Profi-Tipps für Cochlea Implantat-NutzerInnen zum Wahrnehmen und Erkennen von Geräuschen

Mit aktuellen CI-Technologien können NutzerInnen manchmal sogar schon beim ersten Aktivieren des Systems spontan ein wenig Sprache verstehen. Wahrnehmung und Zuordnung von Geräuschen bleiben trotzdem die ersten Stufen der Hörrehabilitation.

„Ich gebe jedem und jeder neuen CI-NutzerIn schon bei der Erstanpassung den Tipp, bewusst in verschiedene Geräuschsituationen hineinzugehen“, erklärt Stefanie Muck MSc, erfahrene CI-Logopädin bei MED-EL Wien. „Jeden Tag für einige Zeit in einer Alltagssituation – zum Beispiel beim Frühstückstisch oder beim Wohnungsputz – Geräusche machen und bewusst auf diese Geräusche hinhören!“

Auch in einem Hörtagebuch werden in der ersten Zeit vorwiegend wahrgenommene Geräusche festgehalten, bei Erwachsenen auch die Klangqualität der Geräusche, bei Kindern die Hörreaktion. Für die Eltern von CI-Kindern bietet das LittleEARS Tagebuch[1] eine Anleitung dazu.

In der ersten Zeit nach der Aktivierung der zweiten CI-Seite rät Logopädin Muck, das bereits gewohnte CI für das Hörtraining abzulegen und nur mit dem neuen CI zu üben. „Auch Musiktherapie kann ich für Cochlea Implantat-TrägerInnen wärmstens empfehlen: Dabei wird viel mit unterschiedlichen Geräuschen gearbeitet.“

Unterschiede hören lernen

Nicole Trimmel, seit Eröffnung des ZENTRUM HÖREN als CI-Logopädin dort aktiv, hat einen Tipp, der ideal zur warmen Jahreszeit passt: „Einfach einmal in den Park setzen, die Augen schließen und horchen.“

„Ich bin Hobbykoch“, ergänzt ihr Kollege Lukas Müller schmunzelnd. „Auch aus der Küche kommen viele Geräusche: Der Wasserhahn tropft oder läuft. Vom Herd kann man den Ventilator der Umluft hören. Sogar die Kühlschranktür macht beim Schließen ein Geräusch. Das Geheimnis liegt in der Achtsamkeit und passt für jedes Alter.“

„Man kann auch ähnliche Geräusche vergleichen: Wie klingt Papas Telefon und wie das von Mama? Wie klingt der Wasserhahn zu Hause, wie der bei Oma?“, animiert der Logopäde. Und er lädt ein zu einer bewussten „Geräusch-Safari“: egal ob in der Küche oder mit Kindern zum Beispiel auch im Zoo.

Geräusche sammeln

Um neue Geräusche zu sammeln, müssen wir nicht unbedingt ausgehen: Auf dem MED-EL Blog empfiehlt Oliver Walenta aus Deutschland, mit dem neuen Cochlea Implantat durchs Haus zu spazieren und dabei verschiedene Geräusche zu erkunden: das Piepen einer Mikrowelle, das Geräusch eines Ventilators, das Stampfen von Füßen auf dem Boden, das Rascheln von Papier.

Gemeinsam mit FreundInnen oder Familienmitgliedern wird diese Übung zur unterhaltsamen Erkundungstour. Besprechen Sie dabei auch, wie sich diese Geräusche anhören – versuchen Sie, die Geräusche zu beschreiben! Ähnlich können Sie auch im Garten oder bei der Shoppingtour Geräusche sammeln.

Viele CI-NutzerInnen haben Geräusche mancher technischen Geräte vor der Implantation längere Zeit nicht mehr gehört. Vielleicht können Sie nun beim Smartphone die verschiedenen Benachrichtigungs- und Klingeltöne wieder hören und nutzen? Versuchen Sie es! Aber auch der Ton des Laptops beim Starten oder wenn Sie eine E-Mail erhalten, die Geräusche des Druckers beim Ausdrucken und vieles mehr kann und soll mit dem Cochlea Implantat-System neu entdeckt werden.

Spielend Geräusche entdecken

Mit 100 Sounds to Discover hat MED-EL eine Computer-CD mit Klangdateien von 100 unterschiedlichen Geräuschen aus zehn Themenbereichen zusammengestellt sowie passenden Bildkarten dazu. Diese Geräusche können gehört, benannt und erraten werden, oder in unterschiedlicher Weise in Spiele eingebunden: zum Beispiel als Klang-Bild-Memory, bei dem das richtige Bild zum Klang aufgedeckt werden muss.

Für ein Hör-Memory zum Angreifen brauchen Sie eine Anzahl gleicher Dosen: zum Beispiel Überraschungseier, undurchsichtige Gewürzdosen oder leere Streichholzschachteln; oder Sie kaufen ein fertiges Set, füllen die Dosen mit Reis, Kaffeebohnen, Nudeln, Knöpfen, Kieselsteinen, Salz, Bügelperlen und anderem. Einmal jede Dose schütteln und dabei genau hinhören; dann mischen und los geht es!

Für das klassische Memory müssen jeweils zwei Dosen gleich gefüllt sein. Für die Version Bild-Klang-Memory müssen Sie zu jeder Dose noch ein Bildkärtchen basteln: Die Spielleitung deckt jeweils ein Bild auf und die Spieler suchen die passende Dose dazu. Diese Spielvariante wird noch herausfordernder, wenn die Dosen neu gemischt werden, sobald ein Paar richtig gefunden wurde. Alle Spielvarianten werden einfacher, wenn Sie die Anzahl der Dosen – und damit die Zahl der möglichen Geräusche – reduzieren.

Fit fürs Geräusche-Hören

Mit dem „Geräusch-Parcours“ nennt Nicole Trimmel auch eine Übungsmöglichkeit ganz ohne Computer oder vorbereitetem Spielmaterial: Die TeilnehmerInnen notieren fünf bis zehn Geräusche, die sie selbst produzieren können. Erst machen sie diese Geräusche der Reihe nach und horchen gut hin. Dann macht die Übungsleitung die Geräusche durcheinander und der oder die anderen versuchen das Geräusch zu erraten, ohne zu schauen.

Der „Geräusch-Parcours“ ist für Erwachsene und ältere Kinder eine gleichermaßen unterhaltsame Übungsmöglichkeit, denn – so die erfahrene Logopädin: „Spaß und Freude dürfen in der Therapie natürlich nicht fehlen: So merken sich die PatientInnen die Inhalte besser und können diese in den Alltag übertragen.“

Hörübungen zum Wahrnehmen und Orten von Geräuschen finden Sie auch in der Broschüre „Geräuschlokalisation“. Für Kleinkinder mit Cochlea Implantaten finden Sie entsprechende Übungsvorschläge in der Broschüre Kleine Öhrchen in Kapitel 3: Hörentwicklung. Beide Broschüren sind in gedruckter Form im ZENTRUM HÖREN oder im MED-EL Online-Shop erhältlich oder bei MED-EL als kostenfreier Download verfügbar.  

[1] Erhältlich im ZENTRUM HÖREN, auf https://at.shop.medel.com oder als freier Download auf https://www.medel.com/de-at/support/rehab/rehabilitation-downloads

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