Musik stellt für viele Menschen einen wichtigen Lebensbereich dar – für Hörbeeinträchtigte bietet überdies musikalischer Rhythmus und Melodie einen vereinfachten Zugang zu Sprachrhythmus und Satzmelodie.
Die passend gewählte Hintergrundmusik kann nicht nur den Krimi spannender und die Liebesgeschichte romantischer machen, auch Emotionen können besser erlebt und verarbeitet werden bzw. durch Tanz oder Musizieren zum Ausdruck gebracht werden. Musikerziehung bei Kindern fördert deren Entwicklung in vielerlei Bereichen. Bei hörbeeinträchtigten Kindern steht aber natürlich die sprachliche Entwicklung im Vordergrund, die mit Hilfe von Musik ebenfalls hilfreich unterstützt werden kann.
Wenn das Kind in keinen Kindergarten mit Hörförderung geht, wo diese Aspekte sowieso bewusst genützt werden, sollten die musikalischen Grundfähigkeiten im häuslichen Umfeld entsprechend gefördert werden. Kniereiter und Fingerreime, Kinderlieder und Tanzspiele helfen dabei. Mit der zunehmenden Berufstätigkeit beider Elternteile in den letzten dreißig Jahren bleibt aber immer seltener Zeit für gemeinsames Singen, und die wenigsten Kinder heute wachsen gemeinsam mit den Großeltern auf, die dann diesen Aufgabenbereich übernehmen könnten. Auf diesem Hintergrund haben viele der heutigen Eltern in ihrer eigenen Kindheit keine entsprechende Singkultur entwickelt und viele der Lieder und Liedchen, die früher von Generation zu Generation weitergegeben worden sind, sind mittlerweile in Vergessenheit geraten. Ein vielfältiges Angebot an einschlägiger Literatur im regulären Buchhandel kann unterstützen, CDs mit Kinderliedern laden zum Mitsingen ein und Programme wie „Mellie macht Musik“ dienen als Anleitung – aber ohne Eigenerfahrung gestaltet sich der Einstieg oftmals trotzdem schwierig.
Es ist später Nachmittag an der Musikschule Wien-Brigittenau. Vor mir am Boden sitzen rund zehn Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter am Fußboden, mitten unter ihnen ein junger Mann mit Gitarre, der vom Zirkus erzählt. Dann stimmt er ein kurzes Kinderlied über Akrobaten an. Die Kinder stimmen zaghaft ein, es wird mitgeklatscht und Orff-Instrumente kommen zum Einsatz. Als ein kleiner Junge unvermittelt von seiner Knieverletzung zu erzählen beginnt, hört der Gruppenleiter aufmerksam zu, fragt nach und leitet dann wieder vorsichtig zum virtuellen Geschehen in der Manege zurück, das die Kinder nun spielerisch darstellen – mit viel Spaß und der Begleitung von Gitarre und Gesang. Die Einheit nennt sich „Musikalische Früherziehung“ und stellt in ihrem Aufbau eine wunderbare Ergänzung für jene Familien dar, die diese Singkultur wieder aufbauen möchten.
In der Bundeshauptstadt gibt es eine Vielzahl von Anbietern für elementare Musikpädagogik für Kinder, wie sich diese Musikpädagogische Fachrichtung nennt, die erstes Erfahren und Erleben mit Musik zum Inhalt hat, österreichweit übernehmen die Musikschulen neben den privaten Anbietern diese Aufgabe.