Im Frühling 2018 führten die Kepler Universitätsklinik und die Fachhochschule für Logopädie erstmals gemeinsam eine Gruppentherapie für CI-Nutzer durch. Die sechs Teilnehmer waren so begeistert, dass sie beim nächsten Termin wieder mit dabei sein wollen.

Ein Besprechungstisch, darauf Schreibzeug, Getränke und Krapfen – so wurden die Teilnehmer zur Gruppentherapie am Kepler Universitätsklinikum empfangen. Das Ambiente vermittelte entspannte Atmosphäre und regte zum Gespräch an: Der Austausch unter den CI-Nutzern war fixer Bestandteil des neuen Therapie-Projekts, das die Logopädie an der Kepler Universitätsklinik Linz gemeinsam mit der dortigen Fachhochschule für Logopädie startete. Ein Block besteht aus drei Terminen zu je drei Stunden Gruppentherapie für CI-Nutzer.

Gedacht ist das Programm für jene CI-Patienten, die gut mit dem System zurechtkommen und daher kaum konventionelle Therapieangebote in Anspruch nehmen. Bei den Terminen werden sie zum Informationsaustausch animiert. Herzstück der Therapieeinheiten ist jeweils ein aufbauendes Hörtraining, in dem auch schwierige Hörsituationen ausprobiert werden. Informationen über Zubehör komplettieren das Programm.

Während das Therapie-Projekt den CI-Nutzern eine neue, ambulante Ergänzung für die Hörrehabilitation bietet, gibt es den Studierenden Praxismöglichkeit für die in Österreich seltene logopädische Gruppentherapie.

Gemeinsam statt einsam

„Unsere Patienten liegen uns sehr am Herzen“, erklärt Sabrina Ackerl, Logopädin am Kepler Universitätsklinikum. Gemeinsam mit der Logopädin Renate König von der Fachhochschule Gesundheitsberufe Linz hat sie das Konzept für die Gruppentherapie entwickelt, das eine Lücke im bisherigen Therapieangebot schließen soll.

Schon seit Beginn der CI-Implantation in Österreich ist die Wichtigkeit von Hörtherapie für CI-Nutzer bekannt, Gruppentherapie für CI-Nutzer ist aber selten: Am Landeshörzentrum in Dornbirn gibt es logopädische Gruppentherapie für CI- und Hörgerätenutzer. Auch Audiopädagogen oder andere Therapeuten bieten Workshops zur Hörverbesserung an. Von logopädischer Seite überwiegen in Österreich aber Einzeltherapien.

Auch in Linz werden nach einer Cochlea-Implantation in der Regel Einzeltherapien angeboten. Üblich sind zurzeit fünf bis sechs Sitzungen, die jeweils die audiologische Messung und das Nachjustieren des Audioprozessors beinhalten. „Für das reine Hörtraining bleiben dann jeweils etwa 30 Minuten“, erklärt die erfahrene Logopädin. Die Gruppenrehabilitation versteht sich als Ergänzung dazu. „Wir haben damit ein Rehabilitationsangebot für unsere CI-Patienten entwickelt, das es an den anderen Kliniken in Österreich in dieser Form bisher nicht gibt.“

Die Gruppentherapie macht etwa sechs bis zwölf Monate nach der Aktivierung des CI-Systems Sinn, sobald die Einstellung des Systems im Wesentlichen abgeschlossen ist und ein grundlegendes Sprachverstehen vorausgesetzt werden kann. Zufriedene CI-Nutzer nehmen dann oft keine weiteren Therapieangebote in Anspruch, obwohl sie im Alltag immer noch auf neue Herausforderungen beim Hören treffen: Die Handhabung von Zubehör bedarf der Erklärung und muss ebenso geübt werden wie das Telefonieren mit CI. Verhaltensweisen in schwierigen Hörsituationen wollen durchdacht und erprobt sein.

Die Kleingruppe kann hier doppelt helfen: Als Informations-Pool für den Erfahrungsaustausch, wie auch zur Motivation. Das konnte die Klinikerin während des Gemeinschaftsprojekts mit den FH-Studierenden auch bei den teilnehmenden Patienten beobachten: „In der Gruppe bleibt man einfach mehr dran.“

Ein Gewinn für alle Seiten

Für die Studierenden bietet das Projekt eine einzigartige Übungsmöglichkeit. Umfangreiche Praxisblocks gehören zwar seit jeher zur Logopädie-Ausbildung und sind auch im aktuellen Curriculum der Fachhochschulen für Logopädie österreichweit vorgesehen. Bei den Praxis-Blocks lernen die Studierenden die verschiedenen Bereiche der Logopädie kennen. Sie schauen den Klinikern über die Schulter und können auch erste eigene Arbeitserfahrung sammeln, immer unter Anleitung erfahrener Übungsanleitender.

Als stellvertretende Leiterin der Logopädie betreut Ackerl regelmäßig Studierende bei deren Praktika und kennt daher auch die Schwachstellen: „Die Studierenden haben während der Ausbildung kaum Möglichkeit, logopädische Gruppentherapien zu sehen, geschweige denn durchzuführen.“ Das im Frühling gestartete Therapie-Projekt bietet den Studierenden diese Möglichkeit.

Bei den teilnehmenden CI-Nutzern haben sich die Übungen besonders auf das Sprachverstehen im Störschall positiv ausgewirkt, Sprachtests nach den Übungseinheiten zeigten das. Aber auch das Sprachverstehen in ruhiger Umgebung hat sich verbessert – beim Freiburger Silbentest um bis zu zehn Prozent. „Wir haben von den Teilnehmenden hundert Prozent positive Rückmeldungen“, freut sich die Organisatorin des Trainings. Da die Rückmeldungen von Patienten und Studenten sehr positiv waren, soll ab sofort jeden Frühling und Herbst jeweils ein Block angeboten werden. „Einige Teilnehmer möchten auch beim nächsten Block wieder mitmachen.“

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