Das Opus magnum, das bedeutendste Werk des italienischen Dichters Dante Alighieri, ist die Divina Commedia, die Göttliche Komödie.
Birgitt Valenta, Specialist, Marketing Project Management, MED-EL Wien
Unzählige Male zitiert und mit übermächtigem Einfluss auf eine breite Palette von Kulturerzeugnissen, bis hin zu Computerspielen, also bis in die Gegenwart hinein, bildet dieses im frühen 14. Jahrhundert entstandene Werk nicht nur den Nationalepos Italiens. Es gehört zugleich unverkennbar zu den wichtigsten und bedeutendsten Werken der Weltliteratur insgesamt. Gemessen am Lesevergnügen gehört es laut Die Zeit auch zu den besten Büchern aller Zeiten.
Drei Jenseitsreiche
Alighieri schildert fantasievoll die Welt des Jenseits. Er beginnt dabei mit der Hölle, dem Inferno. Ihm zufolge, der dabei in der Ich-Form berichtet, teilt sich die Unterwelt in eine Vorhölle und neun eigentliche Höllenkreise auf, die jeweils für bestimmte Sündergruppen reserviert sind und unterschiedliche Attraktionen zu bieten haben. Die Verschwender und die Geizigen, die Treulosen und die Gefräßigen – hier bekommen alle ihr Fett ab und Dante ist sehr einfallsreich, was die zu erwartende „göttliche Gerechtigkeit“ anbelangt.
Von dort geht es in den Läuterungsbereich Purgatorio, auf dem die Seelen derer wandern, die für ihre Sünden Vergebung erreicht haben. Weiter durch sieben Bußbezirke geht es schließlich zum Garten Eden, atemwegsfreundlich gelegen auf einem Berggipfel. Von dort steigt der schon jetzt ziemlich weit gereiste Pilger dann noch in den himmlischen Garten Eden auf – das Paradies. Dieses hat, als ordentliches Gegenstück zur Hölle natürlich neun Himmelsabteilungen, über denen wiederum im Empyreum die Seelen der Geretteten ihren Wohnsitz haben.
Dantes Blick auf die Welt
Die Göttliche Komödie ist als eine große Vision gedacht, als ein persönliches Erlebnis des Dichters, der sich in seiner Lebensmitte, in der Osterwoche des Jubeljahres 1300, in der Nacht vor dem Karfreitag durch einen wilden, grauenvollen Wald irren sieht. Wilde Tiere – Leopard, Löwe, Wölfin, Symbole der Wollust, Hochmut und Habgier, die daneben auch politisch gedeutet werden können – sperren ihm den Ausweg, und schon fühlt er sich in dem Wald, dem wüsten Leben, rettungslos verloren, als ihm der römische Dichter Vergil, vielen noch aus dem Latein-Unterricht bekannt, erscheint, sein Führer wird und die Geschichte ihren Lauf nimmt.
Es war in unseres Lebensweges Mitte,
Als ich mich fand in einem dunklen Walde;
Denn abgeirrt war ich vom rechten Wege,
wohl fällt mir schwer, zu schildern diesen Wald,
der wildverwachsen war und voller Grauen.
Und in Erinnerung schon die Furcht erneut:
So schwer, dass Tod zu leiden wenig schlimmer.
Doch um das Heil, das ich dort fand, zu künden,
will, was ich sonst gesehen, ich berichten.
Dantes Weltsicht in ihrer Zeitlosigkeit und Modernität bestimmte sein Lebensschicksal. Denn als Mitglied des obersten Ratsgremiums von Florenz kannte er alle Facetten der Politik. Auf Grund seiner gemäßigten Haltung geriet er seinerzeit zwischen alle Fronten der politischen Lager. Nur durch den selbstgewählten Weg des Exils konnte er sein Leben retten, und es zeigte sich damals wie heute, wie wenig die Vernunft im Ränkespiel der Macht existieren kann. Sein Grundgedanke aber, dass Staat und Religion sich gegenseitig bewahrend und tragend ergänzen sollen, gilt über alle Zeiten als Appell an Kultur und Zivilisation.
Italienisch als Schriftsprache
Alighieri gilt mit diesem Werk als schriftstellerischer Pionier: Er überwand mit der Göttlichen Komödie das bis dahin dominierende Latein und führte das Italienische zur Schrift- und Literatursprache. Die literarische Form der „Gesänge“ ist zunächst ziemlich gewöhnungsbedürftig. Lässt man sich jedoch auf den Stil ein, so versöhnt man sich schnell. Es ist eben kein Dan Brown-Bestseller, den man sich hier vorgenommen hat, auch wenn der ebenfalls über Inferno schreibt.
Hingehört
Der Sprecher Burkhard Wolk bietet die erste Gesamteinsprechung des Werks als Hörbuch. Es wird der deutsche Wortlaut Karl Wittes verwendet, einer der wichtigsten Dante-Forscher und -Übersetzer des 19. Jahrhunderts. Um dieses Buch, gelesen oder gehört, wirklich genießen zu können sollte man allerdings einige Geschichtskenntnisse haben. Außerdem handelt es sich um eine äußerst anspruchsvolle Versform, die für einen ungeübten Leser leicht überfordernd sein können. Trotz dieser Kritikpunkte handelt es sich um ein großes Buch, welches zu jeder Privatbibliothek gehören sollte.
Opulentes Meisterwerk
Es gibt wohl kaum jemanden, der den Titel „Dantes Inferno“ noch nicht gehört hat. Und nicht umsonst, denn Alighieri beschreibt hier sehr anschaulich seine Vorstellung der Hölle, geprägt durch die Bibel, verschiedene Mythologien und Esoterik. Für Hermann Hesse war das Werk ein Jahrtausendbuch und hunderte Künstler aus allen Bereichen bis heute verneigen sich vor dieser vielleicht größten Dichtung überhaupt. Allein im Deutschen finden wir von Dantes Divina comedia 54 verschiedene Übersetzungen.
Die Göttliche Komödie – ein sprachliches Meisterwerk – das unübertroffene Meisterwerk italienischer Dichtung schlechthin. Ein Schmuckstück in jedem Bücher- oder Hörbuchregal.
Quellen: Wikipedia, Griot Hörbuchverlag
Buch: Die Göttliche Komödie, Dante Alighieri, Reclam Verlag, ISBN 978-3-15-009813-4
Hörbuch: Die Göttliche Komödie, Griot Hörbuchverlag, Sprecher Burkhard Wolk, Spieldauer ca. 900 Minuten