Wie ein Cochlea-Implantat bei Otosklerose helfen kann
Bei 10 bis 15 Prozent aller Otosklerose-Betroffenen bringen weder Hörgeräte noch Stapes-Operation das Hörvermögen zurück. Für sie sind Hörimplantate, häufig Cochlea-Implantate, eine wirksame Alternative.
Von Eva Kohl und Yi Ge

©MED-EL/Daniel Zangerl
Was passiert bei Otosklerose?
Bereits 1893 beschrieb der Wiener Otologe Adam Politzer die Otosklerose als eigenständige Erkrankung. Sie beginnt meist am Übergang zwischen Mittelohr und Innenohr, also zwischen Steigbügel (Stapes) und Ovalem Fenster. Dabei wandelt sich Knochengewebe zu einer geleeartigen Masse um – einer sogenannten Otospongiose. Mit der Zeit verknöchert dieses Gewebe wieder und versteift die Strukturen, was zu einer zunehmenden Schallleitungsschwerhörigkeit führt.
In manchen Fällen kann die Erkrankung auch das Innenohr betreffen und eine Schallempfindungsschwerhörigkeit verursachen. Bei fortgeschrittener Verknöcherung der Hörschnecke (Cochlea) spricht man von einer Cochlea-Ossifikation – einer der Situationen, in denen ein Cochlea-Implantat bei Otosklerose besonders hilfreich sein kann.
Wenn Hörgeräte und Operationen nicht mehr helfen
Viele PatientInnen profitieren anfangs von konventionellen Hörgeräten oder einer Stapesplastik, also dem chirurgischen Ersatz des Steigbügels durch eine Prothese. Doch bei etwa jeder siebten bis zehnten betroffenen Person bleibt dieser Erfolg aus. Dann kommen aktive Hörimplantate infrage.
Im Durchschnitt vergehen bei Otosklerose-PatientInnen rund 16 Jahre vom ersten Hörverlust bis zur Empfehlung für ein CI. Das ist zu lange, denn der Hörerfolg mit Cochlea-Implantat hängt entscheidend von der Dauer der Taubheit ab. Je früher implantiert wird, desto besser bleiben Hörnerv und Sprachverstehen erhalten.
Wer ist von Otosklerose betroffen?
Typisch betroffen sind weiße Frauen zwischen 15 und 45 Jahren. Männer oder Menschen anderer Hautfarbe sind deutlich seltener betroffen. Erste Symptome können während hormoneller Veränderungen – etwa in der Schwangerschaft –, nach Infektionen (z. B. Masern) oder durch starke Lärmbelastung auftreten. Auch genetische Faktoren werden diskutiert.
Bemerkenswert: Rund 90 % der Otosklerose-Betroffenen bleiben symptomfrei, obwohl im Knochen übermäßiges Wachstum stattfindet. Wenn Symptome auftreten, beginnen sie meist mit einer Hörminderung bei tiefen Tönen, die sich langsam verschlechtert. Typisch ist auch die Parakusis nach Willis: Sprache wird in lauter Umgebung besser verstanden als in Ruhe.
Symptome und Krankheitsverlauf
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Meist beidseitiger, unterschiedlich ausgeprägter Hörverlust
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Häufig zusätzliche Ohrgeräusche (Tinnitus)
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Bei etwa 40 % leichter Schwindel
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In 10–15 % der Fälle bleibt der Steigbügel beweglich, doch es entstehen innenohrschädigende Stoffe → Innenohr-Otosklerose
Diese Varianten machen die Diagnose komplex – und zeigen, wie individuell die Therapie mit einem Cochlea-Implantat bei Otosklerose geplant werden muss.
Hörimplantate als Alternative: BONEBRIDGE oder Cochlea-Implantat

Yi Ge, MD, leitende Managerin für medizinische Aspekte beim MED-EL: „Wenn weder Hörgerät noch Stapedektomie das Hörvermögen zurückbringen, können Otosklerose-Betroffene meist von jeweils unterschiedlichen Implantat-Systemen optimal profitieren.“ ©privat
HNO-FachärztInnen verfolgen bei Otosklerose meist zunächst eine abwartende Strategie. Bei leichtem Hörverlust helfen Hörgeräte, bei stärkerem Verlust eine Stapedektomie. Wenn jedoch beide Methoden versagen, kommen Hörimplantate zum Einsatz.
„Leider gibt es bisher keinen Konsens, wie solche PatientInnen am effektivsten weiter zu behandeln sind“, erklärt Dr. Yi Ge, leitende Managerin für medizinische Aspekte beim Hörimplantat-Hersteller MED-EL. „Dabei können Betroffene meist von unterschiedlichen Implantatsystemen optimal profitieren.“
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Für reine Schallleitungsschwerhörigkeit: das Knochenleitungsimplantat BONEBRIDGE
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Für kombinierte oder hochgradige Innenohrschwerhörigkeit: das Cochlea-Implantat (CI)
Gerade das CI ist bei fortgeschrittener Otosklerose oft die beste und nachhaltigste Lösung.
Warum eine frühe CI-Implantation wichtig ist
Otosklerose führt zu übermäßigem Wachstum von Weichgewebe (Fibrose) und Knochen (Osteogenese). Das kann die Insertion der CI-Elektrode erschweren.
Doch mit modernen Tools wie OTOPLAN von MED-EL lässt sich die individuelle Anatomie exakt vermessen und die optimale Elektrodenträgerlänge planen.
Diese präzise Anpassung sichert bestmögliche Ergebnisse für das spätere Sprachverstehen. Denn auch bei Cochlea-Implantaten bei Otosklerose gilt: Je kürzer das Ohr taub war, desto besser der Erfolg.
Was Cochlea-Implantate bei Otosklerose leisten können
Ein Cochlea-Implantat kann die Verknöcherung nicht stoppen, aber die Funktion des Hörnervs erhalten. Durch elektrische Stimulation beugt es einer weiteren Degeneration vor und ermöglicht vielen Betroffenen ein deutlich besseres Sprachverstehen als zuvor mit Hörgeräten.
Studien zeigen:
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Cochlea-Implantate führen bei Otosklerose-Betroffenen oft zu höherer Zufriedenheit als Stapes-Rekonstruktionen.
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Langjährige Taubheit mindert den Erfolg – daher ist frühe Versorgung entscheidend.
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Rehabilitation und Gewöhnung ans Hören sind nötig, aber lohnend – viele NutzerInnen berichten von einem „neuen Leben mit Klang“.
Gute Hörerfolge mit Cochlea-Implantat bei Otosklerose
Otosklerose ist eine fortschreitende Erkrankung, doch moderne Cochlea-Implantate bieten heute eine effektive Möglichkeit, Hören und Sprachverstehen nachhaltig zu verbessern. Mit individuell angepassten Elektrodenträgern und präziser Planung können auch PatientInnen mit fortgeschrittener Verknöcherung vom CI profitieren.
Wer frühzeitig implantiert wird, hat beste Chancen, sein Hörvermögen und seine Lebensqualität wiederzuerlangen.

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