DI Vít Matějovský hat im letzten Jahr an der Testreihe des neuen Sprachprozessors RONDO 2 teilgenommen. Im nachfolgenden Artikel vergleicht er – als passionierter CI-Träger – RONDO 2 mit seinem Vorgänger RONDO 1. Er beschreibt die Unterschiede zwischen beiden Sprachprozessoren, vergleicht seine persönlichen Erfahrungen beim Tragen der beiden Prozessoren sowie die Hörqualität, das Telefonieren und die Anschlussmöglichkeiten für externe Audioquellen.

Vít Matějovský

Erster Eindruck – ohne großes Nachdenken

Den RONDO 2 (R2) habe ich zum Testen am 5. Juni 2018 erhalten. Sofort nach dem Anlegen am Kopf stellte ich fest, dass er leichter als der RONDO 1 (R1) ist und eleganter. Ich merke kaum, dass ich den Prozessor trage. Auch der Klang ist klarer, Sprache vom Fernsehgerät kann ich besser verstehen. Es ist sehr angenehm, dass der R2 am Abend auf eine Ladestation nur aufzulegen ist, ohne ihn, wie seinen Vorgänger, in eine Trockenbox legen zu müssen.

Die Unterschiede

Der R2 ist ein bisschen schmaler, dafür aber etwas länger. Die Form wirkt mehr rundlich, fast „aerodynamisch“. Auch die Fläche ist mehrheitlich flacher als beim Vorgänger R1. Ich schätze, dass der Schwerpunkt mehr am Kopf anliegt, wahrscheinlich weil ein Deckel mit austauschbaren Batterien fehlt. Dank des fest eingebauten Akkus wurde die Form des R2 schlanker und flacher. Er ist außerdem um 4 Gramm leichter als der R1. Das scheint nicht viel zu sein, aber beim Tragen merkt man es schon. Austauschbare Abdeckungen, die die Mikrofonmembrane schützen, bringen den Sprachprozessor auf den Standard IP54 – widerstandsfähig gegen Staub und Spritzwasser. Das alltägliche Trocknen wie beim Vorgänger fällt weg.

Die beiden Button-Prozessoren RONDO 2 (links) und RONDO 1 (rechts)

Bis auf den Wechsel von Mikrofonabdeckungen, der alle drei Monate wegen Staubgefahr durchgeführt werden soll, muss beim R2 keine weitere Wartung gemacht werden. Die größte Veränderung betrifft jedoch die Energieeinspeisung – der R2 wird drahtlos per Funk aufgeladen.

Alltägliches Tragen des RONDO 2

Das Tragen von beiden Sprachprozessoren ist angenehm und problemlos. Der R2 kann dank seiner eleganten Form besser unter den Haaren versteckt werden. Durch sein niedrigeres Gewicht reichte bei mir zur Befestigung ein Magnet mit Stärke 1, beim Vorgänger R1 musste ich einen Magnet mit Stärke 2 verwenden. Der neue ist ein Leichtgewicht, sodass ich ab und zu vergesse, dass ich ihn auf dem Kopf trage.

Auch das große Angebot von farbigen und unterschiedlich gemusterten Abdeckungen für den R2 finde ich toll! Die Designvariabilität ist wichtig – besonders bei Kindern.

Der R2 wird drahtlos aufgeladen – abends legt man ihn nur auf eine Ladeschale. Nach etwa vier Stunden nachladen wird eine 18-stündige Funktionalität garantiert. Ich habe sogar 20 Stunden mit einer Aufladung geschafft. Weil keine austauschbaren Batterien gebraucht werden, spart man Geld und schützt dazu die Umwelt. In einem Jahr sind das 2,3 bis 2,5 kg Batterien mit Kosten von ca. 2.500,00 CZK, also umgerechnet etwa 100 Euro, pro Jahr. Einen Nachteil stellt für mich die Tatsache dar, dass beim kompletten Entladen der Batterie kein sofortiger Austausch gegen eine volle Batterie möglich ist. Beim R1 konnte man die entladene Batterie einfach nur wechseln und mit der neuen vollen gleich weiter machen, beim R2 muss man schon nach einer anderen Abhilfe suchen. Es gibt die Möglichkeit, über eine Batterieabdeckung den Prozessor notbedürftig mit Energie zu versorgen. Für diesen Fall müsste man diese Abdeckung aber immer mitnehmen. Auch beim Camping in der freien Natur oder beim Angeln, wo es keine Möglichkeit zur Stromversorgung gibt, kann man sich mit einer Powerbank helfen. Meine Powerbank mit einer Kapazität von 20.000 mAh reichte, um den Sprachprozessor 12 bis 15 Mal aufzuladen.

Ganz intensiv habe ich die wasserfeste Schutzhülle WaterWear getestet. Da beim Prozessor R2 eine Lithium-Ionen-Batterie im Einsatz ist, kann man dieselluftdicht zukleben, ohne dass dadurch die Lebensdauer der Batterie beeinflusst wird. Eine Packung WaterWear hat bei mir bis zu 15 Tagen gehalten, das tägliche Aufladen inklusive. Mit dem R2 kann man also sorglos baden oder duschen. Das ganztägliche Tragen dieses Wasserschutzes werden Eltern von kleinen CI-Trägern sicher auch ohne Baden schätzen. Der Prozessor, zusätzlich umhüllt mit der Folie, schützt auch beim Herunterfallen oder bei anderen mechanischen Schlägen auf den Prozessor.

