Ein neues CI System für die Zukunft

Im September wurde für CI-Nutzer Hans Horak ein Supergau und Albtraum zur Realität: Sein Cochlea-Implantat versagte nach über 25 Jahren den Dienst. In gehört.gelesen erfahren Sie die ganze Wahrheit darüber, wie CIA-Obmann Horak die schwierige Phase überstand, dank Reimplantation wieder online ging und dabei in puncto Hörtechnologie aktuellen Stand gewann!

Hans - neues Cochlea Implantat System

Es war der 6. September 2021, ein Montag. CIA-Obmann Hans Horak hatte seinen Vormittag im Vereinsbüro verbracht und war nun mit seinem Auto auf dem Heimweg. Er fuhr die Sechsschimmelgasse in Richtung Gürtel, als er ein komisches Zirpen und Zwitschern wahrnahm und gleich darauf die Lautstärke seines Audioprozessors zu schwanken begann – erst hörte er wie durch Watte, gleich darauf wieder deutlich, fast laut. Wenige Minuten später folgte die absolute Stille, nur sein sonst von den Umgebungsgeräuschen verdeckter Tinnitus kam auf.

Der erfahrene CI-Nutzer vermutete einen leeren Akku. Doch weder der Batterietausch noch wenig später zuhause der Wechsel auf einen Reserve-Prozessor brachten Besserung. „Da hat mir gedämmert, dass etwas nicht stimmt.“ Er meldete sich umgehend bei MED-EL und wurde sofort zu einem Systemcheck eingeladen.

„Ich musste mich erst von meinem Schock erholen und etwas beruhigen. Ich war ja ganz aufgeregt.“ Beim Erzählen bebt seine Stimme leicht: „Wenn du so plötzlich nichts mehr hörst, das ist ein Gefühl, als ob du plötzlich allein auf der Welt stündest.“ Noch am gleichen Tag fuhr er ins ZENTRUM HÖREN, wo nach wenigen Tests die Befürchtung zur Gewissheit wurde: Sein Implantat war ausgefallen.

Leben mit und ohne CI

1968 ertaubt, hört Hans Horak seit 1988 mit Cochlea-Implantat: Erst bekam er an der Universitätsklinik Wien eines der frühen Implantate mit zwei miteinander verbundenen Epoxid-Gehäusen, dann ein Implantat mit Kugelelektrode.

Vor über 25 Jahren stieg er dann auf sein MED-EL Combi 40 um: Das erste Mehrkanal-Cochlea-Implantat mit hoher Übertragungsrate und mit langer, flexibler Elektrode, die tief in die Hörschnecke inseriert wurde – damals noch mit Keramikgehäuse, acht Kanälen und ohne Möglichkeit zur parallelen Stimulation. Mit jeweils aktuellem Audioprozessor war Hans Horak stets ein erfolgreicher und zufriedener CI-Nutzer. Bis eben zu jenem Moment im September des Vorjahres.

Die Wochen ohne Hören waren für den 70-Jährigen schlimm: „Ich bin draufgekommen, was ohne Hören plötzlich nicht mehr möglich ist.“  Zuhause hatte er zwar keine Probleme, mit seiner Frau zu kommunizieren. „Wir verstehen einander auch ohne Implantat.“ So lange das Implantat gut funktioniert hat, hatte er es ja manchmal sogar genossen, den Prozessor nicht gleich frühmorgens zu aktivieren oder im Lauf des Tages auch abzunehmen und einige Zeit lang die Stille zu genießen. Doch in der überwiegenden Zeit, in der er sich mit Freunden, Bekannten oder Fremden verständlich machen wollte, fehlte ihm das Hören sehr. „Du bist wirklich weg vom Fenster.“

Sozialer Rückzug trotz verständnisvoller Mitmenschen

„Ich habe in den letzten 25 Jahren so gut verstanden, dass ich nie Mundablesen musste.“ Jetzt war es nötig, diese Fähigkeit wieder zu üben. Hinzu kam, dass im September in weiten Bereichen wieder das Tagen von FFP2-Masken verpflichtend war – womit Lippenlesen unmöglich wurde. Der Pensionist erzählt dankbar, wie er weit über die eigene Familie hinaus Verständnis erfuhr: „Beim Lidl, beim Penny, beim Hofer – ich habe überall gleich darauf aufmerksam gemacht, dass ich im Moment nichts höre. Wenn ich dann zur Kasse gekommen bin, haben die alle gleich ihre Maske heruntergezogen. So super die Leute, alle!“

