Am Donauspital werden Cochlea-Implantationen (CI) und Implantationen anderer Hörimplantate angeboten, die Cochlea-Implantationen auch bei Kleinkindern.
Eine flache, breite Treppenanlage führt direkt vom Bereich der U-Bahnstation zum Portal des Donauspitals in Wien 22. Ein Baldachin in Regenbogenfarben begrüßt Patienten und Besucher. Ein zusätzlicher Aufzug vor der Treppe ist ganz neu – er ermöglicht noch rascheren, barrierefreien Zugang. Relativ neu ist auch das Implantations-Programm an der HNO-Abteilung des Donauspitals. Seit 2015 steht Prof. Dr. Peter Franz der Abteilung vor. Er ist gleichzeitig auch Primar der HNO-Klinik an der Wiener Rudolfstiftung.
Herr Professor, Sie bieten schon seit zwei Jahren an der Rudolfstiftung in Wien Cochlea-Implantation und Implantation anderer Hörimplantate an. Nun gibt es diese Möglichkeit auch am Donauspital: warum an beiden Häusern?
Es wurde mir von der Generaldirektion ermöglicht, das Budget für Hörimplantate auf die beiden Abteilungen Rudolfstiftung und Donauspital aufzuteilen – mit dem Hintergrund, am Donauspital vor allem Kinder zu implantieren. Bei einer Operation bei Kindern unter drei Jahren ist nämlich die Narkose eine Herausforderung, weil man zur Absicherung nach der Operation immer eine Kinderintensiv-Station verfügbar haben muss. Die gibt es in Wien an zwei Standorten: dem Donauspital und dem AKH-Wien. Geplante Eingriffe bei Kindern unter drei Jahren finden daher bevorzugt an diesen beiden Krankenhäusern statt.
Das ist für Cochlea-Implantate (CI) aber wichtig, weil bei gehörlos geborenen Kindern ja um den ersten Geburtstag implantiert werden soll, auf jeden Fall im zweiten Lebensjahr. Deswegen ist es mir so entscheidend, diesen Eingriff nun auch am Donauspital anbieten zu können. Wir operieren hier aber natürlich genauso Cochlea-Implantate, Bonebridge und Soundbridge bei Erwachsenen.
Können Sie das Angebot der HNO-Abteilung am Donauspital mit anderen Häusern vergleichen?
Die HNO-Abteilung am Donauspital deckt das gesamte HNO-Spektrum ab. Wenn man das Patientenspektrum mit anderen Wiener HNO-Abteilungen vergleicht, fällt allerdings ein sehr großer Anteil an Kindern auf: Der Schwerpunkt dieses Hauses innerhalb der KAV-Spitäler sind die Kinder.
Im August werden es drei Jahre, dass ich die Leitung an der HNO des Donauspitals übernommen habe. Mir ist es gelungen, für das davor kurzfristig etwas reduzierte Team wieder zusätzliche, kompetente Ärzte und Ärztinnen zu gewinnen. Wir können daher seit einigen Monaten nicht nur alle schon zuvor gewohnten Leistungen rund um die Uhr in vollem Umfang anbieten, wir konnten das Angebot sogar um einen Bereich erweitern: CI und implantierbare Hörgeräte.
Wie groß ist das Team jetzt?
Die Manpower ist mit jener anderer HNO-Abteilungen in Wien vergleichbar: Am Donauspital arbeiten mit mir neun weitere HNO-Fachärzte, vier HNO-Ausbildungsassistentinnen – ähnlich wie auch mein Team in der Rudolfstiftung.
Was die Hörimplantate betrifft, gehört auf chirurgischer Seite neben mir selbst auch Dr. Charlotte Rottensteiner dem Implantationsteam an, die eine sehr versierte Ohrchirurgin ist. Mit Dr. Alexandra Jappel konnten wir eine Fachärztin gewinnen, die an einer deutschen Klinik ausgebildet wurde und eine entsprechende Expertise betreffend CI-Versorgung mitbringt. Sie besitzt besondere Erfahrung am pädaudiologischen Bereich. Und dann gibt es natürlich ein starkes Logopädie-Team.
