Bei Ertaubung nach Meningitis ist rasche Cochlea-Implantation wichtig!
Meningitis ist eine gefährliche Erkrankung mit sehr unterschiedlichen Ursachen und kann auch zur Ertaubung führen. Zeitnahe Cochlea-Implantation kann dann das Hörvermögen zurückgeben.
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Meningitis bezeichnet die Entzündung jener Bindehaut, die das Zentrale Nervensystem im Gehirn – „Hirnhaut“ – und im Rückenmark – „Rückenmarkshäute“- umgibt. Bakterien, Viren, Pilze oder als Komplikation anderer Erkrankungen – Meningitis kann sehr unterschiedliche Ursachen haben und hat oft einen bedrohlich raschen Akutverlauf.
Je nach Ursache und allgemeinem Gesundheitszustand des/der Betroffenen kann Meningitis auch lebensbedrohlich werden. Deswegen ist bei Anzeichen einer Hirnhautentzündung unverzüglich Arzt/Ärztin oder Spital zu konsultieren. Doch auch dann können bleibende neurologische Schäden auftreten, darunter auch Hörschäden bis hin zur Ertaubung.
Während andere neurologische Folgeschäden nicht oder kaum rehabilitiert werden können, können Cochlea-Implantate dem ertaubten Ohr das Hörvermögen zurückgeben. Da es in Folge der Meningitis häufig zu einer Verknöcherung der Hörschnecke kommt, drängt die Entscheidung zu einer Implantation. Betroffene, die nach Meningitis ertaubt sind und sich zur Implantation entschieden haben, berichten über sehr gute Hör- und Kommunikationserfolge.
Meningitis: viele Ursachen möglich
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Zahlreiche Organismen können Meningitis verursachen, darunter Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. ©Adobe Stock
Medial häufig diskutiert ist in unseren Breiten die sogenannte Frühsommer-Meningitis, kurz: FSME, die von Zecken übertragen wird. Auch Borreliose wird durch Zecken übertragen und kann zu Meningitis führen. Während es gegen FSME eine schützende Impfung gibt, ist das bei Borreliose noch nicht der Fall.
Neben diesen beiden Beispielen kann Gehirnhautentzündung auch durch viele weitere Erreger verursacht werden: von Bakterien über Pilze bis zu Viren. Impfungen gibt es gegen die bakteriell verursachte Meningokokken- und Pneumokokken-Meningitis, sowie die HiB-Meningitis. Auch viele Kinderkrankheiten können eine Meningitis nach sich ziehen.
So löst der Varizella-Zoster-Virus VZV, auch Humanes-Herpes-Virus-3 HHV-3 genannt, Feuchtblattern, also: Windpocken, aus. Hochansteckend schon bis zu zwei Tage vor Auftreten der ersten Symptome können Feuchtblattern in weiterer Folge auch eine Meningitis verursachen. Gegen Feuchtblattern und Mumps – einen weiteren potentiellen Auslöser von Meningitis – gibt es wirksame Impfungen, gegen zahlreiche andere Meningitis-verursachende Viren aber noch nicht.
Schutz vor Meningitis
Bei der Vielfalt möglicher Ursachen für eine Hirnhautentzündung stellt laut Weltgesundheitsorganisation WHO die bakterielle Meningitis die größte globale Belastung dar. Sie ist hochansteckend, löst immer wieder Epidemien aus und ist in Österreich daher meldepflichtig. Die verursachenden Bakterien werden jeweils auch für verschiedene weitere Erkrankungen verantwortlich gemacht. Die wichtigsten davon sind Meningokokken, Pneumokokken, Haemophilus influenzae – die aber nichts mit Grippe zu tun hat – und Streptokokken der Gruppe B.
Gegen einige Erreger von Meningitis gibt es allerdings wirksame Impfungen. Diese schützen direkt den Geimpften selbst gegen die jeweiligen Erkrankungen, aber – weil damit die Gefahr einer Ansteckung reduziert wird – auch jene Mitmenschen, die selbst nicht geimpft werden können: Säuglinge, die für die Impfung noch zu jung sind, oder kranke und alte Menschen, deren Immunsystem für eine Impfung zu schwach ist. Das gilt in erster Linie für nahe Angehörige.
Wenn zumindest 19 von 20 Personen geimpft sind, ist damit die gesamte Bevölkerung geschützt. Kinderlähmung ist ein Beispiel für eine Krankheit, die durch diese sogenannte Herdenimmunität in Österreich als ausgerottet gilt. Die WHO hat es sich zum Ziel gesetzt, Meningitis in ähnlicher Weise „bis zum Jahr 2030 zu besiegen.“
Die offene Wunde einer Operation oder Verletzung erleichtert Bakterien kurzfristig den Zugang in den Körper. Auch im Zusammenhang mit Cochlea-Implantationen wurden in der Vergangenheit fallweise Pneumokokken als Auslöser für Meningitis genannt.[1] Eine Impfung kann dieses Risiko aber beseitigen. Auch atraumatische CI-Elektroden, wie sie bei MED-EL verwendet werden, könnten ein potenzielles Risiko zusätzlich reduzieren.