Dann stoppt er kurz in der Erzählung, zögert etwas: „Zeitweise bin ich aber schon in alte Muster zurückgefallen aus jener Zeit, als ich wirklich taub war.“ Er beschreibt den Druck, trotz Taubheit verstehen zu müssen und die Angst, als unverständig oder dumm abgestempelt zu werden, wenn andere sein Unverständnis bemerken. Und er beschreibt die damit verbundenen Mechanismen, Hörprobleme zu überspielen.

Bei seiner ursprünglichen Ertaubung hatte der damals junge Fleischerlehrling lange versucht, zumindest die gewohnten Sozialkontakte möglichst unverändert aufrecht zu erhalten. Nur langsam schränkte er damals die eine oder andere Aktivität ein. Das war diesmal anders: „Jetzt bin ich gleich nicht mehr in den Hof gegangen und habe mich nicht zu den Nachbarn dazugesetzt, aus Angst sie nicht zu verstehen. Ich habe mich in der kurzen Zeit, in der ich jetzt taub war, wieder von vielen Aktivitäten zurückgezogen.“

„Damit bis zur Reaktivierung möglichst wenig Zeit vergeht!“

„Wenn zum Beispiel ein Kind ein Jahr nach der Implantation einen Unfall hat und dabei das Implantat beschädigt wird, dann ist das schon bitter“, beschreibt CI-Techniker DI Fabian Kiesenhofer die emotionale Herausforderung, wenn er als Techniker dem Betroffenen und seinen Angehörigen mitteilen muss, dass die technische Überprüfung einen Defekt des Implantats zeigt. „Gott sei Dank kommt das ja nur selten vor.“

Der CIA-Obmann hatte sein Implantat bis zu diesem Tag schon viele Jahre in Verwendung. Zudem sei der erfahrende CI-Nutzer auf die schlechte Nachricht vorbereitet gewesen und mit dem Entschluss gekommen, im Fall des Falles das CI tauschen zu lassen. „Wichtig war daher nur, gleich die nächsten Schritte zu setzen“, erklärt Kiesenhofer. „Den direkten Kontakt zur Klinik aufzunehmen, damit Hans möglichst rasch zu einem neuen CI kommt.“

„Wenn wir heute Kleinkinder mit Hörimplantaten versorgen, müssen wir deren Familien ehrlicherweise darauf vorbereiten, dass dieses CI irgendwann – in einigen Jahrzehnten vielleicht – zu tauschen sein wird“, ist der MED-EL Mitarbeiter überzeugt. Schließlich gibt es kein technisches Gerät, das für unbegrenzte Zeit uneingeschränkt funktionstüchtig bliebt.

Über ein Vierteljahrhundert treuer Begleiter für den CIA-Obmann: das Combi 40 Cochlea-Implantat.

Bei der OP den Routiniers vertrauen

Erfahrung mit der Reimplantation – der Entfernung des bisherigen Cochlea-Implantats und der Implantation mit einem neuen Implantat – gibt es nicht nur an der Wiener Universitätsklinik AKH. In der Anfangszeit haben Nutzer von älteren, teilweise sogar analogen Cochlea-Implantaten auch funktionsfähige CIs freiwillig herausnehmen lassen, um die Vorteile neuerer, verbesserter Implantat-Technologie nutzen zu können. CI-Techniker Kiesenhofer verweist auf die bei MED-EL einzigartig atraumatischen Elektroden: „Die kann man herausnehmen und eine neue einführen, ohne dabei Struktur in der Cochlea zu zerstören. Was den zeitlichen Ablauf betrifft, haben diese Patienten an der Klinik immer Priorität – damit zwischen Ausfall und Reaktivierung möglichst wenig Zeit vergeht.“ Mit dem neuen Implantat braucht es zwar wieder eine gewisse Eingewöhnung, aber in der Regel ist das Sprachverstehen relativ rasch wieder am alten Niveau – manchmal sogar besser.

