Was Hören mit Dazugehören zu tun hat

Kurt Josifek, heute Nutzer einer bimodalen Hörlösung mit Hörgerät und VIBRANT SOUNDBRIDGE, war in seiner Lebensmitte von Wien ins grenznahe Weinviertel übersiedelt und ist dort nun Teil einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft.

Durch die sanften Hügel und Weingärten im nördlichen Niederösterreich schlängelt sich das asphaltgraue Band der Straße. Weit draußen mündet es in ein Dorf, in dem liebevoll gepflegte, eingeschossige Häuser das Ortsbild prägen. Hier ist in einem ehemaligen Bauernhof Kurt Josifek zuhause. Seit 21 Jahren. Er und seine Frau hatten damals in der Gegend Bekannte besucht. Dem Paar gefiel es hier so gut, dass sie Wohnung in Wien-Brigittenau und Garten am Laaer Berg aufgaben und ins Weinviertel übersiedelten.

Mit den DorfbewohnerInnen kam der gesellige Wahl-Niederösterreicher rasch ins Gespräch. Es dauerte zwar, bis alle sich die Namen der neuen Nachbarn gemerkt hatten; aber: „Der mit den kleinen, schwarzen Pudeln“, das war Kurt Josifek, der mit den beiden ehelichen Hunden regelmäßig Gassi ging.

Im August 2002 dann die Katastrophe: In ganz Österreich führten extreme Regenfälle zu Überschwemmungen. Das neue Zuhause des Ehepaars Josifek blieb zwar verschont, doch auf der Hauptstraße vor dem Küchenfenster stand das Wasser. „Ich habe mir die Gummistiefel, die Regenjacke und eine Schaufel geholt und habe gesagt: Burschen, ich bin da!“ Kommunikative Ader gepaart mit solidarischer Anteilnahme: Kurt Josifek rasch ein Teil der Dorfgemeinschaft.

„Wenn du nichts hörst, was sollst du dann sagen?“

Dass er schwerhörig war, störte den geborenen Wiener damals noch nicht: „Das ist ja langsam immer schlechter und schlechter geworden und man bekommt das nicht so mit.“ Er erzählt von den ersten Viennatone-Hörgeräten vor 40 Jahren, damals noch in Wien, und von Tympanoplastik-Operationen. Nachdem ein Cholesteatom am rechten Ohr eine sogenannte Totaloperation nötig machte, hörte er aber rechts von einem Tag auf den anderen faktisch nichts mehr.

Am Küchentisch, im ruhigen Zimmer, konnte er mit dem Hörgerät am linken Ohr zwar kommunizieren, aber in anderen Alltagssituationen waren Gespräche oft schwierig. „Ich habe oft nur noch verdutzt geschaut – soll ich ja oder nein sagen. Die vielen Missverständnisse…“, seufzt er. „Du kannst einfach nicht mitreden. Du bist von den Gesprächen ausgeschlossen – und dann schließt du dich selbst aus der Gesellschaft aus. Weil: Wenn du nichts hörst, was sollst du dann sagen?“

Wieder beidseits hören. „Wie man sagt: Stereo!“

„Lauter reden heißt nicht, alles verstehen!“, räumt der rüstige Pensionist einen weit verbreiteten Irrtum aus. „Wenn es zu laut ist, ist es unerträglich und man kann keinem Gespräch folgen.“ Auch für die persönliche Sicherheit erwies sich die Einseitigkeit beim Hören als äußerst relevant: „Wenn ich über die Straße gehe und höre nur von links das Auto kommen, ist das für mich schlecht.“

Sein Arzt verwies den Weinviertler an die Universitätsklinik St. Pölten, wo Dozentin Dr. Astrid Magele ihm eine VIBRANT SOUNDBRIDGE empfahl. „Vier Tage nach der Operation bin ich heimgegangen.“ Sechs Wochen später erhielt er den zugehörigen Audioprozessor und das System wurde aktiviert. „Da hat man das Gerät eingestellt wie bei einem herkömmlichen Hörgerät auch. Die zwei Geräte, das Hörgerät links und das Implantat rechts, die spielen jetzt zusammen. Wie man sagt: Stereo.“ Nur die Fernbedienung gefällt ihm nicht. Deswegen freut er sich auf sein baldiges Prozessor-Upgrade. Dann wird er für die VIBRANT SOUNDBRIDGE einen SAMBA 2 Audioprozessor bekommen, für den er alternativ zur Fernbedienung auch eine Handy-App zur Steuerung nutzen kann.

