförderung zur Verfügung. Doch: „Mit der stationären Reha kommt man schon besser weiter.“

In Deutschland hat man Erfahrung mit stationärer Hörrehabilitation. In Österreich gibt es für Kinder seit März 2022 stationäre Hörrehabilitation beim kokon Rohrbach-Berg in Kooperation mit dem KUK Linz.[1]

Für erwachsene CI-NutzerInnen läuft seit Frühsommer 2022 ein Pilotprojekt zur Hörrehabilitation an der Privatklinik Laßnitzhöhe. Doz. Koiner-Graupp validiert mit seinem Team die Ergebnisse. Bisher konnten 13 PatientInnen erfolgreich rehabilitiert werden. Doch: „Die Nachfrage ist riesig. Wir haben nochmals so viele Patienten und Patientinnen in der Warteliste beziehungsweise beim Ansuchen um Genehmigung durch die Kasse.“

„Eigentlich war das ein Zufall“

Die Privatklinik Laßnitzhöhe ist als Klinik zur Rehabilitation für den Bereich Orthopädie und Neurologie ausgewiesen. Auch logopädische Therapie wird angeboten: für PatientInnen, die in Folge verschiedener neurologischer Erkrankungen auch von Sprachstörungen betroffen sind. So erinnert sich Prim. Dr. Eva Kronberger-Schaffer, Ärztliche Leiterin der Klinik, an jene Patientin, die in Bezug auf CI-Reha den Stein ins Rollen brachte: „Sie war wegen einer anderen Erkrankung bei uns und hatte im Rahmen des Aufenthalts auch logopädische Therapie.“

Die Cochlea Implantat-Nutzerin war so begeistert, dass sie ihren betreuenden CI-Chirurgen Doz. Koiner-Graupp fragte, ob nicht auch eine Hörrehabilitation an der Privatklinik Laßnitzhöhe denkbar wäre. Prim. Kronberger-Schaffer stand der Idee offen gegenüber: „Die Rahmenbedingungen bei uns sind sehr gut. Unsere LogopädInnen sind jung, dynamisch, gut ausgebildet und offen für Neues. Und unsere Klinik liegt in der Nähe von Graz“, und damit nahe der Grazer Universitätsklinik, die den steirischen CI-PatientInnen von Implantation und Nachbetreuung her vertraut ist.

Privatklinik Laßnitzhöhe ©SANLAS

Im Moment ein Pilotprojekt für Cochlea Implantat-NutzerInnen

„Jüngere CI-PatientInnen brauchen oft keine stationäre Reha, weil sie mit ambulanter Rehabilitation zurechtkommen“, weiß Oberarzt Koiner-Graupp aus Erfahrung. Haben besonders ältere CI-PatientInnen aber zuhause oft wenig Übungsmöglichkeit, benötigen Unterstützung bei der Handhabung und machen nur langsame Fortschritte beim Sprachverstehen, dann kann stationäre Reha der entscheidende Faktor sei: „Für diese Patientengruppe ist es gut, wenn drei oder vier Wochen hindurch kontinuierlich jemand da ist, mit dem sie üben und den sie fragen können.“ Sie überweist der CI-Spezialist zur stationären Rehabilitation.

„Ältere PatientInnen haben neben dem Cochlea Implantat meist auch anderen Grund zur Rehabilitation“, ergänzt Prim. Kronberger-Schaffer. „Wir füllen gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin den Rehabilitationsantrag aus und schicken den Antrag an die Versicherung.“ Im Rahmen des Pilotprojekts sucht die Privatklinik bei der Versicherung um Bewilligung auch zur Hörrehabilitation an. Bis die vorliegt, dauert es meist ein bis zwei Wochen; zurzeit weitere vier Monate, bis ein Reha-Platz frei wird.

„Die Nachfrage ist sehr groß. Wir können im Moment aber nicht mehrere PatientInnen gleichzeitig zur Hörrehabilitation aufnehmen, weil das unsere Ressourcen in der Logopädie überfordern würde.“ Für den Austausch untereinander sollten CI-NutzerInnen daher auch Angebote außerhalb der stationären Reha nutzen.

„Herzstück der Hörrehabilitation für Cochlea Implantat-NutzerInnen ist die logopädische Therapie!“

Bei jedem Durchgang kommt das technische Personal der Herstellerfirma je nach Bedarf ein bis zwei Mal hinzu. Es erklärt Handhabung und Zubehör und wenn notwendig, adaptiert es die Einstellung des Audioprozessors. Für psychosoziale Aspekte der Hörversorgung steht psychologische Unterstützung zur Verfügung. Sogar für eventuell indiziertes Schwindeltraining ist die Klinik gut ausgestattet.

