Allgemeinbildung und Weiterbildung im Internet

Trotz wachsender Informationsflut finden Bildungsangebote nach Ende der formalen Schulzeit wenig Beachtung. Mediale Projekte können die Bedeutung lebenslanger Bildung für Gesellschaft und Individuum angemessen berücksichtigen.

Allgemeinbildung - die Frau in Museum

Monét oder Manét – was auf den ersten Blick wie ein typischer Hörfehler wirkt, birgt jedenfalls Möglichkeit zur Verwechslung: Die Werke von Claude Monét, französischer Maler des Impressionismus, sind sogar als Kalenderbilder populär. Sein älterer Landsmann Édouard Manét ist als Wegbereiter der modernen Malerei weniger bekannt. BrainFeed stellte in einem Beitrag beide einander gegenüber.

BrainFeed war der Newsletter-Dienst des 24-jährigen Joey Lackman. „Unser Gehirn kann sich bei ausgewogener Informationszufuhr gut entfalten“, so der im Raum Frankfurt aufgewachsene Kalifornier. Immer weiter spezialisierte Ausbildung steigere unsere Produktivität, doch: „Es wird immer schwerer für uns, mit Menschen außerhalb unserer Wissensblase zu kommunizieren.“ Das führe zu Polarisierung und Spaltung in weiten Teilen der Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und sogar Wissenschaft.

„Psychische Gesundheit und Glück wachsen mit besserem Allgemeinwissen. Indem wir über unseren fachlichen Tellerrand blicken, vermeiden wir unsere Tendenz zur Polarisierung“, ist der Absolvent der University of Southern California überzeugt. „Wir haben heute in unserer Hosentasche oder Handtasche mehr Informationen, als wir jemals in der Geschichte der Menschheit verfügbar hatten. Das kann überwältigend sein. Andererseits sind viele Informationen im Internet nutzlos oder falsch.“ Mit BrainFeed wollte er „an einem Ort die wichtigsten Themen und Ideen simpel und unvoreingenommen zusammenzufassen.“

Aus intellektueller Neugier

Schon als Student bemerkte Lackman ein Manko an Möglichkeiten, Allgemeinbildung angemessen zu erweitern: „Nach zwei Jahren Studium der Betriebswirtschaftslehre ist mir aufgefallen, dass ich zwar schon viel Wissen im wirtschaftlichen Bereich, aber oft mangelndes Wissen über Grundkonzepte in anderen Bereichen wie Geschichte, Psychologie oder Physik hatte. Außerdem wollte ich auch aus rein intellektueller Neugier die Welt besser verstehen.“

Er suchte nach einer Möglichkeit, Schlüsselkonzepte unterschiedlicher Fachkompetenzen kennenzulernen, ohne dazu „langweilige Lehrbücher zu lesen“. Dabei stieß er auf die Sidney Harman Academy for Polymathic Study: Ein Angebot seiner Universität, bei dem Professoren verschiedener Bereiche Vorträge über ihr Spezialgebiet halten, um durch dieses breit gefächerte Lehrangebot das kritische Denken der Studierenden zu fördern.

Mit BrainFeed wollte Lackman ein ähnliches Angebot schaffen, das aber der breiten Bevölkerung auch außerhalb der Universität offensteht. In seiner Freizeit recherchierte der Spezialist für Finanzconsulting die Inhalte des Newsletters. Die Themen erstreckten sich von seinem eigenen Fachgebiet Wirtschaft über Kunst, Geschichte und Geografie bis zu den Naturwissenschaften. Anschließend fasste er die jeweiligen Konzepte und Fakten in kurzen Texten prägnant, verständlich und unterhaltsam zusammen. Weiterführende Links boten optionale Vertiefungsmöglichkeit; eine abschließende Multiple-Choice-Frage zum Themengebiet des jeweils vorangegangen Newsletters diente nicht nur zur Wiederholung, die „Gamification“ befriedigte auch den menschlichen Spieltrieb.

Erfolgskonzept Allgemeinbildung

BrainFeed erreichte seine Abonnenten als Newsletter, der zu einem selbst gewählten Zeitpunkt gelesen werden konnte. Er behandelte, ganz im Stil der aktuellen Social-Media-Kultur, jedes Thema in Häppchen von etwa vier Minuten – die erwähnten weiterführenden Informationen nicht mitgerechnet.

Im Februar 2021 gestartet, konnte der Newsletter bis Mitte April schon über 2000 Abonnenten binden. Dann stagnierte das Projekt, bis Lackman den Newsletter im August gänzlich einstellte. Zurzeit sucht er nach neuen Wegen, sein Konzept umzusetzen.

Allgemeinbildung als Gedankennahrung

Hürde für die Verbreitung von BrainFeed außerhalb des angloamerikanischen Raums war auch die Sprache: Der Newsletter war nur auf Englisch verfügbar. Auch im deutschsprachigen Raum gibt es verschiedene Projekte, Bildung auf unterhaltsame Weise unter das Volk zu bringen. Populäres Beispiel sind die Science Busters, die ihr „Wissenschaftskabarett“ auf der Bühne, über TV und DVD präsentieren, einen Podcast gestalten und populärwissenschaftliche Bücher und Hörbücher produziert haben.

Das Konzept des Erd- und Materialwissenschaftlers Dr. Robert Krickl ist weniger kabarettistisch, dafür interaktiv gestaltet. In seiner „Sprechstunde“ informiert er via öffentlichem Zoom-Meeting über seine Fachgebiete.

Am besten vergleichbar mit dem US-amerikanischen Projekt BrainFeed ist vielleicht die am 2. April 1987 in Wien unter dem damaligen Bürgermeister Helmut Zilk gestartete Vortragsreihe Wiener Vorlesungen: Die Veranstaltungsreihe wird von der Wiener Magistratsabteilung 7, der mit Kultur betrauten Abteilung der Stadtverwaltung, konzeptioniert. Sie bietet die Analysen und Befunde wichtiger Persönlichkeiten des intellektuellen Lebens zu den großen aktuellen Problemen der Welt – im Vortrag, im Einzelgespräch oder als Podiumsdiskussion.

Dieses Dialogforum ist dank Corona-Pandemie und den damit verbundenen Veranstaltungseinschränkungen nun auch über Internet und Fernsehen zugängig und kann daher überregional verfolgt werden. Die einzelnen Veranstaltungen dauern zwischen ein und eineinhalb Stunden; einige sind ausschließlich live, andere auch im Archiv verfügbar.


Allgemeinbildung – online und interessant präsentiert:

Mehr dazu

Bildung & gutes Hören – Eine Wechselwirkung

Warum für Menschen mit Hörimplantat Wissen und damit gute Bildung von so großer Bedeutung ist

Die Welt ist ein Buch. Wer stets aus ihm liest, sammelt Erfahrungen und erweitert sein Spektrum, ist interessierter, offener und entwickelt seine Persönlichkeit weiter.

Mehr dazu
Logo Leben mit hoerverlust.at

Leben mit hoerverlust.at

Alles auf einen Klick! hoerverlust.at bietet Betroffenen und Angehörigen umfassende Informationen und Kontaktmöglichkeiten zu allen Bereichen, die Sie auf dem Weg zum Hören benötigen. Mehr zum informativen Wegbegleiter vom ersten Verdacht bis zur optimalen Versorgung finden Sie hier!

ZENTRUM HÖREN

Beratung, Service & Rehabilitation – für zufriedene Kunden und erfolgreiche Nutzer! Mehr zum umfassenden Angebot und engagierten Team des MED-EL Kundenzentrum finden Sie hier!