Verstopfte Nase: ein häufiges Problem in den Wintermonaten

Die Nase und unsere Probleme mit ihr sind in der kalten Jahreszeit immer Gesprächsthema, mit dem Einfluss von SARS-CoV-2 auf Atmung und Riechfunktion heuer doppelt. Doch nicht nur zur Lunge, auch zum Rachen, zu den Nasennebenhöhlen und sogar zu den Ohren hat die Nase eine direkte Verbindung.

Frau mit der verstopften Nase ©Adobe Stock

Der normale, physiologische Atemweg des Menschen verläuft durch die Nase. Beim Einatmen passiert der Luftstrom den unteren und mittleren Nasengang, bevor er über die Luftröhre die Bronchien, die luftleitenden Teile der Lunge, erreicht. Von der Atmung nicht direkt betroffen ist unser Riechorgan: Wenn wir den Duft frisch gekochter Speisen in der Küche oder das betörende Parfum unserer Begleitung beim ersten Date schnuppern, dann tun wir das im oberen Nasengang, der an der Atmung nicht beteiligt ist.

Bei der Atmung hat die Nase drei wichtige Aufgaben: Sie befeuchtet, filtert und erwärmt die Luft - für die Lunge sollte die Luft idealerweise eine Temperatur von 32 Grad Celsius haben. Wenn die Nasenatmung erschwert ist oder die Nase ständig läuft, kann das unser Wohlbefinden schwer beeinträchtigen. Verschiedene Ursachen können solche Probleme auslösen: Nicht nur die frühsommerlich aktiven Pollenallergien können zu regelmäßig verstopfter und laufender Nase führen, auch Allergien gegen Hausstaubmilben, Tierhaare oder -exkremente sowie gegen verschiedene chemische Substanzen sind bekannt. Pilzerkrankungen im Naseninneren können ebenso zu Atemproblemen führen wie Bluthochdruck, der eine trockene Nase verursachen und damit Nasenfluss auslösen kann.

Besonders häufiger Grund für nasal bedingte Atemprobleme sind aber Fehlbildungen und Entzündungen. Letztere können auch auf benachbarte Areale übergreifen und sogar bis ins Mittelohr vordringen, wenn Viren oder Bakterien ihren Weg durch die Eustachische Röhre nehmen.

Wenn es in der Nase chronisch eng ist

Die Nase reicht acht bis zehn Zentimeter in den Schädel und geht unten in den Gaumen, seitlich und oben in die Nasennebenhöhlen über. Bei jungen Menschen ist die knöcherne Struktur der Nase früher ausgewachsen und erreicht ihr endgültiges Gefüge, als das auf die knorpeligen Teile zutrifft: die formgebenden Knorpel im äußeren Bereich und der Nasenscheidewand, die das Naseninnere in zwei Räume separiert. Bei vielen Menschen ist für das Wachstum dieses Septumknorpels dann nicht genug Platz und er verbiegt sich, was die Luftströmung beeinträchtigt.

Die anatomische Situation der Nase ist mittels Computertomografie, Magnetresonanztomografie, oder Digitaler Volumentomografie zu beurteilen. Behindern Fehlentwicklungen der Nasenscheidewand oder auch der Nasenmuscheln den Luftstrom, statt ihn zu leiten, kann das am zielführendsten der Chirurg im Rahmen einer sogenannten Septumdeviation korrigieren.

Die Chirurgie ist aber natürlich der letzte Schritt, besonders im hochsensitiven Gesichtsbereich, und wird dort auch bei relativ kleinen Eingriffen immer unter Vollnarkose durchgeführt. Immer wird erst untersucht, wie weit auch andere Ursachen den Luftstrom stören und wie groß der Anteil einer Fehlstellung an etwaigen Atemproblemen ist, bevor diese Fehlstellung eventuell operiert wird.

Die Schnupfennase

Schnupfen ist ein Filtrat des Blutes und kommt aus den Endothelzellen, den Blutkörperchen der Nasenarterien-Versorgung.

Besonders bei älteren Personen oder Menschen, die mehrfach täglich von warmer in kalte Umgebung und umgekehrt wechseln - beispielsweise Bauern oder Arbeiter im Kühlhaus - leiden bei diesen Wechseln mitunter unter überschießenden Gefäßreaktionen, die zu Schnupfenbildung führen: Selbst der Dampf der warmen Suppe kann dann den Griff zum Taschentuch notwendig machen. Diese sogenannte Vasomotorische Rhinitis ist mitunter sehr unangenehm, aber relativ harmlos.

Bei der klassischen Erkältung handelt es sich um einen akuten Infekt, bei dem die Becherzellen in der Nase infiziert werden. Greift die Infektion auf die anschließenden Nasennebenhöhlen über, kommt es zur Nasennebenhöhlenentzündung, auch: Sinusitis. Besonders schmerzhaft sind dabei Kiefer- und Stirnhöhlenentzündungen, aber auch die Siebbeinzellen über der Nase zwischen den Augen können sehr schmerzhaft entzündet sein.

Akute Entzündungen äußern sich mit Fieber und plötzlich beginnendem Ausfluss aus der Nase, gelblich verfärbt und oft mit einem Stich ins Rötliche. Entzündungen sind stets schmerzhaft, oftmals ein stechender Schmerz. Viele solcher akuten Entzündungen in Serie können chronifizieren: Von chronisch spricht man, wenn die Entzündung zumindest ein Jahr lang anhält oder immer wiederkehrt. Das Risiko zu Chronifizierung steigt bei häufigen subklinischen Belastungen der Atemwege - zum Beispiel durch Klimaanlagen oder durch erhöhte Staubbildung, berufsbedingt zum Beispiel bei Tischlern.

