Cochlea Implantat: Mehr als nur audio-verbale Kommunikation

Aktuelle Studien zeigen: Umgebungsgeräusche zu hören, macht unser Leben sicherer und schöner. Wir sollten beidseits hören und das Wahrnehmen und Zuordnen von Geräuschen üben.

In den Anfängen der Cochlea Implantation waren die Erwartungen an die Effizienz der Implantation bescheiden: Offenes Sprachverstehen war damals unwahrscheinlich. Man war zufrieden, wenn CI-NutzerInnen Geräusche wahrnehmen konnten sowie Sprache von Umgebungsgeräuschen und verschiedene Umgebungsgeräusche voneinander unterscheiden konnten. Das Cochlea Implantat sollte die akustische Wahrnehmung der Umgebung schenken sowie das Lippenlesen unterstützen.

Mit der Einführung effizienter, rascher Kodierungsstrategien, namentlich ab 1994 mit der Einführung der CIS-Strategie, sind die Hörerfolge mit dem Implantat unvergleichbar besser. Wahrnehmung und Zuordnung von Umgebungsgeräuschen sind dabei etwas in Vergessenheit geraten: Mit den aktuellen CI-Technologien werden sie kaum noch auf wissenschaftlicher Basis ermittelt.

Dabei kann gerade die Wahrnehmung der Umgebungsgeräusche Menschen helfen, „sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden, [sie kann] vor potenziellen Gefahren warnen und ein Gefühl ästhetischer Befriedigung vermitteln“, wie das wissenschaftliche Team einer Anfang 2021 publizierten systematischen Studienanalyse aus den USA formuliert.1 Das sind nicht nur für Therapie und Studien wichtige Aspekte, sondern auch relevante Argumente, wenn das Erreichen audioverbaler Kommunikation für einen bzw. eine CI-KandidatIn unwahrscheinlich scheint.

Wichtige Geräusche haben Vorrang!

Um weitere Leistungsverbesserungen neuer Cochlea Implantat-Technologien aufzuzeigen, werden heute in wissenschaftlichen Studien in der Regel besonders schwierige Sprachtests verwendet sowie Sprachtests bei Hintergrundgeräuschen. Neben der US-amerikanischen Studienanalyse beschäftigen sich aber zwei kürzlich erschienene Studien gezielt mit der Geräuschwahrnehmung mit Cochlea Implantaten.

Diese aktuellen Daten zeigen, dass Cochlea Implantate ihren NutzerInnen in der Regel auch Verbesserungen beim Wahrnehmen der akustischen Umgebung bringen.2 Verglichen mit normalhörenden Personen vermissen die meisten CI-NutzerInnen aber auch in dieser Hinsicht noch an Hörsicherheit.3

Ob NutzerInnen mit besserem Sprachverstehen zwingend auch Umgebungsgeräusche zuverlässiger erkennen, sind sich die aktuellen Studien nicht einig. Ein Geräusch wird aber dann zuverlässiger erkannt, wenn beidseits Implantate genutzt werden,4 wenn das Geräusch als sicherheitsrelevant eingestuft wird5 und wenn es vertraut ist.6 Die StudienautorInnen vermuten bessere Erfolge, wenn das Wahrnehmen und Differenzieren von Geräuschen in der Hörrehabilitation bewusst geübt wird.7

Systematische Studienanalyse und aktuelle Studien:

1,3 “Perception of Environmental Sounds in Cochlear Implant Users: A Systematic Review“, Shafiro V. et al., Frontiers in Neuroscience, January 2022, Volume 15 Article 788899, doi: 10.3389/fnins.2021.788899

2,7 “A longitudinal comparison of environmental sound recognition in adults with hearing aids before and after cochlear implantation”, Harris et al., Journal of Speech, Language, and Hearing Research, March 2021, Volume 64 Issue 3 p. 1040–1052. doi: 10.1044/2020_JSLHR-20-00400

4,5,6 “Identification Accuracy of Safety-Relevant Environmental Sounds in Adult Cochlear Implant Users”, Luzum et al., The Laryngoscope, November 2022, doi: 10.1002/lary.30475

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