Gefühle wahrnehmen hilft gegen Isolation, Angst und Depression

Susanne Blachowsky MSc. betreute als Sonderkindergartenpädagogin und mobile Frühförderin 27 Jahre lang Kinder mit Einschränkungen, auch hörbeeinträchtigte Kinder; seit 2004 ist sie als Psychotherapeutin tätig. Wir haben sie gefragt, warum es wichtig ist, Gefühle zu erkennen.

Ich muss die Gefühle anderer erkennen, um auf diese Menschen adäquat reagieren zu können. Das ist ebenso eine Grundlage für ein harmonisches, gesundes Zusammenleben wie die Fähigkeit, eigene Emotionen wahrzunehmen und verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen. Fehlt eine der beiden Fähigkeiten, wird man leicht zum Außenseiter und sozial isoliert.

Es gibt viele verschiedene Gefühle, doch selten verspüren wir ein einziges Gefühl isoliert. Mit diesem Gefühlscocktail adäquat umzugehen, ist für Kinder oft schwierig. Am Verhalten Erwachsener können sie sich dabei schwer orientieren, weil die ihre Gefühle häufig verbergen.

Warum verbergen Menschen ihre Gefühle?

Gefühle werden schnell bewertet. Gefühle wie Eifersucht oder Wut werden manchmal sogar bestraft. Deswegen beginnen manchmal schon Kinder, ihre Gefühle zu überspielen und zu verdrängen.

Die Psychotherapeutin Susanne Blachowsky hat durch ihre langjährige Erfahrung als Sonderkindergartenpädagogin und Frühförderin sehr viel Erfahrung mit hörbeeinträchtigten Kindern. ©Silvia Vogg

Im Erwachsenenalter kann das zu psychischen Beeinträchtigungen wie Depressionen oder Angsterkrankungen führen; ein Grund mehr, warum es wichtig ist, dass wir unsere eigenen Gefühle wertfrei wahrnehmen können. Für Kinder empfehle ich zu diesem Thema das Pop-up-Bilderbuch Das Farbenmonster.

Muss ich mein Gefühl benennen, um damit umgehen zu können?

Es geht primär darum wahrzunehmen, zu differenzieren und zuzuordnen. Emotionen zu benennen, wird dann im Laufe der Entwicklung immer wichtiger: weil Sprache hilft, Emotionen zu kanalisieren, zu kommunizieren und auch ein wenig das Gefühl der Kontrolle zu behalten.

Statt Gefühle verbal mitzuteilen, kann ich sie doch auch durch mein Verhalten zeigen?

Das kann für mein Gegenüber aber auch irritierend werden. Wenn ein Erwachsener sich auf diese kindliche Eben begibt, steht nicht mehr das erwachsene Ich im Vordergrund, sondern das Innere Kind: Damit sind in der Erinnerung gespeicherte Gefühle und Erlebnisse der Kindheit gemeint. Wenn diese Innere Kind getriggert wird, kann ich nicht mehr auf der Erwachsenen-Ebene reagieren. Das macht dann zum Beispiel eine altersgemäße Konfliktlösung schwierig.

Zusätzlich sind manche Reaktionen, wie schon erwähnt, gesellschaftlich negativ besetzt. Und mein Verhalten kann auch missverstanden werden. Selbst bei Gefühlen, die prinzipiell als positiv eingestuft werden, kann solch ein unerklärtes Verhalten zu einer Überforderung meines Gegenübers führen. Ein gelungenes Zusammenleben ist für uns Menschen das dringendste Bedürfnis. Daher wollen wir weder verurteilt werden, noch den anderen überfordern und vergraulen. 

Kontakt

Susanne Blachowsky MSc.

©Silvia Vogg

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