Das Schicksal von Alice von Battenberg – Prinz Philips taube Mutter

Prinz Philip, Gemahl der britischen Königin Elisabeth II., starb am 9. April 2021 im 100. Lebensjahr. Über das Leben eines ganzen Jahrhunderts kann man vieles erzählen, von einer Rolle als Prinzgemahl ganz zu schweigen. Doch am meisten prägte Philip ein Mensch lange vor seiner Heirat: seine Mutter, Alice von Battenberg. Nicht zuletzt wegen ihres besonderen Schicksals, denn sie war ein Leben lang taub.

Das außergewöhnliche Leben der griechischen Kronprinzessin Prinzessin Alice von Battenberg, Mutter von Prinz Philip, Duke of Edinburgh, und Schwiegermutter der Queen, ist eines der bestgehüteten Geheimnisse in der Geschichte der Royals.

Alice von Battenberg wird taub in die Adelswelt geboren

Alice von Battenberg wird 1885 in Windsor Castle in England geboren. Sie ist die Tochter des Prinzen Ludwig von Battenberg und der Prinzessin Viktoria von Hessen-Darmstadt sowie Urenkelin von Königin Victoria. Die Prinzessin wächst größtenteils in England auf.
Das junge Mädchen ist auffällig still. Und das hat einen Grund: sie ist taub. Ihre Mutter ist der Meinung, dass Alice lernen muss, mit ihrer Behinderung allein zurecht zu kommen. Der Familie sagt sie: „Wenn Alice nicht hört und versteht, was ihr sagt, dann dürft ihr es nicht wiederholen. Sie muss lernen zu verstehen, nur so kann sie lernen, später auf eigenen Füßen zu stehen.“ Die Strenge der Mutter ist grausam, zahlt sich jedoch in gewisser Hinsicht aus: Mit 18 kann Alice nicht nur klar sprechen, sie kann auch in drei Sprachen Lippen lesen.

Kurzes Familienglück

1902 lernt sie Prinz Andreas, den jüngsten Sohn von Georg von Griechenland kennen und lieben. Nach der Hochzeit zieht sie mit ihm nach Griechenland. Hier muss die taube Prinzessin erst einmal die fremde Sprache lernen. Sie fügt sich in die Rolle der Prinzessin und bekommt vier Töchter. Im Volk ist sie sehr beliebt, auch wenn die Griechen sich immer mehr vom Königshaus abwenden.
Im Zuge des Ersten Weltkrieges wird ihr Mann verhaftet, sie bleibt allein zurück. Kurz zuvor hat sie in ihrem Landhaus auf ihrem Küchentisch ihr fünftes Kind zur Welt gebracht: Prinz Philip. Als ihr Mann durch diplomatisches Geschick freikommt, verlässt die Familie heimlich Griechenland. Sie sind mittellos, es ist das Ende von Alice‘ Prinzessinendasein. Ihr Mann Andreas geht kurz darauf eigene Wege.

Alice von Battenberg war gefangen in der Stille

Die Strapazen des neuen Lebens schlagen ihr aufs Gemüt, sie fühlt sich zunehmend isoliert. Gefangen in ihrer stillen Welt, überkommen sie immer öfter dunkle Gedanken. Sie wird zunehmend religiös mit einem besorgniserregenden Hang zum Spirituellen. Sie entwickelt Wahnvorstellungen, die Familie macht sich Sorgen. Alice lässt sich auf deren Druck freiwillig in die psychiatrische Klinik einweisen. Für sie der Anfang eines langen Leidensweges. Die Diagnose der Ärzte: Paranoide Schizophrenie. Sie ist überzeugt, mit Jesus und Buddha gleichzeitig verheiratet zu sein. Der große Sigmund Freund höchstpersönlich erscheint in der Berliner Klinik, um Alice zu untersuchen. Freuds Empfehlung, Alice‘ Eierstöcke mit Röntgenstrahlen zu behandeln, sorgt heute noch für Empörung. Er sieht eine Chance auf Heilung, weil er glaubt, Röntgenstrahlen könnten die Menopause und somit ihre Genesung beschleunigen. Doch es gibt keine Anzeichen von Heilung.
Schließlich entlässt sie sich selbst aus der Klinik und kehrt zurück in den Schoß der Familie. Doch ihre Wahnvorstellungen sind noch immer da, sie benimmt sich merkwürdig. Schließlich wird sie vor den Augen ihres damals achtjährigen Sohnes Philip von Männern in weißen Kitteln abgeholt und gegen ihren Willen in ein Schweizer Sanatorium eingewiesen. Dort ist sie mehr als eine Patientin, sie ist eine Gefangene. Die Angelegenheit wird vertuscht, sie wird nicht richtig behandelt, die Familie kümmert sich nicht. Ihr Leid ist groß.

