Neue Daten bestätigen: Hörversorgung senkt das Risiko für Demenz!
Neue Daten bestätigen, dass Hörverlust einer der vermeidbaren Risiken für Demenz ist; sogar einer der beiden wesentlichsten. Doch jede und jeder Einzelne kann sein individuelles Demenzrisiko senken!
Das Team um die Londoner Spezialistin für Alterspsychiatrie Prof. Gill Livingston, MBchB, MD, FRCPsych veröffentlichte die zweite Aktualisierung ihrer Untersuchungen über „Prävention, Intervention und Pflege von und bei Demenzerkrankungen“ im Wissenschaftsmagazin The Lancet. [1] Bereits 2017[2] und nochmals 2020[3] wies diese Gruppe Höreinbußen als den größten, beeinflussbaren Risikofaktor für spätere Demenzerkrankungen aus.
Bei dieser sogenannten Metastudie verglichen die ForscherInnen Daten aller Studien zum Thema weltweit und erlangten dadurch besonders aussagekräftige und zuverlässige Ergebnisse. Zu den bisher bekannten zwölf veränderbaren Risikofaktoren für Demenzerkrankungen kamen nun zwei weitere hinzu: Seheinschränkungen und erhöhter Cholesterinspiegel. In Verdacht stehen außerdem Schlafmangel, Ernährungsfehler, verschiedene Infektionserkrankungen und Entzündungen bis hin zu Zahnentzündungen sowie einige psychische und psychiatrische Erkrankungen, aber auch hormonelle Einflüsse.
Die aktuelle Studie bestätigt aber Schwerhörigkeit als besonders wesentliches Demenzrisiko: Je ausgeprägter die Höreinschränkung, desto höher das Risiko einer späteren Demenzerkrankung. Nach aktuellen Erkenntnissen sind erhöhte LDL-Cholesterinwerte und Schwerhörigkeit mit jeweils sieben Prozent die beiden größten vermeidbaren Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung.
Jede und jeder kann das individuelle Demenzrisiko senken!
Rein rechnerisch würden knapp die Hälfte weniger Menschen an Demenz erkranken, würden wir alle beeinflussbaren Risikofaktoren beseitigen. Tatsächlich beeinflussen einige der Faktoren einander gegenseitig, wie der Neurologe Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, dem ORF[4] gegenüber bestätigt. Als Beispiel nennt er den Einfluss von Hör- oder Sehkraftverlust auf die Kommunikation, was sich auf kognitive Fähigkeiten und soziale Interaktionen auswirke. Damit nennt er nur zwei der möglichen Folgen unbehandelter Höreinschränkungen, die sich zusätzlich auf das Demenzrisiko auswirken können.
Jeder und jede Einzelne kann das individuelle Demenzrisiko aber senken, indem er oder sie die einzelnen Faktoren bestmöglich vermeidet oder bei Bedarf eingreift. In Bezug auf Hörverlust: das Hörvermögen bestmöglich schützen, bei Bedarf adäquate Hörversorgung und -therapie, Sozialkontakte weiter pflegen und psychische Belastungen durch die Höreinbußen ansprechen!
WissenschaftlerInnen raten: Hörversorgung zur Demenzvermeidung!
Die Hypothese mancher ForscherInnen, Demenz und Hörverlust hätten gemeinsame, kardiovaskuläre Ursachen, womit Hörverlust lediglich ein Anzeiger für ein erhöhtes Demenzrisiko wäre, scheinen sich nicht zu bestätigen. Da aber das Demenzrisiko steigt, je länger Hörverlust andauert, vermuten die StudienautorInnen einen ursächlichen Zusammenhang: „Psychosoziale Folgen von Hörverlust wie Einsamkeit, Depression und soziale Isolation könnten eine Rolle spielen.“ Hörbeeinträchtigte Personen benötigen zudem höhere kognitive Ressourcen für das Zuhören und verfügen damit über weniger kognitive Ressourcen für andere Eindrücke, so die WissenschaftlerInnen. Das könne sich zusätzlich auswirken.
Nutzen hörbeeinträchtigte Personen Hörhilfen, erreichen sie damit ein: „signifikant geringeres Risiko für kognitiven Abbau und Demenz als diejenigen, die keine Hilfsmittel benutzen. […] Die Belege für den Nutzen von Hörgeräten in Bezug auf das Demenzrisiko werden immer deutlicher“, bekräftigen die StudienautorInnen. Sie raten mit Blick auf gesundheitspolitische Aspekte: „Die Einführung von Hörgeräten, um wirksam Demenz zu verhindern, wäre wahrscheinlich kostensparend.“
[1] Livingston G Huntley J Liu KY et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet standing Commission. Lancet. 2024, https://doi.org/10.1016/S0140-6736(24)01296-0
[2] Livingston G Sommerlad A Orgeta V et al. Dementia prevention, intervention, and care. Lancet. 2017; 390: 2673-2734 https://doi.org/10.1016/S0140-6736(17)31363-6.
[3] Livingston G Huntley J Sommerlad A et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet. 2020; 396: 413-446 https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)30367-6
[4] https://science.orf.at/stories/3226155/ am 2. August 2024, 9:58 Uhr
Sprachenvielfalt an der AHS
„Sprache hat in einer von Globalisierung und sprachlich-kultureller Vielfalt geprägten Welt große Bedeutung für die persönliche Entwicklung und die Wahrnehmung von Bildungs- und Lebenschancen“, so das Bundesgesetz für die Lehrpläne der AHS. Die Österreichische Gebärdensprache ist nun mitgemeint.
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