Verstopfte Nase: Hausmitteln gegen Schnupfen

Schnupfen und das Hören

Zu einer Verkühlung oder grippalem Infekt gehören typischerweise auch Halsschmerzen, wenn die Entzündung den Rachenraum erreicht. Von dort können sich die verursachenden Viren oder Bakterien auch in die Eustachische Röhre und im Einzelfall sogar bis in das Mittelohr ausbreiten.

Die Eustachische Röhre ist eine Verbindung zwischen Rachenraum und Mittelohr, die den Druckausgleich zwischen dem sonst hermetisch abgeschlossenen Mittelohr und dem äußeren Luftdruck gewährleisten soll. Macht das entzündungsbedingte Zuschwellen der Eustachische Röhre das unmöglich, führt das bei normalhörenden Personen oder Nutzern von konventionellen Hörgeräten zu vorübergehenden Höreinbußen. Lösen die Erreger sogar eine akute Mittelohrentzündung, Otitis Media, aus, kann auch das Hören bei Nutzern von Mittelohrimplantaten beeinträchtigt sein.

Erfahrungsgemäß berichten auch Nutzer von Cochlea-Implantaten immer wieder von merkbaren Höreinbußen während eines Schnupfens.

Dauerhafte Probleme entstehen nur, wenn Mittelohrentzündungen chronifizieren. Treten im Zuge einer Verkühlung oder eines grippalen Infekts auch Ohrenschmerzen auf, sollte aber jedenfalls der Arzt hinzugezogen werden.

Einfluss von MNS-Masken

Früher waren es vereinzelte asiatische Touristen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Mund-Nasen-Schutz-Maske anzutreffen waren. Seit die Sars-CoV-2 Pandemie Europa geißelt, ist die MNS-Maske in wechselhaftem Umfang in öffentlichen Bereichen verpflichtend.

Die verschiedentlich geäußerte Sorge, MNS-Masken könnten die Gesundheit des Trägers nachteilig beeinflussen, ist im Wesentlichen nicht angebracht: Es gibt wenige Fälle chronischer Nebenhöhlenentzündungen, bei denen das Tragen von MNS-Masken nicht optimal ist. Das betrifft jene chronischen Entzündungen, deren Ursprung ein Missverhältnis im Wasserstoffgehalt der Luft ist - die amerikanische Fachliteratur spricht in diesem Zusammenhang vom Sick Building Syndrom: Verursacher sind Klimaanlagen, die im Sommer mit sehr trockener Luft sehr stark herunterkühlen, oder im Winter Zentralheizungen, besonders wenn in diesen Räumen viel gesprochen werden muss.

In allen anderen Fällen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, dass die MNS-Maske eine gesundheitliche Beeinträchtigung mit sich bringen könnte. Im Gegenteil ist Mund-Nasen-Schutz neben den Corona-Viren auch gegen andere Infektionserkrankungen wirksam: vor dem saisonalen Schnupfen ebenso wie gegen Adeno-Viren, gegen Grippe, ja sogar gegen Masern schützt die Maske ausgezeichnet.

Erste Hilfe gegen laufende oder verstopfte Nase

Bewährte Hausmittel gegen akute, nasal verursachte Atembeschwerden sind Inhalieren, Nasensprays oder -tropfen mit Meersalz sowie abschwellende Nasentropfen, -öle und -salben.

Chronische oder häufig wiederholt auftretende Beschwerden sollten aber immer vom HNO-Arzt sorgfältig abgeklärt werden: Endoskopie und auch wiederholte Abstriche sind dabei meist nötig. Manche chronische Nasenbeschwerden können relativ einfach gelindert werden: Verursachen trockene Nasenschleimhäute chronischen Nasenfluss, so können Mentholsalben und -inhalationen helfen. Gegen Vasomotorische Rhinitis - Schnupfen bei Temperaturwechsel - können Tabletten helfen, welche Schnupfenbildung unterdrücken. Der Facharzt kann auch den Sinn operativer Abhilfen klären.

Sauerstoff ist das beste Mittel gegen Bakterien aller Art. Sauerstoffzufuhr zu den entzündeten Bereichen ist daher in der Behandlung bakteriell verursachter Entzündungen wichtig. Vorbeugend können ausreichendes Lüften und viel Bewegung an frischer Luft helfen. Ebenso hilft es, genügend Luftfeuchtigkeit beispielsweise mittels Luftbefeuchter zu gewährleisten. Meersalzsprays mit Algen können bedenkenlos auch vorbeugend eigesetzt werden.

Anm. d. Red.: Der Beitrag entstand auf Anregung durch ein Fernsehinterview bei „Meryn am Montag: Nase chronisch zu - was tun?“ ausgestrahlt am 23. November 2020 auf ORF III, wobei die Thematik im Beitrag hinsichtlich resultierender Hörprobleme ergänzt wurde. 


WISSENSWERT

Digitale Volumentomografie DVT 

Die DVT gehört wie konventionelle Röntgenbilder oder Computertomografie CT zu jenen bildgebenden Untersuchungsverfahren, welche die Technologie der Röntgenstrahlung benutzen. DVT bietet im Gegensatz zum konventionellen Röntgenbild eine dreidimensionale Darstellung ähnlich dem CT, verursacht aber eine deutlich geringere Strahlenbelastung als CT-Untersuchungen und kann wie Magnetresonanztomografie MRT sogar Weichteile abbilden. Zurzeit ist die Einsatzmöglichkeit von DVTs auf die Bereiche HNO und Zahnmedizin beschränkt.

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