Während Einkaufszentren und Friseursalons ihren Betrieb einstellen mussten, sorgte MED-EL für die Grundversorgung seiner Nutzer in Sachen Hören. Mario Leitner war der erste, der in dieser Phase neues Hören erlangte.

Eva Kohl

Das MED-EL Kundencenter ZENTRUM HÖREN neben dem Gartenpalais Liechtenstein in Wien ©MED-EL

„Corona war seit etwa einer Woche in aller Munde“, erinnert sich Mario Leitner an den Tag, an dem er zur Cochlea-Implantation an die Universitätsklinik Wien fuhr. Das war der 10. März 2020, exakt zwei Wochen, nachdem die beiden ersten österreichischen Corona-Patienten in Innsbruck registriert worden waren.

Schon 2001 war der damals 38-Jährige erstmals mit einem Hörimplantat versorgt worden, damals mit einer Vibrant Soundbridge. Er war mit dem Mittelohrimplantat so zufrieden gewesen, dass er sich vier Jahre später auch zur Implantation entschloss. Im Lauf der Jahre hatte sich sein Hörvermögen aber weiter verschlechtert, dass er erst rechts und nun auch links auf ein Cochlea-Implantat wechselte.

„Wieder hatte ich Glück“

„Ich befürchtete schon, dass die Operation verschoben werden würde. Aber ich hatte, wie so oft in meinem Leben, Glück“, schmunzelt er. „Ich war voller Vorfreude. Nach all den Jahren fühle ich mich nun angekommen.“ Die Atmosphäre an der Abteilung empfand der OP-erprobte Patient zwar als etwas angespannter als gewohnt. „Vollgepumpt mit Miraculix-Zaubertrank in meinen Venen, war ich unmittelbar vor der Operation sehr entspannt.“ Zwei Tage nach der Operation holte seine Frau ihn mit dem Auto ab, es ging wieder nach Hause.

„Ich blieb während der Rekonvaleszenz konsequent zuhause“, erzählt Leitner. Dann der Schock: Kurz vor dieser „freiwilligen Quarantäne“ hatte er Kontakt zu einem später an COVID-19 Erkrankten. „Sichtkontakt“, beruhigt Leitner. Die BH Bruck an der Leitha wies ihn trotzdem an, vorerst keine Arztpraxen, Supermärkte oder dergleichen zu besuchen. „Wieder hatte ich Glück und meine Frau natürlich auch: Wir blieben und sind beide gesund.“ Nur die Nähte mussten ein paar Tage länger bleiben, bis der Gang zur Hausärztin gestattet war. Dann begann für Leitner wieder der Arbeitsalltag – vorerst noch ohne zweitem CI.

Hören – ein „dringendes Bedürfnis“

Nach ersten Appellen der Bundesregierung, die Sozialkontakte einzuschränken, wird am 13. März 2020 der Handel gestoppt, bis auf jene Branchen, die den dringenden Bedarf decken; zwei Tage später folgt ein eigens beschlossenes Gesetzespaket, inklusive einer weitreichenden Ausgangsbegrenzung.

Für MED-EL ist es vom ersten Moment an klar, dass der Erhalt des Hörvermögens ein solcher dringender Bedarf ist, und auch das ZENTRUM HÖREN schreibt auf seiner Website: „Selbstverständlich ist uns Ihre Hörgarantie beziehungsweise die Ihrer Angehörigen, gerade in Tagen wie diesen, äußerst wichtig, doch sorgen wir uns in gleichem Maße für Ihr allgemeines Wohlbefinden.“ Um beide Aspekte zu vereinbaren, werden im Eiltempo Arbeitsabläufe adaptiert und die Nutzer umgehend informiert.

Während sonst zumindest die Nutzer aus Wien und Umgebung im Bedarfsfall gerne „kurz beim ZENTRUM HÖREN vorbeischauen“, haben seit Ausbruch der Corona-Krise fast 70 Prozent der Betroffenen die Möglichkeit gerne angenommen, Teile für Reparatur- und Serviceleistungen postalisch zu übermitteln. Auch bei Upgrades konnte eine postalische Übermittlung der neuen Prozessoren erfolgreich angeboten werden – zusätzlich zur Einweisung via Telefon oder Video-Chat, wurden eigene Erklär-Videos produziert, die auf YouTube zu finden sind. Die Nachkontrolle und Feinabstimmung nach Lockerung der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen wurde allen Betroffenen nahegelegt.