Das Flinserl, das keines ist…

„Ich muss ehrlich sagen, was machert ich ohne dem?!“ Der kommunikationsfreudige Implantat-Nutzer zeigt lachend auf den Audioprozessor seiner VIBRANT SOUNDBRIDGE. „Wenn ich gehe und höre nicht einmal den Traktor hinter mir, dann muss der hupen oder ich schreck z´samm“, kennt er viele Situationen, in denen ihm sein zugewonnenes Hören wichtig ist. „Wenn ich den Radio aufdrehe, das hält ein anderer gar nicht aus, bis ich ohne Geräte höre. Beim Einkaufen. In Gesellschaft. Ich wäre von der Gesellschaft ausgeschlossen.“

Nachvollziehbar, dass Josifek den Audioprozessor keinesfalls verlieren möchte. Aber: „Ich spür‘ das Gerät nicht“, so leicht und komfortabel ist es. Am kurzen Haar konnte der Pensionist den serienmäßigen Halteklipp nicht befestigen. Ein befreundeter Uhrmacher hatte dann die rettende Idee: Er verband mit einer kurzen Kette einen herkömmlichen Ohrstecker mit einem Magnetverschluss. „Wie ihn die Damen für ihre Perlenketten haben“, lacht der VIBRANT SOUNDBRIDGE-Nutzer verschmitzt. Das andere Ende des Magnetverschlusses ist – ganz wie die serienmäßig erhältlichen Halteklipps – am Audioprozessor befestigt. Der ist für Implantat-NutzerInnen ja ebenso wertvoll wie die besagte Perlenkette für eine feine Dame.

Die Gemeinschaft funktioniert – das Hören auch

Die letzten Jahre waren für den Pensionisten herausfordernd, besonders durch den plötzlichen Tod seiner Gattin. Auch die Corona-Pandemie machte vor dem kleinen Ort nahe der tschechischen Grenze nicht Halt, brachte Social Distancing und Lockdowns mit sich. „Aber die Dorfgemeinschaft hat gut funktioniert!“, erinnert sich der Witwer. Vom gemeinsamen Einkauf über Corona-Tests bis zum Impftermin – alles musste plötzlich online oder per Telefon vorbereitet werden. Für einige der älteren DorfbewohnerInnen eine nahezu unlösbare Aufgabe.

Josifeks offenes Küchenfenster wurde in dieser Zeit zur Kommunikationszentrale für die Dorfgemeinschaft. Hier konnten sie Unterstützung einholen. Der rüstige Mitsiebziger setzte sich dann für sie an den Computer oder ans Telefon. Er organisierte Einkäufe und Bestellungen beim Wirten ebenso wie Anmeldungen zur Impfung. „Wenn ich nichts gehört hätte, hätten die mich auch nicht fragen können.“

Voll aktiv dank Hören

Die Sonne blinzelt durch die Küchengardinen. Sie lässt am Fensterbrett rosa Seidenpelargonien und zwei Scheidenblatt aufleuchten. Das Scheidenblatt hat der Pensionist selbst gezogen, im Wasserglas. Ein Sonnenstrahl greift bis zum Kamin und streift dort einige Holzmodelle. Kurt Josifek ist vielseitig beschäftigt. „Beim Stockschießverein und beim Pfitschigogerl-Verein und so – so weit wollte ich mich eigentlich nie einbringen.“ 2005 trat er aber der lokalen Gruppe der NÖ Senioren bei. Neben Aktionen zur Nachbarschaftshilfe, wie während der Corona-Pandemie, werden dort gemeinsame Veranstaltungen und Ausflüge organisiert; weil die älteren Semester der Gruppe gerne mitkommen, aber für sie die Vorbereitung und die Selbstanfahrt mitunter zu beschwerlich wären.

Als kurz hintereinander der Obmann der Ortsgruppe verstarb und dessen Nachfolgerin in einen anderen Bezirk verzog, wandten sich die Senioren und Seniorinnen der Gemeinde im Jänner 2020 an den geborenen Wiener. „Wenn ihr an Zuagrasten als Obmann wollts…“, freute sich der. Um die Ortsgruppe eines bundesweiten Seniorenvereins zu leiten, braucht er neben Organisationstalent, EDV- und Internetkenntnissen auch ein gehöriges Maß an Kommunikationsfähigkeit. „Ohne zu hören wäre ich jetzt sicher nicht Obmann.“

Während Josifek noch von seinen Aufgaben als Senioren-Obmann in Corona-Zeiten erzählt, klingelt es. Dank Stereo-Hörens findet der Witwer rasch das läutende Mobiltelefon und hebt ab. „Ja, danke. Ich habe noch Besuch, aber ich komm´ gleich. Sonst wird´s noch kalt.“ Ohne VIBRANT SOUNDBRIDGE hätte der Witwer das Telefon vielleicht nicht so rasch gefunden und die Mahnung zum Mittagessen verpasst…

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