Trennung von der Familie

Während ihres Aufenthalts geht das Leben ihrer Familie weiter. Alle vier Töchter heiraten in deutsche Fürstenhäuser ein, bei keiner der Hochzeiten ist sie dabei. Sie wird zum einsamen, isolierten, weggesperrten Menschen.
Am härtesten aber trifft sie die Trennung von ihrem Sohn Philip, den die Schwestern mitgenommen haben. Nach einiger Zeit im Internat nimmt ihn die britische Verwandtschaft unter ihre Fittiche. Er wird viel herumgeschoben, eigentlich hat er kein richtiges Zuhause. Ihm wird gesagt, seine Mutter sei verrückt, der Vater verbringt Zeit mit seiner Geliebten.
Nach zweieinhalb Jahren darf Alice von Battenberg die Heilanstalt wieder verlassen. Sie fühlt sich von ihrer Familie verraten und kehrt ihr den Rücken zu. Sie lebt einige Jahre in Deutschland, wie eine Nomadin in kleinen Pensionen. Sie geht nie auf die Straße und verbringt ihre Tage sehr zurückgezogen. Nach wie vor hält sie an ihrem Glauben fest.

Wiedersehen nach sieben Jahren

Als eine ihrer Töchter bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, sieht sie ihre anderen Kinder nach sieben Jahren das erste Mal anlässlich des Begräbnisses wieder. Ihr Sohn Philip ist mittlerweile zu einem jungen Mann herangewachsen. Es ist das Jahr 1937, der Vorabend des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs. Sie kehrt nach Griechenland zurück und wünscht sich, dass ihr Sohn sie begleiten würde.
Doch Philip bleibt und wächst während ihrer Abwesenheit unter der Aufsicht seines ehrgeizigen Onkels auf, Lord Louis Mountbatten. Der sieht die Zukunft seines Neffen bei der Royal Navy und nicht bei seiner Mutter in Griechenland. Mit 17 Jahren muss Prinz Philip sich entscheiden zwischen einer ungewissen Zukunft in Griechenland und einer sicheren Karriere bei der Royal Navy. Er entscheidet sich für die Navy und absolviert die Offizierslaufbahn im Royal Naval College in Dartmouth.

Buckingham Palace - Rückkehr von Alice von Battenberg

Alice von Battenbergs schicksalshafte Zeit

1939 besucht die englische Königsfamilie die Eliteschmiede. Um die Königstöchter Elizabeth und Margaret kümmert sich Philip höchstpersönlich. Für die Thronfolgerin ist es Liebe auf den ersten Blick, doch es bleibt vorerst beim harmlosen Flirt.
Hitler entfacht im selben Jahr einen Weltenbrand, der auch Griechenland erfasst. Alice von Battenberg ist allein in Athen, während ihr Sohn für England kämpft. Sie macht sich nützlich beim Roten Kreuz. Als 1943 auch in Griechenland Juden deportiert werden, versteckt Alice eine befreundete Familie über ein Jahr lang im obersten Stockwerk ihres Hauses, mitten in Athen. Alle Menschen, die Juden versteckten, riskierten damals ihr eigenes Leben. Doch Alice kommt jeden Tag, trinkt Tee mit der Familie und wird zur engen Freundin. Die Prinzessin lässt sich durch nichts erschüttern. Als eines Tages die Gestapo kommt und wissen will, wer in der Residenz wohne, antwortet sie nicht. Sie gibt zu verstehen, dass sie taub sei. De Behinderung rettet sie und ihre Schützlinge. Ohne sie wäre die Familie ohne Zweifel umgekommen, sie war ihr Schutzengel.

