Gehört.Gelesen stellt die Menschen in den Mittelpunkt: jene, die von Hörimplantaten profitieren und  jene, die ihnen dabei helfen. Diesmal dringen wir dazu in das Herz eines CI-Herstellers ein: die Implantat-Entwicklung.

Quelle: blog.medel.com

Wenn Dr. Martin Zimmerling lächelt, blitzen seine Augen unternehmungslustig hinter der Brille. Der geborene Innsbrucker leitet die Implantat-Entwicklung der Firma MED-EL in Innsbruck. Cochlea-Implantate lernte er beim Doktorats-Studium kennen und war sofort begeistert: „Implantate zu entwickeln ist eine fächerübergreifende Herausforderung. Am Ende steht ein Produkt mit hohem Wert für die Nutzer.“

Im Laufe von knapp 20 Jahren hat der Elektroniker und studierte Physiker vieles erfunden, einiges davon kommt schon in den Systemen zur Anwendung. „Die Zahl der Patente ist nicht wichtig“, so der Erfinder bescheiden. „Wichtig sind jene Ideen, die tatsächlichen Nutzen für den Anwender bringen. Es sind oft die kleinen Ideen, die uns vorwärts bringen und schließlich das Hören mit CI so viel einfacher und angenehmer machen.“

Die Neuseeländerin Dr. Ellyce Stehlin ist vergleichsweise neu im Team. Ihre Doktorarbeit in Medizintechnik behandelt Sicherheitsaspekte von implantierbaren Geräten bei der Magnetresonanztomographie, kurz: MRT. „Wenn MRTs immer selbstverständlicher werden, dürfen Nutzer eines Implantats davon nicht ausgeschlossen bleiben.“ Besseres Verständnis der MRT-Geräte und sorgfältige Entwicklung von neuen Implantaten ermöglichen das heute: „Es ist noch nicht lange her, dass man bei Patienten mit jeder Art von Implantat von einem MRT Abstand genommen hat, weil man Angst vor den Auswirkungen des elektromagnetischen Feldes hatte.“

Bei MRT-Untersuchungsgeräten kommt ein starkes Magnetfeld zum Einsatz. Die Spezialistin erklärt: „Das Magnetfeld kann das Implantat im Kopf eines Menschen verschieben, so wie bei einem Kühlschrankmagneten, der vom Kühlschrank angezogen wird.“ Die Stärke des Magneten wird dabei in Tesla angegeben.

Eine Idee realisieren

In Österreich hat sich der Physiker Zimmerling schon seit Jahren mit sicheren MR-Untersuchungen mit MED-EL Implantaten beschäftigt: „Mir wurde rasch klar, dass der Magnet im CI in einer denkbar schlechten Position ist in Bezug auf die Magnetkräfte bei MRTs.“ Schon vor zehn Jahren kam ihm die Idee, die Magnetpole anders, kugelförmig anzuordnen.  Doch die ersten Designs wurden von CI-erfahrenen Chirurgen abgelehnt: „Ihnen war die kugelförmige Bauform zu groß. Der zusätzliche Aufwand während der Operation wäre für kleine Kinder belastend gewesen.“

Dann kam dem Entwicklungsleiter die Idee, die Form der Kugel auf eine Dimension zu reduzieren: ein rotierender Magnet in der Form einer Scheibe. Der ist im Inneren des Implantats frei beweglich. So wird jener Druck minimiert, den der Magnet auf den Kopf des Patienten ausübt.

„Wann immer wir bei einem Implantat etwas ändern, müssen wir alle möglichen Auswirkungen mit bedenken.“ Ein veränderter Magnet hätte die Signalübertragung zwischen Sendespule und Magnet beeinflussen oder sich auf Sicherheit und Zuverlässigkeit der Systeme auswirken können. „Es bedarf vieler Überlegungen und Tests, das alles zu überprüfen“, erklärt der Entwickler den langen Weg von der Idee zur Markteinführung.

Die Entscheidung für den Besten

Als der österreichische Hersteller MED-EL für das SYNCHRONY die Zulassung für MRTs bis 3,0 Tesla erhielt, arbeitete Ellyce Stehlin an der Universität Auckland in Neuseeland gerade an ihrer Doktorarbeit.  „Das gab es damals für kein anderes Cochlea-Implantat! Ich erkannte, wie aktiv und fortschrittlich MED-EL in diesem Bereich ist.“ So beschloss die junge Frau, sich dem Team in Innsbruck anzuschließen und gab dafür sogar ihren Lieblingssport Rudern auf – sie erobert jetzt wandernd, laufend, kletternd und per Ski die Alpen.

Die Erforschung stärkerer und komplexerer MRT-Scanner geht rasant voran – da braucht es aktive Wissenschaftler. „Ich stelle mich gern der Herausforderung, mit diesen Innovationen Schritt zu halten, damit unsere Nutzer im Fall des Falles von dieser Entwicklung profitieren können.“ Die Technikerin mit dem sympathischen Lächeln beschreibt ihre tägliche Arbeit: „Eine Mischung aus physikalischen Tests im Labor oder in der Klinik und aus Computersimulationen.“

Ihr Vorgesetzter Zimmerling stellte sich in der Vergangenheit sogar selbst als Versuchsperson zur Verfügung:  „Zum Beispiel habe ich ein Cochlea-Implantat gegen meinen Kopf gehalten, um die Interaktion des MRTs mit verschiedenen Bauformen der Implantate selbst zu spüren.“

Bilder: ©Med-El

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