Von der Rassel bis zum Klavier gibt es viele Musikinstrumente – für erste Hörspiele reicht aber oft die alltägliche Geräuschkulisse oder sogar der eigene Körper als Klangquelle.
Tönendes Spielzeug von der Trommel bis zum Spielzeugpiano kosten Eltern oft Nerven. Und doch ist gerade diese Art von Kleinkinderspielzeug besonders für hörbeeinträchtigte Kinder ein wertvoller Beginn für Spiele zum Hören. Neben klassischen Singspielen gibt es eine Reihe anderer Spielaktivitäten, mit denen man diese Art des Spiels fortsetzen kann. Wir haben einige Spielideen zusammengestellt, bei denen auch die hörenden Geschwister oder Nachbarskinder gerne mitspielen werden.
Küchenorchester: Gerade in der ersten Phase des Hörens macht es besonders Freude, einen neuen Klang zu entdecken und ihn auch selbst auszulösen. Selbst die Kontrolle über dieses Geräusch zu haben, macht den Reiz einer Rassel oder Trommel aus. Aber sogar für etwas größere Kinder ist es reizvoll, Alltagsgegenstände zu Percusion-Instrumenten umzubauen. So wird aus einer Dose mit rohem Reis eine Rassel, aus den Deckeln zweier Töpfe werden Tschinellen, während Topf und Kochlöffel ein einfaches Schlagzeug ergeben. Ganze Orchester entstehen so.
Natürlich kann auch unser Körper mitspielen. Wie klingt es, wenn wir klatschen, mit den Fingern schnipsen, mit den Füßen stampfen oder mit unserer Stimme verschiedene Klänge erzeugen?
Instrumente raten: Die Kinder schließen die Augen, während sie mit einem dieser Instrumente ein Geräusch machen. Wer weiß, welches Instrument das war?
Stöckelschuhe, Gummistiefel, Hausschuhe – auch Schuhe klingen unterschiedlich. lhr Kind soll erraten, mit welchem Paar Schuhen Sie durch den Raum gegangen sind.
Geräuschememory: Sammeln Sie gleichartige verschließbare Behälter (Plastikeier, verschließbare Eisbecher oder andere verschließbare Becher). Füllen Sie jeweils in zwei Behälter das gleiche Material (Reis, Nudeln, Münzen, … – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.) Achten Sie darauf, jeweils die gleiche Menge einzufüIIen. Nun wird Memory gespielt.
Ton suchen: Spielen Sie lhrem Kind auf dem Glockenspiel, Xylophon, Klavier oder einem anderen verfügbaren Tasteninstrument einen Ton vorn. Ihr Kind darf Ihnen dabei nicht zusehen. Anschließend soll es durch Ausprobieren den Ton finden. Zu Beginn grenzen Sie die Möglichkeiten auf wenige Tasten oder Stäbchen ein, später können Sie den möglichen Tonbereich erweitern oder kurze Klangfolgen erraten lassen.
Geräuschejagd: Gehen Sie mit lhrem Kind auf klangliche Entdeckungstour. Fotografieren Sie die Geräuschquellen und wenn möglich nehmen Sie interessante Geräusche auf. Zuhause drucken Sie die Bilder aus, hören Sie die Aufnahmen gemeinsam an und überlegen Sie, was zu hören ist. Wer es weiß, zeigt auf das passende Bild.
Oder Sie betrachten die Bilder und versuchen die zugehörigen Geräusche nachzumachen.
Lauschen bei geöffnetem Fenster: Setzen Sie sich mit lhrem Kind bequem auf den Boden und schließen Sie die Augen. Was kann man hören – Straßenbahn, Vogelgezwitscher, Schritte oder Geräusche des eigenen Körpers zum Beispiel?
Stimmdetektiv: Nehmen Sie mit dem Diktiergerät einen kurzen Satz von Familienmitgliedern und Freunden auf. lhr Kind darf raten, wer gerade spricht. Sie können das Spiel eventuell durch Fotos ergänzen.
Geräusch suchen: lhr Kind schließt die Augen. Sie spielen auf einem Instrument oder erzeugen ein anderes, vorab abgesprochenes Geräusch. lhr Kind versucht nun, Sie nur durch das Hören aufzuspüren. Alternativ können Sie auch einen klingelnden Wecker oder ein klingelndes Handy verstecken, das Ihr Kind suchen soll. Für Kinder, die nur auf einer Seite hören, ist dieses Spiel sehr schwierig, aber bei beidseits hörenden Kindern (bilateral, beidseits implantierte Kinder oder binaural versorgte Kinder mit einem Hörgerät und einem Implantat) wird dabei die Lokalisation geübt.
Sicher sind Ihnen beim Lesen noch viele andere Spielideen und –varianten eingefallen, vielleicht auch Spiele, die Sie selbst als Kind gerne gespielt haben. Wichtig ist immer, dass Ihr Kind sich weder durch zu einfache Herausforderungen gelangweilt, noch durch zu schwierige Aufgabenstellungen überfordert fühlt. Beginnen Sie also mit einfachen Übungen und steigern Sie langsam, sobald die Aufgabe im Wesentlichen gut bewältigt wird.
Um das Spiel nicht zur Trainingseinheit umzufunktionieren und dem Kind die Freude am Spiel zu erhalten, vermeiden Sie die Position des Lehrers oder Therapeuten und nehmen Sie statt dessen die Rolle des Mitspielers ein: Spielen Sie mit, wechseln Sie sich mit dem Kind ab und lassen Sie sich von Ihrem Kind die gleichen Aufgaben stellen, die Sie ihm stellen.
Quellen:
Entdeckungskiste Nov./Dez. 2008 und Sept./Okt. 2010, Verlag Herder
Los Geht´s!, MED-EL
Info-Blatt der FH Campus Wien Logopädie