Tipps für Eltern zum Umgang mit dem Cochlea Implantat ihres Kindes

Respektvoller Umgang mit dem Cochlea Implantat von Beginn an ist wichtig! Wie Eltern ihr Kind unterstützen können, seine Hörgeräte und Implantate zu akzeptieren und zu nutzen. 

Ulrike Berndorfer

Die Versorgung mit einem Cochlea Implantat ermöglicht Ihrem Kind, das Hören zu erlernen. Wie Kinder auf die neue Hörunterstützung reagieren, kann unterschiedlich sein. Kinder reagieren sensibel auf Gefühle und Stimmungen ihrer Eltern. Spüren die Kleinen, dass Mama und Papa sich bezüglich der Hörsysteme nicht sicher sind, dann lehnen sie diese schnell ab. Die Überzeugung der Eltern: „Mein Kind braucht seine Hörhilfen“ gibt dem Kind hingegen Sicherheit.

Kinder entdecken und untersuchen ihre Hörhilfen auch. Das ist besonders dann typisch, wenn ein Kind gerade auch seinen Körper kennenlernt. Erwachsene sollten darauf möglichst gelassen und ruhig reagieren: die Geräte weitgehend emotionslos entgegennehmen und nach einer kurzen Pause wieder einsetzen. Oft ist es hilfreich, das Kind dabei abzulenken, indem sie ihm zum Beispiel etwas Spannendes in die Hände geben.

Falls ein Kind seine Hörhilfen wegwirft, ist es gut, wenn der/die Erwachsene sich die Geräte vom Kind in die offenen Hände legen lässt. Ein neutrales „Danke!“ motiviert das Kind, dem oder der Erwachsenen seine Hörhilfen zu übergeben.

Ein guter Tag beginnt…

Wenn die Hörhilfen abends zum Laden abgelegt werden, sollten sie einen fixen Platz haben. ©Daniel Zangerl

Die Hörhilfen sollten einen fixen Platz haben, den auch Ihr Kind mit der Zeit kennenlernt: Das kann zum Beispiel eine bestimmte Dose auf dem Küchenbord sein. Das vermeidet, dass die Hörhilfen an einem beliebigen Ort abgelegt werden und Sie in Folge Zeit und Energie in lästiges Suchen investieren müssen. Schon kleine Kinder beobachten die Abläufe beim Abnehmen und Weglegen der Hörhilfen: Sie suchen ihre Hörhilfen dann wieder dort auf, um sie einzufordern und dann auch aufzusetzen.

Loben Sie Ihr Kind, wenn die Hörgeräte eingesetzt sind. Freuen Sie sich mit ihm, dass es nun hören kann: „Das ist toll, jetzt hörst du etwas! Bravo! Das ist schön!“ Die positive Stimmung während des Einsetzens überträgt sich auf Ihr Kind und es verbindet die Hörhilfen mit Freude, Zuwendung und Bestätigung. Sie können auch ein bestimmtes Lied zum Ritual machen, indem Sie dieses Lied vorsingen, immer wenn die Hörgeräte eingesetzt werden. Kinder lieben Musik und hören aufmerksam zu.

Vertrauen stärken und Kraft schöpfen

Bei AkustikerIn, Arzt oder Ärztin, LogopädIn und anderen Fachleuten: Immer liegt der Fokus auf den Ohren Ihres Kindes. Dem Kind wird dabei viel Vertrauen abverlangt! Es braucht Einfühlungsvermögen und positive Erfahrungen, um dieses Vertrauen aufzubauen.

Sie können Ihr Kind dabei unterstützen: zum Beispiel, indem Sie von klein auf mit ihm Finger- und Körperspiele spielen, die ein Berühren und Streicheln der Ohren und des Gesichts positiv begleiten. Auch andere Bezugspersonen – Großeltern ebenso wie ältere Geschwister – können diese Impulse aufgreifen und mit dem Kind probieren. Damit lernt Ihr Kind, dass Berührungen im Gesicht Zuwendung und Spaß bedeuten.

Lernen ist anstrengend, auch Hören lernen. Kinder müssen die vielen Höreindrücke verarbeiten und ermüden gerade zu Beginn einer Hörversorgung oft rasch. Bauen Sie Hörpausen ein, indem Sie Umgebungslärm bewusst reduzieren und Ihrem Kind Zeit zum Rückzug anbieten.

Die Hörsysteme sind Teil Ihres Kindes!

