Schultipps für Eltern von Kindern mit Cochlea-Implantat

Wir haben für Sie Tipps zusammengestellt, wie Sie als Eltern Ihrem Kind mit Höreinschränkungen den Schuleinstieg erleichtern können.

Mädchen: Schule mit Cochlea-Implantat

Für viele Kinder hat im Herbst mit Schuleintritt oder -wechsel ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Dabei ist die jeweils optimale Hörversorgung für Schüler mit Höreinschränkungen eine wichtige Voraussetzung. Besonders bei jüngeren Kindern erleichtert aber auch die aktive Unterstützung der Eltern als Koordinatoren und Anwälte ihrer Kinder wesentlich einen gelungenen Schulalltag, speziell wenn bei der Inklusion an einer Regelschule Lehrkräfte noch keine oder kaum Vorerfahrung mit hörbeeinträchtigten Schülern haben.

Als Eltern sind Sie Experten für Ihr Kind. Sie haben Kontakt zu den Pädagogen wie auch zu allen Fachkräften, die Ihr Kind in seiner Hörentwicklung unterstützen. Daher können Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes am besten vertreten.

Nichts versäumen!

Benötigt ein Kind Hörhilfen, sollten diese während aller Wachstunden genutzt werden. Das gilt zwar nicht erst ab Schuleintritt, ist aber im Unterricht wichtig. Wenn Kinder den Tag auswärts – an Kindergarten oder Schule – verbringen, kontrollieren Sie vor dem morgendlichen Verlassen der Wohnung, ob die Hörsysteme gut arbeiten und ob Ihr Kind gegebenenfalls auch Reservebatterien mithat.

Ob an der Schule verwendete Kommunikationssysteme, meist FM-Systeme, mit den Hörsystemen Ihres Kindes funktionieren, kann häufig erst an der Schule getestet werden. Klären Sie mit der Klassenlehrerin, wie häufig, von wem und wie die Funktion überprüft wird.

Schule mit Cochlea-Implantat: gute Lernumgebung

War bei der Geburt Ihres Kindes der Umgang mit einer Hörbeeinträchtigung für Sie als Familie neu? Jetzt kann ein Schüler mit Höreinschränkungen für Lehr- und Aufsichtspersonen Ihres Kindes eine neue Situation sein, jedenfalls wenn Sie für Ihr Kind Regelkindergarten oder -schule gewählt haben. Informieren Sie alle Beteiligten und Verantwortlichen über den Hörverlust Ihres Kindes und dessen Auswirkungen im Alltag. Erklären Sie, was Ihrem Kind hilft zu verstehen. Denken Sie auch an jene Pädagogen, die Ihr Kind nur in einzelnen Fächern unterrichten oder regelmäßig beaufsichtigen.

Erklären Sie, welche Art von Hörverlust Ihr Kind hat und wie sich das – mit und ohne Hörhilfe – im Alltag auswirkt. Überlegen Sie gemeinsam, welche Herausforderungen im Unterricht entstehen und welche Strategien und Hilfsmittel helfen könnten. [1] Auch ein speziell ausgebildeter Unterstützungslehrer benötigt die Information, wie das individuelle Hörsystem Ihres Kindes funktioniert, wie es zu handhaben ist und wie kleinere Funktionsstörungen einfach beseitigt werden können: Batterien tauschen, die Funktion überprüfen, die Funktionsanzeigen am Gerät verstehen und Fernbedienung oder -bedienungs-App verwenden. [2]

Kooperation – von Anfang an

Voraussetzung für diese Gespräche ist, dass Sie die Pädagogen Ihres Kindes kennen und Kontakt zu Ihnen haben. Für kurzfristig eingesetzte Pädagogen können Sie die dringendsten Informationen in einer kompakten, schriftlichen Übersicht bereitstellen.

Regelmäßiger Kontakt zu den Pädagogen Ihres Kindes ist auch nach geglückter Einschulung wichtig, um eventuelle Veränderungen beim Hören und Kommunizieren rasch zu erkennen und darauf reagieren zu können.

Eigenverantwortung und Selbstvertrauen stärken!

Auch wenn es anfangs Zeit und Nerven kosten mag: Üben Sie mit Ihrem Kind frühzeitig das geräteschonende Auf- und Absetzen des Systems und das Wechseln der Batterien im Alltag. Je selbständiger Ihr Kind mit seinen Hörsystemen umgeht, desto sicherer kann es sie im Schulalltag in Funktion halten.