Bei und nach einer Meningitis: Hilfe ist dringlich!
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Petra Trieb zu ihrer CI-Versorgung nach Meningitis: „Nie wieder zu hören, war für mich unvorstellbar: Ich habe sofort ‚ja‘ zur Implantation gesagt.“ ©privat
Im Fall einer Meningitiserkrankung werden häufig Nackensteifigkeit, Fieber, Verwirrtheit, Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen als Symptome beobachtet. Je nach Ursache und Verlauf der Erkrankung können unterschiedliche weitere klinische Merkmale hinzukommen. Bei Verdacht auf Meningitis ist jedenfalls unverzüglich ärztliche Hilfe zu rufen, da speziell bakteriell verursachte Meningitis lebensbedrohend ist! Besonders kritisch ist die Erkrankung bei Babys, da sie nicht nur weniger widerstandsfähig sind, sondern auch weniger typische Symptome zeigen, wodurch ihr kritischer Zustand leichter übersehen werden kann.
Auch bei erfolgreicher Behandlung können Komplikationen nicht ausgeschlossen werden. Wie bei der Steirerin Petra Trieb, die als 13-Jährige in Folge einer Pneumokokken-Meningitis ertaubte. „Das war eine große Krise für mich: von einem gesunden Mädchen zu einem gehörlosen. Nie wieder zu hören war für mich unvorstellbar.“ Im Fall einer Ertaubung kann ein Cochlea-Implantat, kurz: CI, das Hörvermögen zurückgeben: Die ertaubte Hörschnecke, lateinisch: „Cochlea“, wird umgangen und der Hörnerv direkt stimuliert. „Heute höre ich alles: Ich verstehe meine Kinder, kann Musik hören, fernsehen, ins Kino gehen und telefonieren.“
Allerdings ist im Fall einer Ertaubung durch Meningitis nochmals rasche Reaktion wichtig: In den Monaten nach dem Abklingen der eigentlichen Erkrankung kommt es in zahlreichen Fällen zur Verknöcherung der Hörschnecke. Dann wäre das Inserieren der CI-Elektrode nicht mehr oder nicht mehr vollständig möglich. Die Entscheidung für ein CI ist bei einer Ertaubung in Folge einer Meningitis daher drängend. Für Petra Trieb eine klare Sache: „Nie wieder zu hören, war für mich unvorstellbar: Ich habe sofort ‚ja‘ zur Implantation gesagt.“
[1] Wissenschaftliche Begründung für die Änderung der Empfehlung zur Indikationsimpfung gegen Pneumokokken, Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr. 36 S. 351ff, 8. September 2014
Meningitis: die wichtigsten Fakten
Zahlreiche Organismen können Meningitis verursachen, darunter Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. Besonders besorgniserregend ist die bakterielle Meningitis: JedeR sechste PatientIn weltweit stirbt daran, eineR von fünf erleidet schwere Komplikationen – darunter auch Höreinbußen bis hin zur Taubheit. Impfungen können gegen die wichtigsten Erreger zuverlässig schützen:
- Meningokokken: im kostenfreien Impfprogramm für Schulkinder enthalten
- Pneumokokken: im kostenfreien Kinder-Impfprogramm enthalten, vor CI-Operation empfohlen
- Haemophilus influenzae Typ B, kurz: HiB: Teil der kostenfreien 6-fach Impfung für Kleinkinder
- Varizellen-Impfung (Feuchtblattern): empfohlen, doch kostenpflichtig
- Mumps: für Kinder Teil der kostenfreien Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR)
- FSME: regelmäßige Impfung empfohlen
Typische Symptome sind
- Nackensteifigkeit
- Fieber
- Verwirrtheit
- Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
Bei Kleinkindern und Säuglingen auch
- Trinkunlust
- Apathie
- vermehrtes Schlafen
- schrilles Schreien
- Krampfanfälle
- vorgewölbte Fontanelle
Bei Verdacht auf Meningitis ist unverzügliche medizinische Hilfe wichtig!
CI nach Meningitis
Kostet eine Meningitis das Hörvermögen, kann ein Cochlea-Implantat dieses wiederherstellen. Da Meningitis-PatientInnen zu Verknöcherungen des Innenohrs neigen, ist eine rasche Entscheidung und Durchführung dringend geraten! Die Implantation ist dann aber vielversprechend, wie zahlreiche Erfahrungsberichte zeigen.
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