Cochlea Implantate sind unverzichtbarer Teil des Kindes. ©Daniel Zangerl

Die Hörhilfen Ihres Kindes gehören Ihrem Kind. Sie sind sein Besitz, sein Eigentum – mehr noch: Sie sind Teil Ihres Kindes. Jedes Abnehmen unterbricht für das Kind die Hörwahrnehmung der Umgebung. Für uns hörende Personen ist diese Empfindung schwer nachvollziehbar, denn wir können den Hörsinn ja nicht einfach „abschalten“. Umso bedeutungsvoller ist der rücksichtsvolle und sensible Umgang mit Menschen, die nur durch dieses technische Wunderwerk hören können.

Weisen Sie Ihr Kind deswegen darauf hin, bevor Sie sein CI abnehmen, um es zum Beispiel zu überprüfen oder den Akku zu tauschen. Bereiten Sie Ihr Kind darauf vor, damit Ihr Kind sich emotional vorbereiten kann. Sie können zum Beispiel auf seine Ohren zeigen und erklären, dass Sie die CIs abnehmen werden.

Wertschätzung und Verantwortungsbewusstsein stärken

Bald können Kinder ihre CIs auch selbständig abnehmen, übergeben und anschließend wieder aufsetzen. Unterstützen Sie Ihr Kind in dieser Selbständigkeit: Lassen Sie es eigenständig seine Spule anlegen. Wenn Sie Ihr Kind auffordern, das Gerät abzunehmen und Ihnen zu übergeben, dann warten Sie in Ruhe, dass es der Aufforderung nachkommt. Beziehen Sie Ihr Kind auch bei der täglichen Pflege, technischen Wartung und Versorgung der CIs mit ein.

Kinder lieben bunte Farben und lustige Motive. Der Hersteller MED-EL zum Beispiel bietet farbliche Varianten bei der Neuwahl des Audioprozessors – bei der Erstversorgung und beim Upgrade – sowie während der Nutzung beim Wechsel der Spulen- und Mikrofonabdeckungen. Für die Spule von HdO-Prozessoren und für die Single-Unit-Prozessoren gibt es auch auswechselbare

Kinder lieben bunte Farben und lustige Motive – MED-EL bietet für die Spule von HdO-Prozessoren sowie für die Single-Unit-Prozessoren auswechselbare Musterabdeckungen in vielen Farben und Mustern. ©Daniel Zangerl

Musterabdeckungen. Diese Abdeckungen sind nicht teuer und können bei Bedarf ganz einfach wieder getauscht werden; die Mikrofon- und die Single-Unit-Abdeckung soll sogar regelmäßig getauscht werden!

Darf ein Kind Farbe oder Muster für die Abdeckung oder für ein neues System mit auswählen, hebt das meist seine Wertschätzung für und Freude an den Hörhilfen. Sollten Sie diese Möglichkeit beim letzten Wechsel versäumt haben: Kein Grund zur Sorge! Auch bestehende Systeme können für wenig Geld mit adhäsiv haftenden Design-Folien aufgemotzt werden.

Die Bedeutung von Namen und Bezeichnungen

Eltern benennen die Hörhilfen sehr unterschiedlich. Überlegen Sie, welche Art der Bezeichnung für Ihr Kind bedeutungsvoll ist. Die sachgemäße Bezeichnung „CI“ unterstützt den medizin-technischen Bezug und das Kind lernt von Beginn an, seine Hörhilfen richtig zu bezeichnen. Auch das familiäre Umfeld gewöhnt sich so von Anfang an an den Begriff „Cochlea Implantat“ und kann dann seine Erfahrungen und sein Wissen sachgerecht an andere Menschen vermitteln.

Im Lebensalltag Familie, Kindergarten, Schule, Beruf und Freundeskreis lernen Menschen mit dem Begriff „CI“ vertraut zu werden: Das unterstützt den Bezug und schlussendlich den sozialen Erfahrungswert sowie den Integrationsprozess in der Gesellschaft.

Logo Leben mit hoerverlust.at

Leben mit hoerverlust.at

Alles auf einen Klick! hoerverlust.at bietet Betroffenen und Angehörigen umfassende Informationen und Kontaktmöglichkeiten zu allen Bereichen, die Sie auf dem Weg zum Hören benötigen. Mehr zum informativen Wegbegleiter vom ersten Verdacht bis zur optimalen Versorgung finden Sie hier!

ZENTRUM HÖREN

Beratung, Service & Rehabilitation – für zufriedene Kunden und erfolgreiche Nutzer! Mehr zum umfassenden Angebot und engagierten Team des MED-EL Kundenzentrum finden Sie hier!