Besprechen Sie mit Ihrem Kind aber auch, wie es sein Hörsystem mit einfachen Worten Gleichaltrigen erklären kann und wie es Hörproblemen bei Gesprächen begegnen kann. Weiß Ihr Kind, an wen es sich an der Schule wenden kann, wenn die Hörsysteme nicht funktionieren?

Wenn Ihr Kind erlebt, dass es mit seinen Anliegen ernst genommen wird, kann ihm das helfen, altersgemäße Eigenverantwortung zu übernehmen – eine wichtige Fähigkeit auch für schulischen Erfolg.


13 Tipps zur Kommunikation – nicht nur für die Schule

  • Lärmquellen im Raum (Ventilator, Tratschen, Schüttelpennale, …) sowie Lärm von außerhalb (offene Fenster, …) reduzieren (siehe „Leben und Lernen ohne Lärm“ – print: gehört.gelesen2020 ab Seite 32; online: https://ci-a.at/2020/03/09/leben-und-lernen-ohne-laerm/)
  • Glatte, harte Flächen im Klassenraum reduzieren, um Schallreflexionen gering zu halten
  • Sitzplatz weit weg von unvermeidbaren Lärmquellen, aber nahe beim Lehrertisch, von wo die Lehrkräfte unterrichten
  • Für Lehrkräfte und Schüler gilt: immer zur Klasse gewendet sprechen! Gruppengespräche im Sitzkreis – so helfen Lippenbild und Gesichtsausdruck beim Verstehen und die Akustik ist besser.
  • Platzwechsel für verschiedene Unterrichtssituationen nach Bedarf
  • Es werde Licht: Das Gesicht des Sprechenden soll gut zu sehen sein, die Schüler nicht von der hereinscheinenden Sonne geblendet werden.
  • Visuelle Unterstützung: Bilder wo möglich. Schlüsselwörter, neue Begriffe und wichtige Daten an die Tafel schreiben! Gestik und Mimik unterstützt.
  • Gesprächsdisziplin üben: Es spricht immer nur einer!
  • Erst die Aufmerksamkeit der Schüler sicherstellen – dann sprechen
  • Themenwechsel deutlich machen
  • Das Verständnis mit Fragen sicherstellen, die nicht nur mit Ja oder Nein beantwortet werden, oder indem der Schüler das Gehörte mit eigenen Worten wiederholt
  • Zusatzsysteme wie FM-Systeme oder sogenannte „Sound-Field“ Systeme nutzen, je nach Alter auch Zusatzlehrer oder Schriftsprachdolmetscher

5 Fragen gegen Missverständnisse

In manchen Situationen müssen auch normalhörende Menschen nachfragen, um Missverständnisse zu vermeiden. Doch das ständige „Wie bitte?!“ nervt oft. Deswegen empfiehlt es sich, frühzeitig gezieltes Nachfragen einzuüben:

  • Details nachfragen: „Was bedeutet…?“
  • Schlüsselwörter erfragen: „Geht es um …?“, „Haben Sie gesagt, dass …?“
  • Verbesserte Aussprache einfordern: „Könnten Sie das bitte etwas langsamer wiederholen?“
  • Umformulieren: „Können Sie das bitte mit anderen Worten nochmals erklären?“
  • Vereinfachen: „Können Sie das bitte mit einfachen Worten nochmals sagen?“, „Können Sie das bitte zusammenfassen?“

Neuer Elternkurs „on Demand“!

Mitgliedern von MyMEDEL steht seit Kurzem der englischsprachige Kurs „Empowering Families of Children with Hearing Loss“ auf http://academy.medel.com zur Verfügung. Tipps zum Thema Schule mit CI gibt Reha-Spezialistin Natalie Taekle BSpPath im Teil 3 „Setting Up for Success in the Classroom“. Die Mitgliedschaft bei MyMEDEL ist für Nutzer von Hörimplantaten, deren Betreuungspersonen und für Hörspezialisten kostenfrei möglich auf my.medel.com.


[1] Zur Information der Lehrkräfte können Sie die Broschüre „Entwicklung und Lernen mit Hörimplantat“ nutzen, die auf hoerverlust.at kostenfrei downzuloaden oder zu bestellen ist!
[2] Für MED-EL Systeme gibt es „Quick Guides“ mit den wichtigsten Handhabungshinweisen, gedruckt oder online auf medel.com/de-at/support beim Produkt-Support im Download-Bereich.

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