Das Belvedere – eine barocke Schlossanlage, die einst für Prinz Eugen von Savoyen vor den Pforten der heutigen Innenstadt erbaut wurde, hat einiges zu bieten. Auch Bauchmuskeltraining steht dort auf dem Programm.
Birgitt Valenta
Für die Kunst hatte schon der bekannteste Feldherr der Habsburger, Prinz Eugen, etwas übrig. Er war wohl der Initiator dafür, dass die drei Komplexe des Belvedere heute zu den führenden Museen der Welt zählen. In Wien ist die Schlossanlage das am meisten besuchte Kunstmuseum.
Die Sammlung des Hauses umfasst nationale sowie internationale Werke vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Höhepunkt ist die weltweit größte Gustav Klimt-Gemälde-Sammlung, der berühmte Kuss wird täglich von tausenden Besuchern im Oberen Belvedere bestaunt.
Seit drei Jahren hat sich das Haus überdies etwas Besonderes einfallen lassen, das man ideal mit einem Besuch der wunderschönen Gartenanlage verbinden kann: Sommerkino im versteckten Kammergarten. Der inhaltliche Schwerpunkt variiert jedes Jahr, doch liegt er stets auf dem besonderen Film. Meine Wahl ist heuer schnell getroffen – ich habe mich für einen Louis de Funès Klassiker entschieden. Schon immer war es für mich Filmfreundin ein inniger Wunsch, über den guten alten Louis, den wohl berühmtesten Komiker Frankreichs, zusammen mit vielen anderen eingefleischten Fans in Kinoatmosphäre lachen zu dürfen. Denn die meisten von uns kennen ihn lediglich als TV-Dauerbrenner von der Couch aus an verregneten Wochenenden.
Zeit für Komödien
Eingebettet in barocker Gartenkulisse lasse ich mich ein auf ein Filmgenre, das ich nach wie vor als das Schwierigste einschätze – die Komödie. Und ich darf 90 Minuten etwas bestaunen, das heute seinesgleichen sucht: Humor in einer simplen und daher gleichzeitig sehr mutigen Form. Der hektische Charakter des unvergleichlichen Louis de Funès, von ihm formvollendet dargestellt vor allem in seinem ausufernden Mienenspiel und in tollpatschiger Gestik. Diese körperliche Komik, inspiriert von seinen Stummfilmidolen, beherrscht er perfekt; Gepaart mit dem vollkommen absurden Plot, den kalkuliert schlecht spielenden Schauspielerkollegen, die bewusst sichtbar gemachten falschen Kulissen im Hintergrund – ergibt sich etwas ganz Wunderbares und zugleich Erstaunliches: wir lachen – wir lachen sogar Tränen – ohne Qualitätsanspruch, ohne großes Hinterfragen. Warum traut sich ein Regisseur, einen solchen Film zu schaffen? Und wieso weiß er, dass er ein Riesenerfolg werden, sogar über Jahrzehnte ein Klassiker bleiben wird? Ich wundere mich an diesem Abend wieder einmal, dass wir, die Zuschauer, über einen so transparenten Unsinn derart herzhaft lachen können, gleichzeitig erkenne ich jedoch den grenzgenialen Masterplan der Komödienregisseure jener Zeit: sie fanden eine simple Formel, die keine Grenzen und kein Alter kennt. Wir Menschen, damals wie heute, brauchen keine komplizierte Unterhaltung, damit unsere Seelen erwärmt und erheitert werden. Wenn man zu denen gehören darf, die diese Leichtigkeit spüren, dann kann man für diese besondere Gabe in Zeiten des Überangebots, des „Overflows“, einfach nur Danke sagen. Danke, Louis, danke allen unvergesslichen Schauspielerkollegen in deiner Range – von Peter Alexander bis Pierre Richard – und danke, liebes Ich für dein Gespür.
Das Belvedere hat das Potenzial erkannt und so freue ich mich schon jetzt auf die nächste Saison, in der in der schönsten Schlossanlage Wiens herzhaft gelacht werden darf.