Meine Erfahrungen als Wiener Student mit Cochlea-Implantat

Mit Cochlea-Implantat an der Hauptuni Wien

Alexander Pusker

Ich studiere seit 2019 am Juridicum Wien Rechtswissenschaften und werde in absehbarer Zeit das Studium mit Cochlea-Implantat abschließen. Da das Studium größtenteils als Selbststudium ausgelegt ist, bin ich keinen wirklichen Nachteilen aufgrund des Cochlea-Implantats ausgesetzt. Bei Vorlesungen und Übungen schaue ich immer, dass ich mich ganz vorne hinsetze, um die Vortragenden bestmöglich zu hören und zu verstehen. Einzig im Audimax, dem größten Hörsaal des Juridicums, kommt es vor, dass ich nur einen der hinteren Plätze erwische. Da kann es durchaus passieren, dass ich nicht alles mitbekomme – auch weil die Vortragenden das Mikrofon manchmal nicht konsequent nutzen. Dieses Problem betrifft aber nicht nur mich als CI-Nutzer, sondern auch einige normalhörende KommilitonInnen. In kleineren Hörsälen ergeben sich diesbezüglich keine Probleme.  

Das Jus-Studium gehört zu den komplexeren Studiengängen, sodass die Vortragenden auch aufgrund von Verständnisschwierigkeiten öfters gebeten werden zu wiederholen. Das ist für mich ein Vorteil, da ich mir den Inhalt nochmals durch den Kopf gehen lassen kann.  

Am Juridicum sind die meisten Prüfungen mündlich, wobei das CI aber keinen Nachteil darstellt: Die ProfessorInnen sind diesbezüglich sehr nachsichtig. Nur während der Corona-Pandemie, als praktisch alles online war, war es bei den Vorlesungen, Übungen und auch Prüfungen über Zoom oder Microsoft Teams schwieriger. Das Juridicum Wien hinkt anderen Universitäten bei diesen Technologien nämlich hinterher: So stellen andere Universitäten Aufzeichnungen der Vorlesungen zur Verfügung, damit die Studierenden sie mehrmals anhören können. Transkriptionen wären auch sinnvoll gewesen oder wären noch immer sinnvoll. Das alles ist meiner Uni leider völlig fremd. Aber auch diese Probleme betrafen alle Studierenden, weil die Probleme an der Technologie des Juridicums lagen.  

Studium mit Cochlea-Implantat: Verlängerte Prüfungszeit und eigene Stipendien 

Bei den wenigen schriftlichen Prüfungen, die ich hatte oder noch haben werde, habe ich aufgrund meiner CIs Anspruch auf eine 25-prozentige Verlängerung der Prüfungszeit. Diesen Nachteilsausgleich muss ich rechtzeitig für jede einzelne Prüfung bei der Studienprogrammleitung beantragen. Wie die Abweichung von normalen Prüfungsbedingungen genau aussieht, ist aber bei jeder Universität unterschiedlich: Ich habe auch schon von doppelter Prüfungszeit gehört. Ich habe mich an das Zentrum für barrierefreies Studieren an der Universität Wien gewandt, deren MitarbeiterInnen wirklich sehr nett und unterstützend sind. Dort hatte ich ein persönliches Beratungsgespräch, bei dem wir diese Prüfungsabweichung festgelegt haben. Ich musste das noch von der Leiterin der Studienprogrammleitung genehmigen lassen, wobei das Zentrum für barrierefreies Studieren die Kommunikation für mich übernommen hat. Das verlief problemlos – mit dieser „Generalgenehmigung“ kann ich nun ebenso problemlos eine Abweichung der Prüfungsbedingungen bei schriftlichen Prüfungen beantragen.  

Ich empfehle jedem/jeder studierenden CI-NutzerIn auch, sich über Förderungen und Stipendien zu informieren: Die Universität Wien bietet zum Beispiel jedes Jahr ein Stipendium für Studierende mit Beeinträchtigungen an, in dessen Genuss ich schon mehrmals gekommen bin.  

Name: Alexander Pusker
Alter: 25 Jahre
CI Nutzer: Seit 2001 auf einem Ohr und seit 2004 auf beiden Ohren
Studium: Rechtswissenschaften in Wien seit 2019 

E-Mail: jugend@ci-a.at 

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