„So einfach wie nie zuvor“

Das Studieren mit Cochlea-Implantat in Österreich ist gut möglich, aber es erfordert individuelle Anstrengung, institutionelle Unterstützung und gesellschaftliche Sensibilität.

Alexander und Matthias Pusker

Studieren in Österreich gilt als ein Privileg: Offene Universitäten, eine reiche akademische Tradition und ein vergleichsweise guter Zugang zur Hochschulbildung ziehen jedes Jahr tausende junge Menschen an. Doch für Studierende mit Hörbeeinträchtigungen stellt der Weg zum Abschluss oftmals eine besondere Herausforderung dar.

Insbesondere Studierende mit Cochlea-Implantat erleben den Studienalltag mit einer Mischung aus großen Chancen und zugleich sehr spezifischen Barrieren.

Herausforderungen beim Studieren mit Cochlea-Implantat

Das Hören mit einem Cochlea-Implantat ist nicht identisch mit dem natürlichen Hören. Nebengeräusche, Hall in großen Hörsälen oder das schnelle Sprechtempo mancher Vortragenden können den Studienalltag erschweren.

Für Studierende mit CI bedeutet das häufig: doppelte Konzentration, zusätzliche Vorbereitung und manchmal auch den Mut, aktiv Unterstützung einzufordern.

Wie Universitäten beim Studieren mit Cochlea-Implantat unterstützen

Österreich hat sich in den letzten Jahren sehr bemüht, seine Hochschulen barrierefreier zu gestalten. An fast allen Universitäten existieren inzwischen sogenannte Behindertenbeauftragte oder Zentren für barrierefreies Studieren. Diese bieten Beratung, organisieren technische Hilfsmittel oder unterstützen bei der Antragstellung auf Nachteilsausgleiche – etwa zusätzliche Prüfungszeit oder die Bereitstellung von Mitschriften.

Viele Hörsäle sind mittlerweile mit Induktionsschleifen oder Funkübertragungsanlagen ausgestattet, sodass das gesprochene Wort direkt in den Audioprozessor des Implantats übertragen werden kann. Das reduziert Störgeräusche erheblich.

Doch die Realität ist nicht überall gleich: Manche Hörsäle sind noch nicht technisch ausgerüstet, und die Qualität hängt stark vom Engagement der jeweiligen Hochschule ab.

Digitalisierung als Chance beim Studieren mit Cochlea-Implantat

Die digitale Lehre bleibt auch nach der Pandemiezeit ein wichtiges Werkzeug. ©Adobe Stock

Die COVID-19-Pandemie hat viele Hochschulen gezwungen, digitale Lehrformate einzuführen. Für Studierende mit Cochlea-Implantat war dies Fluch und Segen zugleich.

Online-Vorlesungen mit Untertitelung oder Aufzeichnungen boten einen enormen Vorteil: Inhalte konnten mehrfach abgespielt, Lautstärken individuell angepasst und automatische Transkriptionen genutzt werden. Auf der anderen Seite erschwerten technische Störungen oder unzureichende Barrierefreiheit von Plattformen die Teilnahme.

Auch in der „Nach-Pandemie-Zeit“ bleibt die digitale Lehre ein wichtiges Werkzeug. Viele Universitäten haben erkannt, dass Aufzeichnungen und Untertitel allen Studierenden zugutekommen – für CI-NutzerInnen sind sie jedoch oft entscheidend, um auf Augenhöhe mit ihren KommilitonInnen lernen zu können.

Inklusives Studieren mit Cochlea-Implantat: mehr als Technik

Ein inklusives Studium bedeutet nicht nur barrierefreie Technik, sondern auch Bewusstsein: Lehrende, die Mikros konsequent einsetzen; KommilitonInnen, die Rücksicht nehmen, indem sie deutlich sprechen; und eine Hochschulkultur, die Vielfalt nicht als Sonderfall, sondern als Normalität begreift.

Nur wenn Technik, Haltung und Kommunikation zusammenspielen, gelingt das echte Studieren mit Cochlea-Implantat.

Erfahrungen von Studierenden mit Cochlea-Implantat

Wir beiden Brüder studieren an verschiedenen Universitäten und machen dabei unterschiedliche Erfahrungen – in den Infoboxen erzählen wir mehr darüber, wie das Studieren mit Cochlea-Implantat im Alltag funktioniert. Wir stehen gerne für Fragen zum Studieren mit Cochlea-Implantat zur Verfügung. Bei Interesse erstellen wir auch gerne eine Gruppe für den digitalen Austausch zwischen Studierenden mit CI.
Bitte meldet euch einfach unter jugend@ci-a.at .