Musiktherapie nach der Cochlea-Implantation

Richard Czvitkovits zeigt sich wie viele andere Patienten der HNO-Universitätsklinik St. Pölten von der dortigen Musiktherapie begeistertgehört.gelesen wollte von Musiktherapeutin Mag. Bianca WirthnerMSc wissen, wie diese Therapieform CI-Nutzern helfen kann.  

Musiktherapie für CI: Mag. Bianca Wirthner, MSc mit OÄ Priv. Doz. Dr. Astrid Magele, MBA ©UK St. Pölten

BW: Die Begleitung nach einer Cochlea-Implantation liegt uns an der Universitätsklinik St. Pölten neben der medizinischen, audiologischen, logopädischen Betreuung auch aus musiktherapeutischer Sicht sehr am Herzen. Musiktherapie nach der Cochlea-Implantation soll auf dem Weg zurück in die hörende Welt unterstützen.

Alleinstehenden CI-Nutzern fehlen zuhause oft Übungspartner – für Sie ist eine therapeutische Hilfestellung wichtig. Aber auch bei Kindern gilt es, neue Höreindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Der Fokus bei erwachsenen CI-Nutzern liegt auf der Verbesserung von Musikwahrnehmung und Sprachverstehen. Der emotionale und soziale Aspekt darf meiner Meinung nach aber nicht vergessen werden.

GG: Was meinen Sie mit emotionalen und sozialen Aspekten?

BW: Wir Menschen bestehen nicht nur aus dem einen Sinn „Hören“. Bei CI-Nutzern nimmt das Thema verständlicherweise viel Platz ein, aber der Mensch muss auf allen Ebenen, ganzheitlich, betrachtet werden: Wenn es einem Menschen psychisch nicht gut geht, beeinflusst das auch die physische Komponente – und umgekehrt.

Viele hörbeeinträchtigte Menschen ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück, weil sie beispielsweise an Gesprächen nicht teilnehmen können. Es kommt zu sozialer Isolation. Die Versorgung mit einem CI schafft ursächliche Abhilfe. In der Musiktherapie versuchen wir dann, Strategien und Wege zurück ins Leben zu finden.

GG: Herr Czvitkovits hat von einer Therapiestunde mit einer Harfe erzählt. Kommt diese oft zum Einsatz?

BW: Die Harfe hat sich als besonders „wohlklingend“ für CI-Nutzer erwiesen. Mit ihr kann ich Entspannungsübungen oder Lieder musikalisch begleiten, oder Übungen zur Unterscheidung der Tonhöhen oder zur Differenzierung von Ein- und Mehrstimmigkeit durchführen. Mutige TeilnehmerInnen probieren die Harfe auch selbst aus.

Wir verwenden das Instrument auch gerne bei interdisziplinären Sitzungen: Die Logopädin übt mit dem Patienten das Sprachverstehen und ich spiele im Hintergrund die Harfe. Dabei übt der Patient, die Aufmerksamkeit gezielt auf einen Sprecher zu richten.

Wir verwenden auch bekannte Volks- oder Kinderlieder mit Instrumentalbegleitung und verändern einige Wörter, welche die CI TrägerInnen verstehen sollen. Dabei verknüpfen wir bereits Bekanntes mit neuen Inhalten.

Musiktherapie für CI Nutzer: Harfe

GG: Wie verläuft eine Therapiesitzung in der Praxis?

BW: Alle CI TrägerInnen, die am Uniklinikum St. Pölten operiert werden, haben die Möglichkeit an Musiktherapie teilzunehmen. Die Termine können individuell oder in Kombination mit den CI-Kontrollen stattfinden. Sie beginnen meist mit einem Gespräch über die aktuelle Befindlichkeit und die Herausforderungen im Alltag – im Mittelpunkt stehen dabei immer Stärken und Ressourcen des jeweiligen CI-Nutzers. Dieses Gespräch gibt uns Anhaltspunkte, wo wir konkret ansetzen können.

Bei Bedarf üben wir zum Beispiel auch die Lokalisation: Geräusche und Klänge werden erst aus verschiedenen Richtungen vorgespielt; anschließend schließt der Patient die Augen und soll die dann folgenden Geräusche oder Klänge lokalisieren.

Eine große Rolle spielt ebenso das Verbalisieren von Höreindrücken. Wenn zum Beispiel ein Geräusch auf der CI-Seite lauter, dumpfer oder kräftiger klingt als auf der Hörgeräte-Seite. Das bewusste Hinhören, sowie die Beschreibung und Unterscheidung von Geräuschen und Klängen sollen verinnerlicht werden.

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