„Das eigentliche Herzstück der Hörrehabilitation ist aber die logopädische Therapie mit Sprachtraining und auch mit Musiktraining.“ Bis zu zwei Einheiten pro Tag sind veranschlagt, doch Doz. Koiner-Graupp weiß: „Für viele PatientInnen ist das am Anfang des Aufenthalts sogar noch zu viel und zu anstrengend.“ Das Programm für den Reha-Aufenthalt wird individuell zusammengestellt und an die Bedürfnisse des/der Einzelnen angepasst.

Erfolgreiche Cochlea Implantat-Reha: „Im Sinn der Versicherer!“

„Immer nur zu sagen, es wäre toll, wenn wir eine stationäre Hörrehabilitation in Österreich hätten“, das war Doz. Koiner-Graupp zu wenig. Es brauche Zahlen zur Argumentation. „Es gibt bisher ja nur eine publizierte Arbeit aus Deutschland zu den Erfolgen einer solchen Maßnahme.“ Deswegen evaluiert er mit seinem Team an der HNO-Universitätsklinik Graz die Erfolge der Reha. Vor und nach dem Reha-Aufenthalt werden neben Hör- und Sprachverständnis auch Lebensqualität und Zufriedenheit mit dem Cochlea Implantat erhoben.

Bis kurz vor Ostern wurden Erfolge von zehn PatientInnen ausgewertet, deren Sprachverstehen sich jeweils um rund 20 Prozent verbessert hatte. „Ob ich im Gespräch um 20 Prozent mehr oder weniger verstehe, kann für Betroffene schon einen großen Unterschied machen“, weiß Doz. Koiner-Graupp. Das spiegeln auch die bisher positiven Rückmeldungen der PatientInnen wider. Prim. Kronberger-Schaffer erinnert sich an eine Patientin, die zu Beginn ihres Aufenthalts noch skeptisch war: „Auch sie hat ihre Meinung geändert, weil ihr die Therapie so wahnsinnig viel gebracht hat.“ Doz. Koiner-Graupp ist überzeugt: „Letztlich ist es im Sinn des Versicherers, dass implantierte PatientInnen möglichst gute Ergebnisse mit dem Cochlea Implantat erzielen. Sonst wäre die Implantation ja vergeudetes Geld.“

„Gruppentherapie für Cochlea Implantat-NutzerInnen wäre wünschenswert“

Die Cochlea Implantat-Reha an der Privatklinik Laßnitzhöhe ist zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch ein Pilotprojekt, das Ansuchen um allgemeine Zulassung läuft. Im Moment steht daher dort die audiologische Ausstattung für Hörtests noch nicht zur Verfügung. Deswegen verläuft der reguläre Zugang zum Pilotprojekt vorerst über die HNO-Universitätsklinik Graz, wo es für klinikfremde PatientInnen aber keine freien Ressourcen für audiologische Messungen gibt.

Darin sieht Doz. Koiner-Graupp kein gravierendes Problem: Wichtigster Schritt sei jetzt eine allgemeine Zulassung der Hörrehabilitation für CI-NutzerInnen durch die Versicherung. Er ist überzeugt: „Dann wird sich auch eine Lösung für den Zugang aus anderen CI-Kliniken finden.“ Prim. Kronberger-Schaffer hofft, in Zukunft auch Turnusse mit kleinen Gruppen von CI-PatientInnen und mit Gruppentherapie anbieten zu können.

Hörrehabilitation für Cochlea Implantierte im Luftkurort

Die Privatklinik Laßnitzhöhe bietet Rehabilitation und akutmedizinische Betreuung in den Bereichen Orthopädie und Neurologie. Es stehen FachärztInnen für diese und weitere Fachgebiete zur Verfügung, bis hin zu klinischen PsychologInnen und TCM-MedizinerInnen. Die an der Klinik arbeitenden LogopädInnen bieten Therapie bei Beeinträchtigungen von Sprache in Folge von Erkrankungen des Zentralen oder Peripheren Nervensystems und haben in Zusammenarbeit mit KollegInnen der HNO-Universitätsklinik Graz und eines CI-Reha-Zentrums in Deutschland Expertise zur Hörtherapie nach Cochlea Implantation entwickelt.

Für Reha-PatientInnen bietet die Privatklinik im Luftkurort Laßnitzhöhe 300 Betten in Einzel- und Doppelzimmern sowie Freizeitangebot und Komfort eines modernen Kurzentrums. Die Einrichtung in der Nähe von Graz gehört zur österreichischen SANLAS Holding, welche jährlich mehr als 10.000 Patienten betreut: an fünf Privatkliniken, zwei Ambulanzen und zwei Hotels sowie an sechs Partnereinrichtungen für pflegebedürftige PatientInnen.

[1] Vgl. gehört.gelesen Nr. 3.2022 Seite 18ff

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