Mit zwei Ohren hört es sich besser als mit einem. Werden dazu auf beiden Seiten unterschiedliche Hörhilfen genutzt, spricht man von bimodalem Hören.
Eva Kohl
Bimodal: Beidseitiges Hören mit Cochlea-Implantat und Hörgerät
Beidseitiges Hören ermöglicht räumliches Klangempfinden und akustische Raumorientierung, deutlichere Hörwahrnehmung nahe der Hörschwelle sowie besseres Sprachverstehen in lauter Umgebung – das alles bei gleichzeitig entspannterem Hören. Nicht alle CI-Nutzer sind beidseits vollständig taub, viele hören am anderen Ohr mit einem Hörgerät. Je besser das Hörvermögen mit dem Hörgerät wiederhergestellt wird, umso größer ist der Nutzen der Bimodalität. Damit bimodale Nutzer rundum optimale Hörergebnisse erzielen, müssen Hörgerät und CI optimal zusammenspielen.
Auch wenn beide Systeme grundsätzlich kompatibel sind, können unterschiedliche Signalverarbeitungen die Hörqualität deutlich beeinträchtigen. Daher sollte das CI-System natürliches Hören möglichst genau nachbilden und die Schallverarbeitung im CI mit jener beim Hörgerät übereinstimmen.
Bimodal mit Hörgeräten aller Typen und Marken
In letzter Zeit werden vermehrt markenspezifische bimodale Lösungen angepriesen: Die Funktionen eines Hörgeräts werden meist auf den CI-Audioprozessor derselben Herstellergruppe abgestimmt.
Dabei lässt die Rücksicht auf das kontralaterale CI nicht die nötige Freiheit, das Hörgerät individuell zu optimieren. Andererseits bindet diese Praktik bimodal versorgte Nutzer während der gesamten Lebensdauer des Implantats an ausschließlich eine Hörgeräte-Marke. Dabei dauert die Suche nach passendem Hörgerät und optimaler Einstellung im Einzelfall über mehrere Jahre – eine einmal optimierte Lösung zugunsten eines Abgleichs an ein CI aufzugeben, bedeutet für Betroffene merkbare Höreinbußen.
Da MED-EL mit seinen CI-Systemen das Hörorgan naturnahe nachbildet, können einseitige CI-Nutzer ein bereits gewohntes Hörgerät am anderen Ohr auch mit dem CI getrost weiter nutzen – sogar mit den gewohnten Einstellungen. Wenn später ein neues Hörgerät nötig wird, kann der Nutzer aus dem gesamten Angebot aktueller Hörgeräte wählen.
In der richtigen Lautstärke
Das gesunde menschliche Ohr ist für leisen Schall etwa drei Mal empfänglicher als für lauten. Diese Verstärkungsfunktion geht bei Innenohrschwerhörigkeit verloren und wird von modernen Hörgeräten nachgebildet. Auch CI-Audioprozessoren heben leisen Schall verstärkt an, wobei die CI-Hersteller dabei unterschiedliche Philosophien verfolgen.
Die natürliche Funktion möglichst genau nachzubilden, dazu ist die sogenannte Dual-Loop Automatic Gain Control bei MED-EL Audioprozessoren konzipiert. Sie kann auch individuell angepasst werden, auch an das Lautstärkeverhalten eines Hörgeräts am anderen Ohr. Ein Lautstärkenabgleich zwischen CI und Hörgerät ist normalerweise der einzige erforderliche Schritt, damit sich nahezu jedes Hörgerät problemlos mit einem MED-EL CI kombinieren lässt. Das Hörgerät kann so eingestellt bleiben, dass es unabhängig vom CI einen optimalen Höreindruck auf der nicht-implantierten Seite bietet.
Am richtigen Ort stimuliert
In der Cochlea werden hohe Töne am Eingang zur Hörschnecke wahrgenommen, tiefe Töne am Ende. Bei der Cochlea–Implantation führt der Chirurg eine Elektrode in die funktionslose Hörschnecke ein. Die Elektrode gibt dort elektrische Impulse ab, die vom Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet und dort interpretiert werden.
Lange Elektroden decken die gesamte Länge der Cochlea ab und ermöglichen damit eine Stimulation genau dort, wo der Ton in natürlicher Weise gehört würde. MED-EL brachte solche langen Elektroden bereits 1994 auf den Markt und ist bis heute der einzige Hersteller, der solche langen Elektroden anbietet. Verbunden mit der ebenfalls einzigartigen Feinstrukturkodierung ermöglicht MED-EL damit einen exzellenten Tonhöheneindruck, besonders ähnlich dem beim natürlichen Hören oder mit einem Hörgerät.
Zum richtigen Zeitpunkt stimuliert
Beim natürlichen Hörvorgang entsteht in der Cochlea eine sogenannte Wanderwelle, die sich vom Ovalen Fenster zur Schneckenspitze hin ausbreitet. In Verbindung mit der Frequenzzuordnung in der Cochlea bewirkt das eine Verzögerung für tiefe Töne um rund drei Millisekunden. Bei MED-EL Audioprozessoren wird diese Verzögerung nachgebildet.
Hörgeräte brauchen zusätzlich Zeit, um den Schall so zu bearbeiten, dass Sprache optimal verstanden wird. Der Nutzer nimmt die wenigen Millisekunden in der Regel nicht wahr. Trifft die Verzögerung bei binauralen Nutzern nur auf einer Seite zu, kann sie vom Zentralen Gehör missinterpretiert werden: die Vorteile beidseitigen Hörens würden limitiert. Die aktuellen CI-Audioprozessoren von MED-EL können ihre Verarbeitung auch zeitlich mit dem Hörgerät synchronisieren. Diese Funktion ist einzigartig bei MED-EL.
Beidseits alles gut hören
Vielen CI-Nutzern ist es wichtig, ihre Hörsysteme direkt mit externen Hörquellen verbinden zu können. Einfach und ohne zusätzliche Bindung an bestimmte Hersteller und Marken geht das über standardisierte Kontakte. Bluetooth-Teleschlingen ermöglichen so einen normierten Kontakt zwischen Hörsystem und Audioquelle: kabelloses Streaming zu Smartphone oder Tablet, TV oder anderen Bluetooth-fähigen Tonquellen, induktiver Kontakt zum Hörsystem.
Für bimodales Hören ist es entscheidend, ein exzellentes CI mit dem für den jeweiligen Nutzer am besten geeigneten Hörgerät zu kombinieren. Naturnahe Schallverarbeitung und einzigartige Funktionen ermöglichen, dass MED-EL CIs mit jedem derzeit am Markt erhältlichen Hörgerät kombinierbar sind und einander ideal ergänzen.