Warum regelmäßige Hörtests ab 50 Jahren Teil der Vorsorge sein sollten

Auch beim Hören gilt: Vorsorge ist besser als Schadensbegrenzung. Doch das Thema Hörvorsorge ab 50 wird in Österreich nach wie vor unterschätzt – mit weitreichenden Folgen für Gesundheit und Lebensqualität.

Audiologist doing impedance audiometry or diagnosis of hearing impairment. An beautiful redhead adult woman getting an auditory test at a hearing clinic.

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Beim Wissensforum „Mit allen Sinnen“ am Klinikum Wels-Grieskirchen im Mai 2025 wurde deutlich: Hörverlust betrifft viele Menschen im mittleren und höheren Lebensalter – und wirkt sich auf Kommunikation, Sicherheit, soziale Teilhabe und geistige Gesundheit aus.

„Wir machen regelmäßig Blutuntersuchungen und Darmspiegelungen. Warum nicht auch ab 50 einen Hörtest mit Sprachaudiometrie?“, fragt Dr. Thomas Keintzel, Primar der HNO-Abteilung am Klinikum Wels-Grieskirchen und Leiter der Arbeitsgruppe Audiologie der Österreichischen HNO-Gesellschaft.

Der aktuelle Stand der Vorsorge: zu spät und zu wenig

Tatsächlich enthält der Fragebogen zur medizinischen Vorsorgeuntersuchung erst ab 65 Jahren die Frage: „Ich habe Probleme beim Hören.“

Ab diesem Alter wird ein sogenannter Flüstertest empfohlen: Der Arzt flüstert Zahlen aus verschiedenen Entfernungen, um das Hören hoher Frequenzen zu prüfen, und spricht in normaler Lautstärke für tiefe Frequenzen.

Doch dieser einfache Test ist nicht aussagekräftig: Er unterscheidet weder zwischen linkem und rechtem Ohr, noch liefert er objektive Werte über das tatsächliche Hörvermögen. Eine wirksame Hörvorsorge ab 50 müsste daher standardmäßig eine Sprachaudiometrie umfassen – den Goldstandard der Hördiagnostik.

Sprachaudiometrie – die Basis einer echten Hörvorsorge

Nur eine fachlich korrekt durchgeführte Sprachaudiometrie kann eine Hörstörung zuverlässig erkennen. Doch dafür fehlt den meisten HausärztInnen die technische Ausstattung. Laut Dr. Keintzel ist der erste Hörtest ab 65 bereits 15 Jahre zu spät: „Die Statistik zeigt, dass die Hörprobleme oft schon mit 50 beginnen. In diesem Alter ist der Weg zurück ins Hören noch deutlich einfacher.“

Eine frühzeitige Hörvorsorge ab 50 ermöglicht also, Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern noch bevor Sprachverstehen und kognitive Fähigkeiten leiden.

Hörhilfen schützen auch das Gehirn

Wird bei der Untersuchung eine Hörminderung festgestellt, sollten je nach Befund Hörgeräte, Hörimplantate oder gezieltes Hörtraining eingesetzt werden.
Das gilt auch für Menschen, die bereits ein Hörgerät tragen.

Bei zusätzlichen kognitiven Einschränkungen kann ergänzendes Gehirntraining helfen, mentale Leistungsfähigkeit zu stabilisieren. „So wie wir Bluthochdruck behandeln oder aufhören zu rauchen, sollten wir auch eine Hörminderung ernst nehmen“, betont Dr. Keintzel. „Hörgeräte können keine Demenz heilen, aber sie helfen, geistige Fähigkeiten länger zu bewahren. Es liegt an uns, aktiv zu werden!“

Hörvorsorge ab 50 schützt Lebensqualität und geistige Gesundheit

Ein verpflichtendes Hörscreening ab 50 Jahren könnte helfen, Hörprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Das verbessert nicht nur das Sprachverstehen, sondern beugt auch sozialem Rückzug und kognitiven Folgeerkrankungen wie Demenz vor. Hörvorsorge ab 50 sollte daher genauso selbstverständlich sein wie Blutdruckmessung oder Augenuntersuchung – denn gutes Hören ist aktive Gesundheitsprävention.

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