Über die medizinischen Erfahrungen im Bereich Hörimplantation in Südafrika

Dies ist nun schon der 28. Bericht über meine internationalen Aktivitäten und nach Schweden, Kuwait, Ägypten, Malaysia, Kanada, Australien, Ungarn, Deutschland, Japan, Südtirol, Israel, Polen, Kolumbien, England, Philippinen, Singapur, Georgien, China, Hongkong, Taiwan, Tschechischer Republik, Neuseeland, Serbien, Rumänien/Bukarest, Bosnien-Herzegowina, Rumänien II und Thailand folgt nun Südafrika.

Südafrika hat über 60 Millionen Einwohner und ich hatte im November 2018 und im August 2022 die Ehre, die dortigen lokalen HNO-KollegInnen in Kapstadt bei komplexen und speziellen Cochlea Implantationen chirurgisch zu unterstützen.

Südafrika ist nicht Afrika

Nach den Jahrzehnten der Apartheid führen seit dem 27. April 1994 Mitglieder des ANC – African National Congress – die Regierung. Erster schwarzer Präsident war der legendäre Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela, der 2013 verstarb.

Südafrika ist nicht Afrika, wirtschaftlich und sozial gesehen, und die Kapregion mit Kapstadt ist nicht Südafrika! Kapstadt und die darum liegende Provinz (Bundesland) Westkap sind der wirtschaftliche, touristische und medizinische Motor des Landes. Kapstadt hat mit seinen Vorstädten etwa vier Millionen EinwohnerInnen, die gesamte Provinz zirka sieben Millionen. Westkap ist die einzige südafrikanische Provinz mit weißer Regionalregierung. Der Lebensstandard in Kapstadt ist mit Mitteleuropa/Österreich vergleichbar, die Gegend um die Kapregion ist traumhaft schön.

Medizinische Spitzenstandards in Kapstadt

Die südafrikanische Medizin hat seit Jahrzehnten einen sehr guten Standard und das Groote Schuur Hospital, in dem ich an der HNO-Abteilung tätig war, ist das beste Krankenhaus Afrikas. Dieses ist durchaus mit dem Wiener AKH, der Medizinischen Hochschule Hannover oder den besten US-Spitälern zu vergleichen. Die medizintechnische Ausrüstung der HNO-Abteilung des Groote Schuur war besser als die hier am Wiener AKH. Ich hatte die modernsten und besten verfügbaren Mikroskope (Zeiss und Leica), Bohrer und OP-Tische zur Verfügung. Die Kollegen Prof. Louis Hofmeyr und Dr. Tashneem Harris und ihre KollegInnen decken das gesamte Spektrum der HNO-Heilkunde ab. Es ist die einzige Abteilung Afrikas, die Akustikusneurinome operiert und auch komplexe Schädelbasiseingriffe vornimmt. Viele afrikanische Ärztinnen und Ärzte (aus allen afrikanischen Staaten) kommen zum Training oder zur Ausbildung nach Kapstadt. So operierte ich beispielsweise mit einem Assistenten aus Botswana.

Medizingeschichte geschrieben

Medizingeschichte schrieb das Groote Schuur Hospital am 3. Dezember 1967, als Prof. Christian Barnard weltweit die erste erfolgreiche Herztransplantation durchführte; Vielleicht schreibe ich darüber einmal einen eigenen Artikel! Ich hatte die Ehre, die originalen Operationssäle, die nun als Museum dienen, im Rahmen einer Führung besuchen zu dürfen. Das Heart of Capetown Museum ist jedem Touristen unbedingt zu empfehlen: www.heartofcapetown.co.za

Cochlea Implantationen sind private Leistungen

Meine Aufgabe war es, die südafrikanischen KollegInnen bei der Cochlea Implantation von Kindern mit Fehlbildungen aktiv am OP-Tisch zu unterstützen. In ganz Südafrika werden jährlich nur etwa 200 bis 250 Cochlea Implantationen durchgeführt.  Das liegt nicht daran, dass die ÄrztInnen nicht wollen oder können. Sämtliche Ohrimplantate, also Cochlea Implantat, VIBRANT SOUNDBRIDGE, BONEBRIDGE sind private Leistungen, nichts davon wird von der südafrikanischen Krankenkasse übernommen!

Das bedeutet, fast alle Kinder – auch die Erwachsenen – werden über Fonds und Spenden von Dritten finanziert. Kinder, deren CIs privat von den Eltern finanziert werden, sind die Ausnahme. Aus diesem Grund sind 80 Prozent der CI-PatientInnen Kinder. Bei gleicher Frequenz wie in Österreich müsste Südafrika pro Jahr etwa 3.400 Cochlea Implantate operieren, nicht nur 200 – 250! Im besten Falle wird also nur eines von zehn Kindern, die es benötigen, mit einem Cochlea Implantat versorgt. Eine Änderung ist nicht in Sicht. Ich habe mit etlichen südafrikanischen Politikern gesprochen und diese Thematik auch erläutert. Trotz offener Ohren, netter Worte und viel Verständnis erwarte ich keine Änderung oder Fortschritte im System. Trotz der inzwischen jahrzehntelangen Bemühungen der südafrikanischen ÄrztInnen (nicht nur HNO) bleiben die Cochlea Implantate wohl noch für längere Zeit der privaten Zahlung vorbehalten.

Der Kontakt zwischen mir und dem Groote Schuur Krankenhaus bleibt erhalten, wir tauschen uns regelmäßig aus. Prof. Hofmeyr kommt im September nach Wien zum Österreichischen HNO-Kongress. Sollten Sie als Tourist in Kapstadt krank werden oder verunfallen, im Groote Schuur sind Sie bestens aufgehoben, vermutlich besser als in vielen österreichischen Spitälern.

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