„Mein OP-Hemd hat vibriert, als ob eine Maus in der Hemdtasche im Kreis läuft“, gesteht Horak seine Anspannung vor der OP. „Meine größte Sorge war, dass doch Probleme auftreten und die Reimplantation nicht mehr möglich wäre.“ Kliniker und CI-Techniker – alle haben ihre Zuversicht ausgesprochen und Mut gemacht. Trotzdem: „Der Höhepunkt der Anspannung war, als ich auf den OP-Tisch gelegt wurde. Ich habe nichts verstanden von dem, was um mich vorgeht.“

Erst die Routine aller Beteiligten im Operationssaal hat ihn dann beruhigt. „Jeder hat seinen Job gemacht und als der Anästhesist die Narkose angekündigte, dachte ich nur: Jetzt ist alles im Laufen.“

Neues Hören mit dem neuen SYNCHRONY 2

„Ich höre gerade meine alten CDs. Ich sag´s euch: Ich höre alles klar, aber ich sehe ganz verschwommen…“, witzelte Hans Horak per WhatsApp am Tage nach der Aktivierung seines neuen CI-Systems über seine Freudentränen. Im persönlichen Gespräch erzählt er lachend: „Ich bin noch am selben Tag zu den Nachbarn gelaufen: Ich höre euch wieder, ich bin wieder da!“

Noch ist der frisch Implantierte in der Eingewöhnungsphase. Mit dem neuen CI klingt noch alles ungewohnt, manches Geräusch kann der CIA-Obmann nicht gleich zuordnen. „Da muss ich wieder mein Forscherohr aufsetzen“, lacht er. Die Unterschiede sind zwar deutlich größer als beim Wechseln auf einen neuen Audioprozessor, trotzdem konnte er schon unmittelbar nach der Aktivierung mit Logopädin Sonja Reiß plaudern – obwohl ihr Lippenbild von der FFP2-Maske verdeckt war.

Nur im Auto hapert es im Moment noch: „Früher hatte ich beim Autoradio die Lautstärke zwischen 8 oder 9 eingestellt, jetzt zwischen 14 und 16“; erst dann übertönt der Radioklang die Fahr- und Umgebungsgeräusche. Die CI-Spezialisten haben empfohlen, in der ersten Phase möglichst viele Höreindrücke zu sammeln. Beim nächsten Einstelltermin sollen dann auch die verschiedenen Filter und Funktionen zur Sprach- und Klangoptimierung aktiviert werden.

Seit Herbst ist Hans Horak glücklicher Nutzer eines modernen SYNCHRONY 2 Cochlea-Implantats.

Das neue CI: „Ein Wunder!“

Hans Horaks Sprachverstehen wird von Tag zu Tag besser. „Ich kann jetzt schon telefonieren“, erzählt er bei unserem Treffen nur eine Woche nach der Aktivierung. „Bei meinem ersten CI habe ich am Anfang nur die Silben gezählt – von Sprachverstehen war lange keine Rede. Mit dem Combi 40 habe ich dann acht Monate gebraucht, bis ich telefonieren konnte. Nach der Reimplantation mit SYNCHRONY 2 ging das am zweiten Tag schon wieder. Ein Wunder!“

Für die Zukunft wünscht sich Hans Horak, dass sein neues SYNCHRONY 2-Implantat ihm so lange gutes Hören ermöglichen wird, wie sein bisheriges C40 das getan hat. Die aktuellen Zuverlässigkeitsdaten zeigen, dass beim SONATA – dem ersten MED-EL CI mit Titangehäuse – nach mittlerweile 15 Jahren noch über 98 Prozent der Implantate problemlos arbeiten.[1] Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass auch das SYNCHRONY 2 von Hans Horak in den nächsten 25 oder 30 Jahren gut funktionieren wird. „Na da komme ich dann schon mit dem Rollator zur Re-OP“, lacht der. „Da bin ich dann ja schon fast 100!“

[1] Aktuelle Zuverlässigkeitsdaten auf www.medel.com/de-at/hearing-solutions/cochlear-implants/reliability

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