Was bedeutet der Kinderschwerpunkt des Donauspitals für die HNO-Abteilung?
Wir haben in der Audiologie auch eine eigene Pädaudiologie für Kinder. Wenn bei einem Neugeborenen das Ergebnis des Neugeborenen-Hörscreenings negativ ist, dann wird das Kind an eine Pädaudiologie zur genauen Abklärung überwiesen – das sind in Wien das AKH Wien oder das Donauspital. Dort erfolgt die genaue Abklärung mit Hirnstammaudiometrie und Schwellenbestimmungen. Bei Kindern sind neben objektiven Tests auch verhaltensaudiometrische Untersuchungen notwendig. Das braucht Zeit und Spezialisten – deswegen haben wir mehr Logopäden als andere Häuser des KAV.
Wie haben Ärzte und Logopäden die Neueinführung der Hörimplantate aufgenommen?
Cochlea-Implantation gehören zu den medizinischen Spitzenleistungen. Daher ist es eine Motivation sowohl für Ärzte, wie auch für Logopäden, diese neue Patientengruppe betreuen zu dürfen. Solche Neuheiten erhöhen den Spaßfaktor am Arbeiten und ich glaube, das ganze Personal freut sich über das neue Aufgabenfeld.
Andererseits ist an HNO-chirurgischen Abteilungen die Implantation eigentlich ein Routineeingriff. Bei einer entsprechenden Fallzahl von Ohreingriffen ist sie schlicht notwendig, um die Patienten gut versorgen zu können. Stellen Sie sich vor, man würde einem Herzchirurgen verbieten, eine künstliche Herzklappe einzubauen: Irgendwann braucht er die einfach für einen seiner Patienten. Das ist ein Routine-Verfahren, das erforderlich ist, wenn man eine gewisse Zahl an Eingriffen jährlich durchführt. Wir machen an beiden von mir geleiteten HNO-Abteilungen über 500 ohrchirurgische Eingriffe pro Jahr und da ist es notwendig, ab und zu zur Hörverbesserung ein Hörimplantat zu implantieren oder ein CI einzubauen. Man braucht natürlich eine entsprechende chirurgische Expertise dazu, die auch am Donauspital vorhanden ist.
War das Team auch mit der einen oder anderen Überraschung im Zuge der ersten Implantationen konfrontiert?
Es gab eigentlich keine Überraschungen. An der Abteilung sind ja alle Mitarbeiter seit Jahrzehnten mit der Thematik vertraut. Auch bisher schon hat die Patientenauswahl hier stattgefunden, die Patienten wurden zur Implantation dann weiter ans AKH geschickt. Jetzt werden sie an der hauseigenen Abteilung implantiert. Das ist nicht nur für das Team schön, sondern auch besonders für die Patienten, die von jenen Spezialisten operiert werden, von denen sie oft schon seit Monaten betreut werden, bei älteren Leuten oft schon seit Jahren oder Jahrzehnten. Da es hier auch die Pädaudiologie gibt, kann dann auch die postoperative Langzeitbetreuung im Haus stattfinden. Für Patienten ist das ein großer Vorteil.
Was sind Ihre Ziele und Hoffnungen für die HNO-Abteilung am Donauspital?
Wir konnten ja schon einigen Patienten mit einer Implantation helfen. Erst letzte Woche haben wir ein einjähriges Kind implantiert. Bei weiteren Patienten klären wir gerade ab, ob ein Hörimplantat oder ein Cochlea-Implantat eine geeignete Hilfe wäre.
Ich beabsichtige, die HNO-Abteilung auch in diesem Bereich qualitativ und quantitativ weiter auszubauen.
Bilder: ©KAV/Votava, ©Philipp Hicker