Das Hören

Ein breiterer dynamischer Eingang (IDR) von 28-106 dB beeinflusst beim R2 auch das Hören. Der Unterschied zum Vorgänger R1 ist gravierend. Den Klang beim R2 fand ich schärfer und klarer. Mit dem breiteren Eingang von IDR werden wahrscheinlich die Tonfrequenzen der menschlichen Sprache hervorhoben und die störenden Geräusche unterdrückt. Im Vergleich zum R1 merkte ich beim Hören nachfolgende Unterschiede: Die Sprache im Fernsehen wird besser verständlich, gesprochene Sprache ebenfalls verständlicher und sauberer (ohne Störungen) und Gesangsdarbietungen beim Musikhören werden verständlicher.

Eine Kontrollmessung bei der Audiometrie mit sauberen Tönen im freien Feld zeigte eine Verbesserung von ca. 5 dB verglichen mit dem Hören mit R1. Seit dem Beginn des Hörens mit dem R2 merkte ich beim Sprechen einige neue Töne, die ich mit dem R1 nicht wahrgenommen hatte. Nach zwei Monaten der R2-Nutzung fand ich einige Frauenstimmen ausgeprägter.

Subjektiv merkte ich, dass durch den Einsatz des R2 das fehlende Hören in meinem zweiten, nicht versorgten Ohr auffälliger war. Beim Einsatz des R1 hatte ich die Hörabstinenz im zweiten Ohr nicht so eindrücklich empfunden, weil der Klang des R1 weicher war und einige Klangstörungen beinhaltete. Dort fand ich auch Windgeräusche schwächer, was aber vielleicht an der fehlenden Mikrofonabdeckung und einer anderen Prozessorkonstruktion liegen könnte.

Das Telefonieren

Beim Telefonieren mit dem R1 kam es auf Strecken mit schwacher Signalabdeckung zu störenden Interferenzen. Diese Interferenzen traten bei einem sehr schwachen Eingangssignal sowohl in der Einstellung MT (Mikrofonspule), als auch bei der Einstellung M (Mikrofon) auf. Beim R2 und der Einstellung M kam es zu gar keinen Interferenzen, nicht einmal bei der Signalqualität „e“. Mit den Interferenzen habe ich ausführlich in unterschiedlichen Umgebungen getestet, sie erschienen beim R2 und der Einstellung M nirgendwo, was ich für sehr positiv halte!

Einige CI-Nutzer halten das Telefonieren mit R1 oder R2 verglichen mit einem HdO-Sprachprozessor für schwieriger, weil das Telefongerät höher platziert werden muss. Damit habe ich sowohl beim R1 als auch beim R2 keine Probleme. Ich denke sogar, dass man beim Button-Prozessor die Telefonposition leichter findet als bei einem HdO-Prozessor.

Das Hören mit einer Telefonspule

Der Induktionsempfänger ARTone ermöglich eine drahtlose Klangübertragung vom Smartphone zum CI-Sprachprozessor. Es handelt sich dabei um eine Zwischenstufe. Die Verbindung zum Smartphone erfolgt über Bluetooth, die Verbindung zum Sprachprozessor über eine Induktionsschleife, welche vom Nutzer um den Hals getragen wird. ARTone hat die Telefongespräche sehr gut übertragen. Den Klang fand ich sauber. Da der Frequenzumfang des Geräts jedoch begrenzt ist, klang eine Musikübertragung von Hardrock nicht sehr gut, insbesondere bei den tiefen Tönen und schnellen Bass-Sequenzen (getestet an Musikstücken der Bands Rammstein und Depeche Mode). Der Musikgenuss bei ARTone mit seinem begrenzten Frequenzumfang wird aber sicher bei weiteren Musikrichtungen anders sein.

Ich konnte auch das Hören mit einem drahtlosen Audiosystem der Firma Sennheiser FLEX 5000 testen. Dieses System wird vom Netz gespeist und ist zum Hören des Fernsehtons oder Tons einer anderen Audioquelle (z. B. vom Smartphone oder vom PC) geeignet. Mit einem Frequenzeingang von 15-16.000 Hz ist der Klang voll, massiv und bassbetont. Beim Musikhören mit diesem System kann der maximale Frequenzbereich der MED-EL Sprachprozessoren (70 – 8500 Hz) sehr gut genutzt werden.

Résumé

Ich kann den R2 mit „sehr gut“ bewerten, obwohl ich mich zuerst an seinen breiteren dynamischen Eingang IDR gewöhnen musste. Das fand ich auch nicht sehr beschwerlich, es hat mir eher neue Klänge beim Musikhören und im Allgemeinen gebracht. Bei einigen R1-Nutzern, die jetzt zum R2 wechseln werden, müssten die Hörprogramme nach meiner Einschätzung angepasst werden.

Das Musikhören mit dem R2 ist sehr gut und bassbetont, nach meinen vorherigen Erfahrungen mit dem R1 klingen bei mir damit einige Lieder jedoch anders. Der Musikklang beim R2 ist sauberer und die Texte beim Gesang besser verständlich.

Der R2 ist leichter als der R1, formschön, er trägt sich gut und auch problemlos bei Regen oder Staub. Das Trocknen ist nicht mehr nötig. Die drahtlose Energieaufladung ist sehr einfach, bringt eine Geldersparnis mit sich und unterstützt die Umwelt. Man muss nur vorher an Situationen denken, bei denen ein entladener Prozessor schnell zwischendurch nachgeladen werden muss, z. B. bei Abendveranstaltungen. Das geht gut mit Hilfe einer Powerbank und notbedürftig mit einem Mini-Batterieteil.

Die farbigen Abdeckungen gehen in die richtige Richtung und sind super!

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