Audienz beim Fürsten

Nur für die erste Aktivierung eines Implantat-Systems ist es unumgänglich, zur persönlichen Betreuung an die Klinik oder ins ZENTRUM HÖREN zu kommen. So auch bei Mario Leitner, für den es Anfang April dann endlich soweit war. „Die Ankunft im Palais glich einer Audienz bei einem Fürsten. Man musste am Eingang eine Telefonnummer wählen“, wie die Bundesgärten war zu dieser Zeit auch der Park des Liechtenstein-Palais gesperrt. „Dann kam der Techniker zum Tor, um zu öffnen.“

„Die Aktivierung selbst hatte etwas von einer Maturaprüfung: Der Techniker saß etwa drei Meter mir gegenüber an einem Tisch. Ich selbst hatte einen Platz mit zwei kleinen Tischchen und wurde aus drei Meter Entfernung genau angewiesen: Anstecken, ausstecken, Gerät am Kopf platzieren und so weiter.“ Bei Mario Leitner ein Kinderspiel, hatte er doch schon Erfahrung mit seinem CI auf der anderen Seite. „Gabentisch“, nennt er das eine der beiden Tischchen, denn dort warteten neben den notwendigen Formularen auch die vielen Zubehörteile auf ihn.

Das ZENTRUM HÖREN hat sich für die Corona-Zeit gerüstet. ©Philipp Hicker

Stress führt zu Fehlern

Beim gesamten Ablauf war „Social Distancing“ gefordert, die Abläufe entsprechend optimiert: Vom Abholen beim Tor, über das Waschen und Desinfizieren der Hände bis zum eigenen Kugelschreiber für jeden Kunden, mit dem die Formulare unterschrieben wurden.

Dominic Schum war der Techniker, der die Aktivierung von Mario Leitners Implantat-System betreute. „Aufgrund des erhöhten Aufwandes durch die Maßnahmen haben wir für jeden Termin viel Zeit eingeplant“, erklärt er. „Stress in solchen Situationen könnte zu Fehlern führen, die wiederum die Gefahr einer Infektion erhöhen könnten. Die langen Zeitfenster für jeden einzelnen Kundenkontakt ermöglichten aber auch einige Gespräche abseits der eigentlichen Erstanpassung, die für viele Lacher und lustige Momente sorgten.“

Ein Umstand, der bei Kunden und Mitarbeitern des ZENTRUM HÖREN gleichermaßen zu guter Launer auch in herausfordernden Zeiten sorgte. „Ich war selig“, resümiert auch Mario Leitner. „Nach der guten Stunde, die wir für die Erstanpassung brauchten, kehrte ich mit Zuversicht ins eigene Königreich zurück.“

Ein zischender Erfolg

Mario Leitner hat schon seit seinen jungen Jahren fortschreitende Höreinbußen. Unterschiedliche Hörsysteme haben ihm seither audioverbale Kommunikation ermöglicht, doch auf Zischlaute musste er schon lange verzichten. „Jeder hat schon ´mal davon gehört“, scherzt er, doch seit seinem ersten CI im Juni 2019 weiß er: „Es gibt sie doch, die S – SCH – Z – T – Laute! Und das in einer Natürlichkeit und Klarheit.“

„Heute höre ich beim Sparziergang mit meinen Hunden die Spechte und Eulen. Zuhause im Wohnzimmer höre ich nun auch, was meine Frau im ersten Stock sich von mir wünscht.“ Er schmunzelt: „Da hatte ich es früher leichter, da habe ich das einfach nicht verstanden.“

Mit dem zweiten CI muss er sich nun merkbar weniger anstrengen zu verstehen. Ein Unterschied, der auch seiner Frau schon aufgefallen ist. „Sie sagt, ich bin entspannter und selbstbewusster“, und wieder schmunzelnd belegt er, dass bilaterale CI-Versorgung in jeder Hinsicht kommunikationsfördernd ist: „Und ich spreche jetzt mehr.“

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