Mobbing von Kindern mit Cochlea-Implantat

Eine Studie unter Beteiligung der spanischen CI-Gruppe AICE zeigt, dass Kinder und Jugendliche mit Cochlea-Implantat (CI) häufiger Opfer von Mobbing und Cyber-Mobbing sind. 

Mobbing von Kindern mit Cochlea-Implantat

Schon seit vielen Jahren engagiert sich Laia Zamora bei der spanischen CI-Gruppe AICE, der Federación de Asociaciones de implantados cocleares de España, besonders für Kinder und Jugendliche. Angeregt durch den persönlichen Erfahrungsbericht einer CI-Nutzerin, initiierte Zamora vor über zwei Jahren eine Studie über Mobbing und Cyber-Mobbing von jungen spanischen CI-Nutzern. An der Studie, bei der Kinder und Jugendliche mit CI sowie deren Eltern befragt wurden, waren auch die Universität Santiago de Compostela sowie NACE, Asociación No al Acoso Escolar – eine Arbeitsgruppe gegen schulisches Mobbing, beteiligt.

Erste Ergebnisse hatte Zamora bereits bei der Generalversammlung der EURO-CIU 2019 präsentiert, heuer wurden die teils erschütternden Daten sowie die Verbesserungswünsche der Betroffenen in der Fachzeitschrift „Journal of Deaf Studies and Deaf Education“ publiziert [1].

Erschütterndes Ergebnis: Mobbing von Kindern mit Cochlea-Implantat

Die Daten zeigen, dass minderjährige CI-Nutzer zwei- bis dreimal so häufig gemobbt werden, wie das bei der Durchschnittsbevölkerung der Fall ist. Obwohl 60 Prozent der Opfer das Problem als „nie gelöst“ beschreiben, hat fast die Hälfte ihr Leid für lange Zeit geheim gehalten; sieben Prozent haben sich vor dem Fragebogen noch nie darüber geäußert. Eltern und Lehrkräften bleibt die Problematik deswegen oft verborgen, bei den Betroffenen hat sie aber prägenden Einfluss auf Selbstbewusstsein, Entwicklung und allgemeine Gesundheit.

Die Erkenntnisse decken sich mit Daten anderer Untersuchungen, wie etwa einer 2018 in Dallas publizierten [2]. Getriggert werde Mobbing durch das „Anderssein“, unterstreichen Ergebnisse einer 2010 durchgeführten Untersuchung an einer Sonderschule für hörbeeinträchtigte Schüler.[3]

Freunde können helfen!

Zumindest eine gute Freundschaft zu haben, sei ein wesentlicher Schutzfaktor gegen Mobbing [4]: „Freunde sind für die meisten jungen Menschen wichtig, aber ich glaube für hörbeeinträchtigte Kinder sind sie besonders wichtig“, erklärt Andrea D. Warner-Czyz dazu im Medical Xpress. “Alles ist wichtig, womit Eltern soziale Kontakte und Freundschaften erleichtern und den Kindern ermöglichen zu lernen, wie sie selbst ein Freund sind und wer ihnen ein Freund ist.“

Laut der von AICE unterstützten Studie wünschen die Betroffenen selbst, Lehrkräfte sollten die Thematik Mobbing besser kennen und Eltern sollten mehr Informationen zum Thema zur Verfügung stehen. Auch von vermehrter Bewusstseinsbildung der Öffentlichkeit über CIs erhoffen sich die CI-Familien Abhilfe gegen Mobbing.


[1]https://doi.org/10.1093/deafed/enaa029 

[2]https://doi.org/10.1177/0014402918754880

[3]https://doi.org/10.1093/deafed/5.3.221

[4]https://doi.org/10.1177/0886260504272897

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