Was wäre Kino ohne Ennio Morricone? Seit seiner ersten Film-Komposition 1961 stellt sich die Filmwelt diese Frage. Jetzt muss sie ohne ihn weiterleben. Ennio Morricone starb heuer mit 91 Jahren und hinterlässt der Filmgeschichte ein beispielloses musikalisches Werk.  

Birgitt Valenta 

1928 erblickt Ennio Morricone in Rom das Licht der Welt. Sein Vater ist Musiker und erkennt schnell das geerbte Talent seines Sohnes. Mit erst sechs Jahren komponiert Ennio seine ersten Stücke, mit zwölf schicken ihn die Eltern aufs Konservatorium, wo er das Trompetenspielen erlernt. Er schließt sein Studium in der Hälfte der Zeit ab und doch schlägt das Herz des Naturtalents längst für etwas anderes das Komponieren. 

In den ersten Jahren nach seiner Ausbildung verdient er sich sein Geld als Jazztrompeter in römischen Nachtclubs, bevor er Aufträge beim Theater und in der Plattenbranche erhält. Eine Zeit lang arbeitet er beim italienischen TV-Sender RAI als Musikassistent. Er arrangiert Songs für den damals in den 50er Jahren berühmtesten Opernsänger der WeltMario Lanza. 

„Ein Filmemacher muss mich bitten“ 

Lanza macht damals Hollywood-Filme, vielleicht ist das für Ennio Morricone das Tor zur Filmindustrie. Tatsächlich wird er von immer mehr Regisseuren engagiert, seine erste Filmkomposition ist 1961 im Italowestern Il Federale zu hören. Vier Jahre später kommt der internationale Durchbruch mit seinem Soundtrack zu Sergio Leones Für eine Handvoll Dollar mit einem jungen Clint Eastwood. 

Sein Schulfreund Sergio gibt ihm Aufträge für zwei weitere Western, die nicht zuletzt wegen Morricones unvergesslicher Musik Filmgeschichte schreiben: Zwei Glorreiche Halunken und Spiel mir das Lied vom Tod. Wer hat nicht den eindringlichen Klang der Mundharmonika von Darsteller Charles Bronson im Kopf, die jedem den Schauer über den Rücken laufen lässt. Dieser Streifen katapultiert nicht nur Regisseur Leone in den Filmolymp, auch der Komponist Morricone, als musikalisches Alter Ego des klassischen Italowesterns quasi, wird zur Kultfigur. 

Ein kongeniales Team also. Die Musik von Ennio ist für Leones Filme elementar, deshalb komponiert er fortan den Soundtrack für jede Produktion seines Freundes. 

Über 500 Filme 

Er arbeitet aber auch für viele weitere namhafte Regisseure und distanziert sich damit vom Ruf des „Spaghetti Western“- Komponisten: Filme von Pier Paolo Pasolini, John Carpenter, Brian de Palma, Bernardo Bertolucci und Quentin Tarantino, um nur einige wenige zu nennen, tragen seine musikalische Handschrift. Über 500 Filme werden es schließlich, für deren Musik Ennio Morricone verantwortlich zeichnet. Doch gibt er sich stets bescheiden, meint er einmal augenzwinkernd: „Wenn man bedenkt, was Bach komponiert hat und wie viel Mozart in 33 Jahren, sieht man, ich bin unbeschäftigt dagegen.“ 

Späte Würdigung 

Unzählige internationale Auszeichnungen erhält er für sein Schaffen, auf den Oscar, die Königsdisziplin, muss er jedoch lange warten. Nach insgesamt sieben Nominierungen nimmt er ihn, längst fällig, im Jahre 2016 für Tarantinos The Hateful Eight entgegen. Den Ehrenoscar für sein Lebenswerk erhält er allerdings schon 2007. Dabei hat er lange davor viele unvergessliche und Oscar-würdige Stücke für die Ewigkeit komponiert. Gabriels Oboe aus Roland Joffés Drama The Mission gilt laut American Film Institute als eine der besten Filmmusikkompositionen aller Zeiten. Aber auch die Melodie Chi Mai aus Georges Lautners Der Profi sowie Deborah’s Theme aus Es war einmal in Amerika lassen keine filmbegeisterten Ohren unberührt. 

Dennoch gehen wir noch einmal zurück zum Beginn seiner Karriere, die bereits damals klar verdeutlicht: Die Mundharmonika des rätselhaften Unbekannten in Spiel mir das Lied vom Tod wird zur Hauptfigur des Films, Morricone zeigt hier fast wie kein anderer Streifen in der Filmgeschichte die überwältigende Bedeutung von Musik im Film.  

Der Schlüssel zum Erfolg 

Große Kollegen Morricones, wie John Williams, Hans Zimmer, James Horner, John Barry oder Howard Shore, die Filme wie Der Weiße Hai, Fluch der Karibik, Titanic, Jenseits von Afrika sowie Herr der Ringe mit ihrer Musik unsterblich werden ließen, seien hier ebenfalls hoch gewürdigt. Dennoch Ennio Morricone und sein ganz besonderer Komponier-Stil machen ihn zum unverkennbarsten Filmkomponisten aller Zeiten, dessen italienische Wurzeln er in keiner seiner Melodien jemals abstreiten konnte. Arrivederci, Ennio Morricone. Du wirst fehlen. 


WISSENSWERT 

©Adobe Stock

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Filmmusik-Begeisterte beispielsweise können Ennio Morricones Werke sowie viele weitere berühmte Melodien unter Musik im Film genießen.  

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