Prinz Philip: Der geliebte Sohn und eine bezeichnende Verwandlung

Nach Kriegsende kehrt sie heim nach England zu Philip. Schließlich gibt es auch etwas zu feiern: die Verlobung ihres Sohnes mit der Thronfolgerin von England, Elizabeth. 1947 heiratet das Paar, von Philips umstrittener deutscher Familie ist nur seine Mutter Alice geladen. Die Wunden des Krieges sind noch zu tief. Alice bleibt nur kurz und kehrt schließlich zurück nach Griechenland.
Fünf Jahre später, am 2. Juni 1952, erscheint Alice von Battenberg anlässlich der Krönung ihrer Schwiegertochter zur Königin – als Nonne in grauer Kleidung ist sie auf den ersten Blick nicht zu erkennen und sorgt für gehörige Aufmerksamkeit. Ein Schock für die ganze Familie. Sie hat auf alle Titel verzichtet und in Athen einen Schwesternorden samt Waisenhaus gegründet. Mit ihrem Gelübde hat Alice ihre Bestimmung gefunden. Sie entsagt jeglichem Besitz und widmet ihr Leben fortan ihrem tiefen Glauben. Bis heute wird die Prinzessinnen-Nonne in Griechenland verehrt.

Endgültige Rückkehr

Nach einem Militärputsch muss die griechische Königsfamilie das Land verlassen. Auch Prinzessin Alice – sie reist schweren Herzens nach England, um ein kleines Zimmer im Buckingham Palast zu beziehen.
Nachdem sie in ganzes Leben getrennt waren durch Krankheit, Krieg und Familienpolitik, finden Prinz Philip und seine Mutter am Ende doch noch zusammen. Am 5. Dezember 1996, nur zwei Jahre nach ihrem Einzug, stirbt sie. Ihrem letzten Wunsch, auf dem Ölberg in Jerusalem begraben zu werden, konnte nach einigen Querelen erst zwei Jahrzehnte später nachgekommen werden. 1988 wurde sie dort beigesetzt. Fünf Jahre später ehrt sie das Land Israel aufgrund der Rettung einer jüdischen Familie vor der Deportierung.

Taube Prinzessin der Herzen

Alice von Battenberg – sie half Menschen in Not, das war ihr Lebensmotto, dem sie stets treu blieb. Die heutigen technischen Möglichkeiten, allen voran das Cochlea Implantat, blieben ihr verwehrt. Doch vielleicht machte sie ihre Taubheit besonders feinfühlig für die Welt um sie herum, die sie zwar nicht hören konnte, aber auf besondere Art besser verstehen.

Logo Leben mit hoerverlust.at

Leben mit hoerverlust.at

Alles auf einen Klick! hoerverlust.at bietet Betroffenen und Angehörigen umfassende Informationen und Kontaktmöglichkeiten zu allen Bereichen, die Sie auf dem Weg zum Hören benötigen. Mehr zum informativen Wegbegleiter vom ersten Verdacht bis zur optimalen Versorgung finden Sie hier!

ZENTRUM HÖREN

Beratung, Service & Rehabilitation – für zufriedene Kunden und erfolgreiche Nutzer! Mehr zum umfassenden Angebot und engagierten Team des MED-EL Kundenzentrum finden Sie hier!