„Wenn ein Kind mit einem Geburtsmal zur Welt kommt, ist es einfach, die Puppe des Kindes mit einem Stift zu seinem Spiegelbild zu machen. Aber wie kann ich eine Puppe mit einem Audioprozessor ausstatten?“ Silvia Schild fand eine Lösung. 

Eva Kohl 

Neben ihrer Ausbildung an der Universität, Studiengang Medien, arbeitet Silvia Schild seit Ende 2018 in der Prozessor-Fertigung der Firmenzentrale von MED-EL; fast eine Familientradition, denn auch Schwester und Schwager sind im Betrieb beschäftigt. Auch die flexiblen Arbeitszeiten seien gut mit dem Erstellen der Masterarbeit kombinierbar, schwärmt die Innsbruckerin vom guten Betriebsklima: „Eine feine Arbeitsstelle!“  

Wie alle Mitarbeiter wurde auch sie im Zuge der Einschulung auf die spezielle Situation von CI-Nutzern sensibilisiert. Einen lebensnahen Eindruck von der Alltagsrealität mit CI gewann sie aber aus persönlichen Erzählungen einer Bekannten über ein Kind mit CochleaImplantat und deren Familie. „Ich habe dann begonnen Fragen zu stellen“, erinnert sie sich, denn: „Bevor ich zu MED-EL gekommen bin, habe ich mir da nie Gedanken gemacht.“ 

Identifikation beim Spiel 

„Den Ursprung der Idee kann ich gar nicht mehr nachvollziehen“, erzählt die angehende Medienfachfrau, als ihr bewusst wurde, dass eine Puppe oder ein Teddybär, ausgestattet mit einem Spielzeug-CI-Prozessor, CI-Kindern als Identifikationsfigur helfen könnte. „Noch besser wäre vielleicht sogar, die Eltern, Großeltern oder Freunde mit einem Spielzeug-Prozessor auszustatten.“ 

Kinder, die mit einem Cochlea-Implantat aufwachsen, entwickeln eine besondere Beziehung zum sichtbaren Teil ihres Hörsystems, dem Audioprozessor. Wenn sie in ihrem Lebensumfeld jeweils der einzige CI-Nutzer sind, kann der Prozessor aber trotzdem zu einem trennenden Element werden. Die Identifikation im Spiel könnte helfen. Beispielsweise Lego oder verschiedene Modepuppen bieten solche Identifikationsmöglichkeiten, aber die jeweiligen Produkte sind schwer zu finden und nur begrenzt einsetzbar.  

 „Das kann jeder!“ 

„Nähen, stricken und natürlich häkeln ich bin sehr handarbeitsaffin“, lacht Silvia Schild. Ihr Meisterstück bisher war eine Tagesdecke mit eineinhalb Meter Durchmesser in der Technik des Granny Square, eine Art gehäkeltes Patchwork.  

Die Kunst des Amigurumi kennt sie von ihrer Freundin. Dabei werden beliebige, auch dreidimensionale Objekte als Häkelarbeit erstellt. Also packte ich mir ein Knäuel Wolle und eine Häkelnadel, und dann startete sie einige Versuche mit Drahtkern, mit Holzschablone oder mit Füllmaterial ausgestopft bis sie eine Form entwickelte, die ganz ohne diese Hilfsmittel auskommt. „Das soll ja jeder selbst nachmachen können, auch Kinder.“ 

Silvia Schild hat in den letzten Monaten in der Fertigung von MED-EL zahlreiche Audioprozessoren gebaut und zuhause drei oder vier Amigurumi-Prozessoren gehäkelt. Im Moment freut sie sich über ihren erfolgreichen Studienabschluss. Im August wird sie beruflich neue Horizonte ansteuern, aber davor freut sie sich noch auf ein spezielles Projekt:Bevor ich aus der Produktion ausscheide, häkle ich noch jedem in meinem Team einen eigenen Prozessor.“  


WISSENSWERT

Häkelanleitung 

Prozessor  

4 Luftmaschen zu einem Ring schließen 

Runde 1: 8 ganze gStb (ganze Stäbchen) um den Ring.  

Runde 2: Erste Masche verdoppeln und die Runde zu Ende häkeln. Endmaschenzahl: 9  

Runde 3: Wie Runde 2. Endmaschenzahl: 10 

Runde 4-6: Jeweils 10 gStb  

Runde 7: Hier beginnt die Rundung. Dazu 3 gStb / 4 fM (feste Masche) / 3 gStb  

Runde 8-12: Wie Runde 7  

Runde 13: 3 Maschen abnehmen: 1 gStb, 1 gStb + 1 gStb / 1 fM, 1 fM + 1 fM, 1 fM / 1 gStb, 1 gStb. + 1 gStb. Endmaschenzahl: 7. Muster: 2 gStb. / 3 fM / 2 gStb  

Runde 14: 2 Maschen abnehmen: 2 gStb / 1 fM, 1 fM + 1 fM / 1 gStb + 1 gStb Endmaschenzahl: 5 Muster: 2 gStb / 2 fM / 1 gStb  

Achtung: Wenn du den Ohrhaken in einer anderen Farbe häkeln möchtest, musst du von jetzt an mit der Zweitfarbe weitermachen.  

Runde 15-19: reihum feste Maschen  

Spule  

4 Luftmaschen zu einem Ring schließen 

Runde 1: 6 fM um den Ring  

Runde 2: Jede Masche verdoppeln. Endmaschenzahl: 12  

Runde 3: Jede 2. Masche verdoppeln. Endmaschenzahl: 18  

Runde 4: Jede 3. Masche verdoppeln. Endmaschenzahl: 24  

 

Eine Haarklammer sorgt dafür, dass die Spule von selbst am Kopf hält. Dazu den Faden in der Mitte der Spule vernähen und anschließend an dieser Stelle die Haarklammer ankleben oder -nähen 

Eine Luftkettenmasche von bis zu 15 Maschen häkeln. Um die Spule mit dem Prozessor zu verbinden, mit der Nadel in eine beliebige Masche auf Höhe der 7./8. Reihe stechen, den Faden dort durchholen und durch die Masche ziehen, die bereits auf der Nadel liegt. Zur Absicherung eine feste Masche in die nächstliegende Masche der Luftkettenmaschen häkeln et voila: Der Prozessor mit Spule ist fertig!  

Der Faden wird abgeschnitten und mit Hilfe einer Stopfnadel vernäht. Am besten wird der Faden durch mehrere Maschen gefädelt und abgeschnitten. Vorsicht, dass sich durch zu festes Ziehen die Form des Prozessors nicht verändert! 

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