„Ich hatte eine Farm in Afrika…“ – Diesen berühmten Satz kennen wohl die Fans des berühmten Film-Klassikers Jenseits von Afrika aus den 1980er Jahren. Dass dahinter die wahre Lebensgeschichte der dänischen Schriftstellerin Karen Blixen steht, wissen aber nur wenige.

Birgitt Valenta

Der autobiografische Roman Jenseits von Afrika (Originaltitel: Den afrikanske farm) erzählt die Lebens- und Liebesgeschichte von Karen Christence von Blixen-Finecke, geborene Dinesen, ihre abenteuerlichen Jahre als Farmerin in Afrika und ihre unglückliche Romanze mit einem Großwildjäger. Das Buch beschreibt eindrucksvoll den romantischen Idealismus einer eigenwilligen Frau am Ende der Kolonialepoche und den Traum vom Leben fernab der „zivilisierten“ Gesellschaft mit ihren sozialen und emotionalen Tabus.

Die Zeit in Afrika

Den Weg nach Afrika fand Karen über ihren Mann, den schwedischen Adeligen Bror von Blixen-Finecke, mit dem sie 1913 in der Nähe von Nairobi eine Kaffeeplantage anlegte. Sie waren alles andere als erfolgreich, einerseits machte ihnen der Ausbruch des 1. Weltkrieges einen Strich durch die Rechnung, andererseits war Bror nicht wirklich an der Landwirtschaft interessiert. So hing die ganze Arbeit an Karen. Ihr Mann ging lieber auf Großwildjagd und vertrieb sich die Zeit mit anderen Frauen. Die Farm wurde mit dem Vermögen von Karens Familie gekauft, denn Bror selbst war bankrott und gab das Geld seiner Frau großzügig aus.

Nach einer überstandenen Syphilis-Erkrankung lernte Karen 1918 einen Mann kennen, der ihre große Liebe werden sollte – den britischen Armee-Offizier und Großwildjäger Denys Finch-Hatton. Nachdem Karen im Januar 1925 von Bror geschieden wurde, zog Denys, der zuvor oft auf der Farm übernachtet hatte, ganz bei Karen ein. Die Liebe sollte nicht halten und nach mehreren Schicksalsschlägen gab Karen die Farm schweren Herzens auf und kehrte nach 17 Jahren in Kenia zurück nach Dänemark.

Diese Episode ihres Lebens verarbeitete Karen Blixen in ihrem autobiografischen Roman Jenseits von Afrika, mit der sie mit ihrer melancholischen Liebeserklärung an Natur und Ureinwohner Kenias ein bewegendes Stück Weltliteratur geschaffen hat.

Filmisches Meisterwerk

Der amerikanische Regisseur Sydney Pollack verfilmte diese Schriften und machte damit Meryl Streep und Robert Redford zu einem der berühmtesten Film-Liebespaare aller Zeiten. Österreich-Export Klaus Maria Brandauer brilliert in der Rolle des Bror und trägt ebenfalls zur hohen Qualität des Casts bei. Der Film gewann 1986 zurecht insgesamt sieben Oscars und ging als eines der schönsten Melodramen in die Filmgeschichte ein. Aber nicht nur die einzigartige Lovestory, deren Eindrücklichkeit nicht zuletzt durch die hervorragenden Darsteller überzeugt, sondern auch die atemberaubenden Bilder des afrikanischen Kontinents sowie die unvergessliche Filmmusik tragen dazu bei, dass der Film zu einer der makel- und kompromisslosesten Produktionen zählt, die je entstanden sind.

Hören, Lesen, Schauen, Staunen

Karen Blixen, im deutschsprachigen Raum kurioserweise als Tanja Blixen bekannt, erzählt in ihrem Roman Jenseits von Afrika über ihre, sie für den Rest ihres Lebens prägenden Erlebnisse im kolonialen Afrika des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Die Majestät des Hochlands, die unendliche Weite der Steppe und ihre Bewohner im kolonialen Britisch-Ostafrika ziehen die Dänin augenblicklich in den Bann. In eindrucksvollen farbigen Bildern beschreibt sie die märchenhaft-mystische Atmosphäre eines vom Untergang bedrohten Paradieses.

Das Werk selbst ist zwar eine beeindruckende Schilderung dieses Lebensabschnitts und durchaus überzeugend, ist aber längst nicht so dramatisch zu lesen, wie man hingegen die Verfilmung erlebt. Vieles ist speziell für die Kinoleinwand angepasst, zum Beispiel rückt auch die im Roman nicht stark thematisierte Liebesbeziehung zwischen Karen Blixen und dem englischen Adeligen Denys Finch-Hatton in den Vordergrund.

Dennoch ist das Buch eine Liebeserklärung: nämlich an Afrika und seine einzigartige Landschaft und Kultur. Ich selbst habe das Buch, sowohl beim Lesen als auch beim Zuhören – die Stimme von Sprecherin Nina Hoss ist überzeugend und gut verständlich – sehr genossen. Obgleich ich zugeben muss – Sydney Pollacks Verfilmung übertrifft das Buch, zumindest die Melodramatik betreffend, bei Weitem und zählt für mich zu den wirklich großen Würfen, die je auf der Kinoleinwand zu bestaunen waren.

Daher empfehle ich diesmal, dieses Werk mit mehreren Sinnen zu genießen: Lesen, sehen und hören. Apropos hören: Die Filmmusik von John Barry wurde mehrfach ausgezeichnet und zählt zu den schönsten ihrer Art und ist wieder einmal der Beweis, wie sehr Musik die emotionale Stimmung beim Schauen eines Films beeinflusst. Für jeden CI-Träger also ein großes Geschenk, den Film mitsamt der großartigen musikalischen Begleitung erleben und bestaunen zu dürfen!

So wünsche ich allen interessierten Lesern und Filmliebhabern eine genussvolle Zeit mit diesem schönen Stoff und möchte empfehlen, sicherheitshalber eine Packung Taschentücher parat zu haben…

Ich weiß ein Lied von Afrika, da dachte ich, weiß Afrika auch ein Lied von mir? Zittert die Luft über der Steppe jemals in einer Farbe, die ich an mir hatte, spielen die Kinder ein Spiel, in dem mein Name vorkommt? Wirft der Vollmond einen Schatten auf die kiesbestreute Einfahrt des Hauses, der dem meinen gleicht? Halten die Adler von Ngong nach mir Ausschau?

Karen (Tania) Blixen


Buch: Jenseits von Afrika, Tania Blixen, Gebundene Ausgabe, 688 Seiten, ISBN-10: 3717524380, ISBN-13: 978-3717524380

Hörbuch: Jenseits von Afrika, Tania Blixen, Sprecherin Nina Hoss, MP3 CD – Audiobuch, ungekürzte Ausgabe, ISBN-10: 3844513671, ISBN-13: 978-3844513677

Film: Jenseits von Afrika, USA, 1985, Regie: Sydney Pollack, Darsteller: Meryl Streep, Robert Redford, Klaus-Maria Brandauer, Länge: 160 Minuten, Auf Blue-Ray oder DVD mit Untertitel

Filmmusik: Den wunderbaren Soundtrack von John Barry gibt es bei Various Artists zum Streamen, als Audio-CD, MP3 oder für Retro-Freunde auch auf Vinyl.

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